Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Schweigen schützt Täter

25.11.2021 | Stand 25.11.2021, 13:53 Uhr
Gewalt gegen Frauen −Foto: Rössle/Stadt Ingolstadt

Jedes Jahr aufs Neue formiert sich das bewährte Bündnis mit dem Frauenhaus der Caritas Ingolstadt, Soroptimist Ingolstadt, Zonta Club Ingolstadt, Wirbelwind e.V., Pro Familia sowie der städtischen Gleichstellungsstelle, um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Wegen der aktuellen Corona-Situation verzichtet das Aktionsbündnis auf eine Versammlung und lässt stattdessen Schilder sprechen.

Damit wollen sie ein Zeichen gegen Gewalt setzen und betroffenen Frauen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ihnen soll Mut gemacht werden, sich aus der Gewalt zu befreien. Das Bündnis will auch Mitmenschen auffordern, hinzusehen und das Schweigen zu brechen. Es geht darum, die Gewalt konkret zu benennen und zu bekämpfen. Diese Botschaft findet sich auch auf den Schildern wieder, die heute und morgen auf dem Rathausplatz aufgestellt werden. Ergänzend wird auf den großen digitalen Bildschirmen im Stadtgebiet für einige Wochen auf die Unterstützungsmöglichkeiten durch das „Hilfetelefon“ hingewiesen, ebenso wurden Plakate in mehreren hundert Wohnanlagen, bei Ärzten, bei relevanten Einzelhändlern und in der Technischen Hochschule ausgehängt. Denn die wenigsten betroffenen Frauen suchen Hilfe und Unterstützung – und das muss sich ändern, finden die Partnerinnen des Aktionsbündnisses. Menschen, die Gewalt gegen Frauen beobachten oder sich nicht sicher sind, ob es Gewalt sein könnte, können sich ebenfalls vom Hilfetelefon beraten lassen.

Schweigen schützt Täter
Hinsehen statt Wegsehen und das Schweigen brechen kann Frauen schützen und helfen. Gewalt gegen Frauen wird nach wie vor verharmlost, ignoriert und nicht genug beachtet. Dabei ist Gewalt gegen Frauen in Deutschland ein gravierendes Problem. 35 Prozent aller Frauen in Deutschland sind von körperlicher und/oder sexuellen Gewalt betroffen, so das Ergebnis einer Untersuchung der Europäischen Grundrechteagentur von 2014.Die Kriminalstatistik der letzten Jahre spricht jährlich von über 140 000 angezeigten Fällen von häuslicher Gewalt. In der Region um Ingolstadt wurden im letzten Jahr 673 Fälle von häuslicher Gewalt zur Anzeige gebracht. Die Dunkelziffer ist laut Fachkreisen um ein Vielfaches höher. Jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland durch häusliche Gewalt. 

Barbara Deimel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ingolstadt: „Zwei von drei Frauen erleben sexuelle Belästigung. Sexuelle Belästigung ist eine sexualisierte Form der Diskriminierung und setzt Frauen gezielt herab. Sexuelle Belästigung stellt eine Machtausübung mit sexuellen Mitteln dar und schädigt das gesellschaftliche Klima. Denn damit wird eine Ungleichheit begünstigt, die ein Nährboden auch für weitergehende Gewalt ist. Ich würde mir wünschen, dass sich alle Menschen, insbesondere auch die Männer, gegen Sexismus stark machen. Wenn wir es schaffen, Sexismus zu bekämpfen, werden wir mehr Gleichstellung erreichen. Je mehr Gleichstellung, desto weniger Gewalt gegen Frauen wird es geben.“ (ty)