Weniger Geld für Kundenteams
Voller Fokus auf die Formel 1: Audi streicht restliches Motorsport-Programm weiter zusammen

11.07.2023 | Stand 14.09.2023, 21:30 Uhr

Seine Tage sind gezählt: Der Lebenszyklus des Audi R8 endet, ab 2030 sollen beim Ingolstädter Autobauer nur noch rein elektrische Fahrzeuge vom Band laufen. Da passt die große finanzielle Unterstützung des Herstellers für Verbrenner in Rennserien nicht mehr ins Konzept. Ab 2026 will Audi zudem in der Formel 1 antreten. Foto: Imago Images

Ab 2026 startet Audi in der Formel 1 – auf dem Weg dorthin bündelt der Autobauer weiter alle Motorsportkräfte. Was lange als Gerücht kursierte, ist mit einem Vorstandsbeschluss an der Ettinger Straße seit dieser Woche klar: Nach der laufenden Saison stellen die Ingolstädter ihre finanzielle Unterstützung für Kundenteams in der DTM oder bei Langstreckenrennen wie dem 24-Stunden-Klassiker auf dem Nürburgring oder in Serien auf der ganzen Welt ein.



Auch das noch 14 Piloten umfassende Team der „Werksfahrer“ soll aufgelöst werden. Nach dem werksseitigen Ausstieg aus der DTM und Formel E sowie dem Einstellen des Prototypen-Projekts LMDh (Le Mans Daytona hybrid) ist das nun ein weiterer gewaltiger Einschnitt bei Audi Sport, das heuer seinen 40. Geburtstag feiert. Den Beschluss des Vorstands um den scheidenden Vorsitzenden (und Formel-1-Treiber) Markus Duesmann mussten die Audi-Motorsportler „schweren Herzens“ akzeptieren, wie Audi-Sport-Chef Rolf Michl sagte.

Ab 2030 sollen nur noch elektrische Fahrzeuge vom Band laufen



Der finanzielle Sparkurs für die Motorsport-Sparte ist nur einerseits mit der Formel 1 zu erklären. Mit Millionenaufwand wird am Standort Neuburg gerade unter anderem ein Neubau hochgezogen, um dort die Power Unit (Antriebseinheit) für den Formel-1-Renner zu entwickeln. Die Hälfte der Power des Hybridantriebs soll dann laut dem neuen F1-Reglement elektrisch generiert werden – was Audis Entwicklungsplan für die Straßenmodelle förderlich ist. Ab 2030 sollen bekanntlich in den Audi-Werken sogar nur noch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge vom Band laufen.

In diesem Bild ist andererseits demnach der in den Rennserien verwendete Audi R8 mit Verbrennungsantrieb fehl am Platz. Ein direktes Nachfolgermodell ist auch nicht in Sicht. Der R8 soll aber noch weiter von den Kundensportlern genutzt werden können. Das Programm „Audi Sport customer racing“ werde auch nicht geschlossen, hieß es beim Autobauer. Der Support etwa für Teile bleibe, nur Geld fließe keines mehr, was prestigeträchtige Erfolge wie bei den 24-Stunden-Klassikern sicherlich nicht fördern dürfte.

Bleibt das Projekt Rallye Dakar über das Rennen 2024 hinaus?



Das allerletzte Wort ist nach DK-Informationen dagegen beim großen Prestigeobjekt Rallye Dakar noch nicht gefallen – der aktuellen Speerspitze von Audis werksseitigem Motorsport-Engagement. Ursprünglich war die Teilnahme mit dem elektrisch angetriebenen Hybrid-Prototypen RS Q e-tron auf drei Jahre angelegt. Im Januar 2024 würden die drei Teams mit den Motorsport-Größen Carlos Sainz, Stéphane Peterhansel und Mattias Ekström folglich letztmals durch die saudische Wüste heizen – und gegen die Konkurrenz mit Verbrenner um den angepeilten Gesamtsieg kämpfen. Vielleicht dürfen die Hybrid-Renner der Ingolstädter im Lauf des Jahres 2024 allerdings doch noch weitere Rennen in der relativ neuen Serie der Offroad-WM (W2RC) bestreiten. Eine finale Entscheidung stehe noch aus, heißt es.

Den nächsten Einsatz nach der durchwachsen verlaufenen Dakar 2023 erlebt das vollständige – und auch vollständig genesene – Trio von Audi mit dem RS Q e-tron E2 in der nächsten Woche bei der Baja Aragon (21./22. Juli) im spanischen Nordosten. Seine Wirbelbrüche infolge des spektakulären Crashs an einer saudischen Düne sind beim zweimaligen Rallye-Weltmeister und dreifachen Dakar-Sieger Sainz inzwischen verheilt. Auch der verletzte Co-Pilot von „Mr. Dakar“ Peterhansel, Edouard Boulanger, hat sich von dem nicht minder heftigen Aufprall erholt, der die Franzosen auf einer Etappe zuvor aus dem Rennen geworfen hatte.

Sainz, Peterhansel und Ekström fahren RS Q e-tron in Aragonien



In Aragonien fahren die Audis aus Reglement-Gründen außer Konkurrenz mit. Sie bekommen aber rund um Saragossa schon einen Vorgeschmack auf neue Dakar-Konkurrenz: Denn Ford steigt mit einem Ranger Raptor in das Offroad-Spektakel ein und geht mit dem M-Sport-Team – in der Rallye-WM aktiv – in Spanien erstmals an den Start. Für die Dakar 2025 soll ein brandneuer Ranger Raptor entwickelt werden, der den ultrazuverlässigen Toyota Hilux von Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah ausstechen soll.

Zudem hat kürzlich völlig überraschend die rumänische Renault-Tochter Dacia ihren Dakar-Einstieg für 2025 verkündet. Als Fahrer ist bereits der neunfache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb benannt. Ob sich Audi Sport dieser Konkurrenz dann vielleicht doch stellen will und darf, hängt sicherlich vor allem vom Ausgang der 2024er-Ausgabe ab.

DK