„So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen“

Unwetterkatastrophe im Westen: Fast 60 Menschen sterben bei Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz

16.07.2021 | Stand 16.07.2021, 8:24 Uhr
Hochwasser −Foto: Christoph Reichwein/dpa

Unwetterkatastrophe im Westen: Fast 60 Menschen sterben bei Hochwasser in NRW und Rheinland-Pfalz

(ty) Dauerregen hat im Westen Deutschlands Flüsse und Bäche in reißende Fluten verwandelt. Mindestens 58 Menschen kamen bei den schweren Unwettern ums Leben, zahlreiche weitere werden vermisst. Ganze Landstriche sind verwüstet, Häuser weggespült.

Die Lage war nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Retter und Retterinnen brachten Menschen in überschwemmten Orten zum Teil mit Booten in Sicherheit. Viele suchten auf Bäumen und Hausdächern Schutz vor den Fluten, Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer, in Mainz. „So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend.“

In Rheinland-Pfalz waren mehrere Orte in der Eifel besonders schwer von dem Hochwasser betroffen. Mindestens 28 Menschen kamen in dem Bundesland ums Leben. Auch mögliche weitere Opfer seien angesichts der großen Zahl von rund 40 bis 60 weiterhin vermissten Menschen zu befürchten, machte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) am Abend deutlich. Mehrere Tausend Bürger seien vor den Fluten in Sicherheit gebracht worden.
In Schuld an der Ahr wurden in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Polizei in Koblenz vier Häuser völlig und zwei weitere Häuser zur Hälfte weggespült. Eine Vielzahl weiterer Gebäude ist einsturzgefährdet. Die Fluten schnitten mehrere Orte von der Außenwelt ab. Etwa 50 Menschen wurden von Hausdächern gerettet, auf denen sie Zuflucht gesucht hatten. Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen.

In Nordrhein-Westfalen blieb die Lage ebenfalls weiter angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpften Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 30 Menschen starben, wie das NRW-Innenministerium mitteilte. 57 Personen seien zudem verletzt. An der Steinbachtalsperre wurden drei Orte mit 4500 Einwohnern evakuiert. Die Talsperre sei von einem Sachverständigen als „sehr instabil“ eingestuft worden, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers.

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der Niederschläge überschritten. Für Wuppertal und Teile des Ennepe-Ruhr-Kreises warnte der DWD gestern Abend allerdings erneut vor Starkregen.