Stadtrat diskutiert über den Sinn von CO2-Messgeräten und Raumluftreinigern in Schulen und Kindertagesstätten

13.11.2020 | Stand 13.11.2020, 8:43 Uhr
Eine wissenschaftliche Studie bestätigt die Wirksamkeit von Luftreinigern in Klassenzimmern: Christian Kähler, Leiter des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Hochschule der Bundeswehr München, hat verschiedene Schutzkonzepte analysiert. Seine Empfehlung lautet: Ein Konzept aus leistungsstarken Luftreinigern in Kombination mit transparenten Schutzwänden biete in den Klassenzimmern große Sicherheit. −Foto: Silvester

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(ty) Alle meinen es gut und wollen für die Kinder nur das Beste. Aber was genau ist das? Und wie erreicht man es? Darüber diskutierte der Stadtrat am Mittwochabend ebenso leidenschaftlich wie sachorientiert. Wie berichtet, haben CSU, Freie Wähler sowie BGI und UDI (jetzt in der UWG-Fraktion vereint) beantragt, den Einsatz von CO2-Messgeräten und Raumluftreinigern in Schulen und Kitas zu prüfen, um das Risiko einer Coronavirus-Infekti-on zu senken. Aber was bringen diese Geräte wirklich? Lohnt sich der Kauf? Darüber gehen die Meinungen auseinander.

Kulturreferent Gabriel Engert berichtete, eine Umfrage in den Ingolstädter Schulen habe ergeben, dass 83 Räume die Voraussetzungen für Luftreiniger erfüllen, "weil sie nicht gut belüftet werden können". Mit Kosten von 3500 Euro pro Raum sei zu rechnen. "Bei den Zuschüssen sind uns enge Grenzen gesetzt. " Für CO2-Melder, die anzeigen, wann gelüftet werden muss, gebe der Freistaat pro Schüler 7,70 Euro dazu, das mache bei rund 20000 Schülern in Ingolstadt etwa 142000 Euro. Zahlreiche Geräte seien bestellt, würden wegen der hohen Nachfrage jedoch peu à peu geliefert, sagte Baureferent Alexander Ring .

Barbara Leininger (Grüne), eine Lehrerin, zweifelt am Sinn der CO2-Melder: "Wir wissen, dass alle 20 Minuten gelüftet werden muss, dazu brauchen wir keine Geräte. Die Kinder sind da äußerst diszipliniert. " Sollten die Melder aber "der gefühlten Sicherheit dienen, bin ich geneigt zu sagen: Gut, dann schaffen wir sie eben an".

OB Christian Scharpf (SPD) wies auf Klassenräume hin, etwa in Untergeschossen, die schwer gelüftet werden können; hier benötige man technische Hilfe. Veronika Peters (SPD) kennt sich als Unternehmerin mit Haustechnik aus. "Denn ich komme aus dieser Branche. " Gleichwohl ist sie vom Nutzen dieser Geräte nicht überzeugt: "Keiner kann sicher sagen, ob die Lüfter helfen. Sie könnten auch für Einzelne ein größeres Risiko bedeuten. Dazu gibt es auch keine klaren Angaben von Virologen. Ich würde es mich nicht trauen, diese Geräte für Millionen Euro zu bestellen. " Christoph Spaeth (Grüne), ein Arzt, sieht das ähnlich: "Wir wissen nicht, ob die Filter Infektionen verhindern. Sie senken nur die Konzentration der Aerosole in der Luft. "

Alfred Grob (CSU) stellte fest: "Ein Lüfter ersetzt nicht das Lüften. Und Lüften ersetzt keinen Lüfter. Ein kompletter Luftaustausch ist beim Lüften nicht möglich. " Christian Lösel (CSU) drängte darauf, sich zu beeilen: "Ich verstehe die Debatte nicht mehr", denn es gehe um die Sicherheit der Kinder und Lehrer. "Wir brauchen ein Mosaik an Maßnahmen! " Und das schnell. "Wir müssen Filter bestellen - egal, ob sie gefördert werden. "

Der Arzt und SPD-Stadtrat Anton Böhm sprach von einem "guten Kompromiss". Wo nicht gut gelüftet werden könne, sollte ein Luftreiniger zum Einsatz kommen. Aber nicht in jedem Klassenzimmer. "Diese Summe können wir uns nicht leisten. " Auch Plexiglasscheiben zwischen den Schülern seien eine sinnvolle Maßnahme.

Entscheidend sei während der Viruspandemie nach wie vor das Verhalten jedes Einzelnen, betonte Böhm: Maske tragen, Abstand halten, Hygieneregeln beachten und viel lüften.

Zusätzliche Laptops für Familien mit Schulkindern: Die Stadt erweitert das Förderprogramm Sonderbudget Leihgeräte im DigitalPakt Schule. Das beschloss der Stadtrat am Mittwoch einstimmig. Es werden Laptops gekauft, die an Familien verliehen werden, die mit digitalen Geräten nicht ausreichend versorgt sind - eine Lehre aus dem monatelangen Heimunterricht während des ersten Corona-Lockdowns. Damals stellte sich heraus, dass zahlreiche Schüler benachteiligt sind, weil sie keine iPads oder Laptops haben, um an den Videokonferenzen mit der Schule teilzunehmen. "Rund 3000 Geräte sind im Juli beschafft worden, bis Dezember sollen alle geliefert sein", berichtete Schulreferent Engert. Der Bedarf sei weitgehend gedeckt. "Es hat ziemlich genau gepasst. Die Laptops wollten wir sowieso kaufen. "

An welche Schüler die Geräte verliehen werden, entscheiden die Schulleiter. Laut Beschlussvorlage steht zur Beschaffung der weiteren mobilen Endgeräten eine Fördersumme in Höhe von 352610 bis zu 914726 Euro brutto zur Verfügung.