Tierliebe in Zeiten von Corona

24 Katzen und 15 Hunde warten in Ingolstädter Tierheim derzeit darauf, dass sie für immer ein neues Zuhause finden

20.05.2020 | Stand 20.05.2020, 14:14 Uhr
Katze −Foto: Hartmann

24 Katzen und 15 Hunde warten in Ingolstädter Tierheim derzeit darauf, dass sie für immer ein neues Zuhause finden

Von Veronika Hartmann

Hunde, Katzen, Kaninchen, Schildkröten und sogar Reptilien bevölkern das idyllische Gelände im Gewerbegebiet Manchinger Straße, auf dem das Tierheim des Tierschutzvereins Ingolstadt e.V. steht. Dennoch ist es erstaunlich still auf dem weitläufigen Areal, auf dem die verschiedenen Gebäude entsprechend der Bedürfnisse der so verschiedenartigen Bewohner abgestimmt sind. Terrarien, Freilaufgehege, Ställe, Aquarien und Volieren bieten den Tieren das, was sie brauchen.

„Derzeit haben wir ausgesprochen wenige Tiere hier“, verrät Katja Payer, die Leiterin des Tierheims. Gerademal drei Kaninchen, 24 Katzen und 15 Hunde warten derzeit darauf, dass sie für immer ein neues Zuhause finden. Sonst sind es rund 60 Katzen. Der Grund ist, wie könnte es anders sein, die Corona-Pandemie: „Viele Menschen holen sich jetzt ein Tier, weil sie den ganzen Tag zu Hause sind und die Zeit für die Eingewöhnung haben. Auch Tiere, die schwer vermittelbar sind, weil sie viel Aufmerksamkeit brauchen, werden derzeit adoptiert“, weiß Katja Payer. Kein Wunder: Die Menschen sind ans Haus gebunden, werden wahrscheinlich nicht in Urlaub fahren und können sich die Zeit nehmen, damit die vierbeinigen Mitbewohner sich gut einleben können. Am Beginn der Pandemie waren die Vermittlungszahlen erst eingebrochen, aber nach einigen Wochen dafür höher als zuvor. Wer länger darüber nachgedacht hat, ob er sich ein Tier ins Haus holen möchte, hat das in den vergangenen Wochen getan.

Aber natürlich läuft die Vermittlung derzeit anders, als vor Corona. Denn im Tierheim ist man ganz besonders vorsichtig: „Wir haben bereits eine Woche vor allen anderen zugemacht“, erzählt Katja Payer und erklärt auch warum: „Unsere Tiere müssen rund um die Uhr, sieben Tage die Woche versorgt werden. Wäre auch nur ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin krank geworden, dann wäre das eine Katastrophe gewesen.“ Also wurde der Betrieb auf ein Mindestmaß runtergefahren, damit das Ansteckungsrisiko gering blieb. Bisher ist das sehr gut gelungen und trotz allem werden auch weiterhin Tiere vermittelt. „Man darf nur mit einem Termin zum Tier. Und dann herrscht natürlich Maskenpflicht“, so Payer. An den Maßstäben, ob eine Vermittlung zustande kommt, hat sich hingegen nichts geändert: Wer wegen Corona zu Hause ist, aber danach wieder den ganzen Tag im Büro sitzt, sollte sich besser zwei Mal überlegen ein betreuungsintensives Tier in Haus zu holen. Wer nur einen Spielgefährten für die Kinder sucht, die derzeit nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen, wird ebenfalls abgewiesen.

Den Tieren kommt es zugute, dass keine Tierheimtage stattfinden, die Laufkundschaft ausbleibt und nur wenige Bewohner das Heim bevölkern. „Die Pfleger haben derzeit viel Zeit für die Tiere und vor allem die scheuen Tiere profitieren davon“, schwärmt die Heimleiterin.

Aber das Ausbleiben der Laufkundschaft und vor allem der Wegfall der beliebten Tierheimtage birgt auch große Nachteile, weiß Karl Ettinger, Vorsitzender des Tierschutzvereins, dem Träger des Tierheims: „Wir können keine Tierheimtage mehr veranstalten, das waren immer Gelegenheiten, bei denen wir eine breite Öffentlichkeit erreichen konnten und viele Spenden bekamen“, sagt er. Zwar stehen die Boxen für Futterspenden vor den Toren des Tierheims und man kann dort jederzeit etwas abgeben und auch die Bankverbindung für das Spendenkonto hat jederzeit geöffnet – aber die Menschen sind spendierfreudiger, wenn sie direkt sehen können, dass ihr Geld gut ankommt.

Und noch eine Tatsache bereitet Karl Ettinger in finanzieller Hinsicht große Sorge: Eine wichtige Einnahmequelle des Tierheims ist die integrierte Tierpension, wo Katzen, Hunde und Co untergebracht werden können, wenn der Lieblingsmensch in Urlaub ist und den pelzigen Freund nicht mitnehmen kann. „Wir reden hier von rund 10 000 Euro, die dem Tierheim dieses Jahr dadurch entgehen, weil Urlaubsreisen storniert werden und die Menschen zu Hause bleiben.“ Einnahmen, die im Haushalt des Tierschutzvereins natürlich schwer zu Buche schlagen. Da ist natürlich jede Art von Unterstützung – insbesondere finanzieller Art – erwünscht. Denn die Fixkosten bleiben ja erhalten.