Bundesweiter Streik- und Aktionstag in der Behindertenhilfe
Tempo für gute Arbeitsbedingungen

05.05.2022 | Stand 05.05.2022, 8:23 Uhr
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Unter dem Motto „Tempo machen für Aufwertung – faire Bezahlung ist unser Ziel“ ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) heute bundesweit Beschäftigte aus der Behindertenhilfe zu einem Streik-und Aktionstag auf. In Ingolstadt legen Fachkräfte in Werkstätten für behinderte Menschen, Beschäftigte in Wohneinrichtungen und vielen weiteren Arbeitsfeldern der Lebenshilfe Region 10 ihre Arbeit nieder. 

Anlass für den bundesweiten Streik- und Aktionstag ist die aktuelle Tarifauseinandersetzung mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Bislang haben sich die Arbeitgeber einer Aufwertung der Behindertenhilfe und des gesamten Sozial-und Erziehungsdienstes verweigert. ver.di fordert in den Tarifverhandlungen eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst.

Die pädagogischen Anforderungen an die Beschäftigten in der Behindertenhilfe sind durch den Anspruch auf Inklusion deutlich gestiegen. Bereits 2009 hat Deutschland sich durch die Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Menschen die unter den Bedingungen von Behinderung leben, die gleichen Rechte zu ermöglichen wie allen anderen Menschen. 

„Ich streike, weil die Verhandlungsführer der VKA ein deutliches Signal benötigen. Wir in der Behindertenhilfe stehen unter enormer Arbeitsbelastung, denn auch bei uns macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Deshalb ist jetzt endlich Zeit für mehr Anerkennung und mehr Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel nötig“ so Dominique Bosch, Heilerziehungspflegerin in der Lebenshilfe und stellvertretende Fachbereichsvorsitzende in ver.di Ingolstadt. 

„Die Arbeitsbedingungen in der Behindertenhilfe müssen verbessert werden. Seit Jahren versuchen die Beschäftigten durch persönliches Engagement, die schlechten Bedingungen auszugleichen“, betont die zuständige Gewerkschaftssekretärin Arina Wolf. Eine alarmierende Beschäftigtenbefragung der TU Darmstadt habe gezeigt, dass fast 50 Prozent der Beschäftigten aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen darüber nachdenken, den Beruf zu verlassen. „Daher ist es dringend an der Zeit, die Tätigkeiten in der Behindertenhilfe auch finanziell aufzuwerten, um eine Berufsflucht zu verhindern. Denn die steigenden Anforderungen, die die Arbeit mit sich bringt, dürfen weder zu Lasten der Inklusion und damit der Menschen mit Behinderung, noch zu Lasten der Gesundheit der Beschäftigten gehen“, so Wolf weiter.

ver.di fordert konkret eine angemessene Vergütung für Auszubildende der Heilerziehungspflege, Schulassistenten und Fachkräfte in den Werkstätten für Menschen mit Behinderung und eine bessere Bewertung der Arbeit. 

Wolf weist darauf hin, dass es kein Zufall sei, dass ver.di für den 5. Mai zum Streik- und Aktionstag aufgerufen habe. Dieser Tag sei der Europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, die für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. Die Beschäftigten aus der Behindertenhilfe unterstützen dieses Anliegen explizit. Sie gehen im Rahmen des heutigen Aktionstags ebenfalls auf die Straße, um für bessere Rahmenbedingungen aktiv zu werden, damit der Anspruch ihrer Klienten auf Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Inklusion auch umgesetzt werden kann.

Um 9.30 Uhr ist eine Kundgebung am Paradeplatz geplant, um 10.30 Uhr ein Demonstrationszug zum Rathaus. (ty)