Tödliche Tierliebe

Rehkitz wird aus vermeintlich "misslicher" Lage befreit und läuft in den Tod

07.06.2021 | Stand 07.06.2021, 8:13 Uhr
Wäschekorb −Foto: Hegenberger

Rehkitz wird aus vermeintlich "misslicher" Lage befreit und läuft in den Tod

(hhe) Um Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren, sind derzeit Jäger aus der Marktgemeinde Altmannstein und Umgebung schon Frühmorgens auf den Beinen, um mit Hilfe einer Drohne mit Wärmebildkamera die Verstecke der Tiere ausfindig zu machen und sie aus den Wiesen zu tragen. Die Waidmänner appellieren an die Bevölkerung, diese Arbeit zu unterstützen - aus aktuellem Anlass.

Im Revier Hienheim wurde ein unter einem Wäschekorb am Waldrand in Sicherheit gebrachtes Kitz aus seiner vermeintlich "misslichen" Lage befreit. Allerdings mit folgenschwerem Ausgang: Das Tier lief zurück in die Wiese und wurde beim Mähen getötet.

Jagdpächter Phillip Meitinger beschreibt den Hergang: "Es lief eigentlich alles nach Plan. Zusammen mit vielen Beteiligten setzten wir auf der Wiese beim Reiterhof Eckinger in Hienheim Scheuchen in der zu mähenden Wiese, um Rehgeißen mit ihren Jungen weg von der Wiese, hin zum Wald zu bewegen. Frühmorgens um 5 Uhr flogen wir die komplette Fläche mit dem Copter und Wärmebildkamera ab. Ein Kitz lag zusammengekauert in der Wiese. Wir haben es fachgerecht rausgetragen, unter einen Wäschekorb gelegt und diesen mit einem sechs Kilogramm schweren Pflasterstein unter einer großen Eiche beschwert." Die Freude sei bei allen Beteiligten groß gewesen, dass dieses wenige Tage alte Kitz gerettet werden konnten. Die Waidmänner fuhren weiter zur nächsten Wiese, um die Suche fortzusetzen, und kehrten nach der Mahd zu dem geschützten Rehkitz zurück, um es an Ort und Stelle wieder freizulassen, damit es zu seiner Mutter zurückkehren kann. "Geschockt mussten wir feststellen, dass das Rehkitz von einer Person kurz vor der Mahd ,befreit' wurde, aber das Rehkitz lief damit in den sicheren Tod", schildert Meitinger weiter. Wut und Enttäuschung seien bei allen Beteiligten groß.

Eindringlich bitten die Waidmänner daher, die wichtige Arbeit zu unterstützen und nicht aus falschen Hintergründen zu zerstören. "Wir Jäger bemühen uns sehr, Mensch, Tier und Natur zusammenzubringen", ergänzt Meitinger, der sich seit Jahren für diverse Naturprojekte engagiert. "Seit der Corona-Pandemie haben die Menschen einen großen Drang, raus in die Natur zu gehen und das verstehe ich auch. Aber das Wildcampen und die Nichteinhaltung von bestimmten Wegen hat deutlich zugenommen." Der Mensch komme den Tieren im Wald immer näher - die Tiere würden immer weiter zurückgedrängt. Neben den Rehkitzen seien Vögel, Fasanenküken und Junghasen im Frühjahr besonders zu schützen. Der Waidmann bittet Radfahrer und Wanderer, die geschützten Zonen zu respektieren und sich im Wald ruhig zu verhalten.