Sag mir erst einmal, wer Du bist!

Ab heute haben die Außenterrassen der Cafés und Restaurants wieder geöffnet – Unter strengen Auflagen

18.05.2020 | Stand 18.05.2020, 14:18 Uhr
Gastro2 −Foto: Schmatloch

Ab heute haben die Außenterrassen der Cafés und Restaurants wieder geöffnet – Unter strengen Auflagen

Von Michael Schmatloch

Haben Sie Husten oder gar Atemnot? Dann sieht es mit einem Cappuccino im Freien eher düster aus. Seit heute dürfen die Cafés und Gaststätten ihre Außengastronomie wieder betreiben. Aber normal geht irgendwie anders. Dennoch sind viele Wirte froh, dass zumindest etwas Alltag wieder einzukehren scheint in einer Branche, die sehr stark unter den Corona-Beschränkungen gelitten hat.

Auch wenn normal wie gesagt anders geht. Noch bevor man in einem der Café-Terrassen in der Ingolstädter Innenstadt seine Bestellung an den Mann bringt, gilt es erst einmal, einen Zettel auszufüllen. Mit Name, Adresse, Telefonnummer und eben mit ein paar Gesundheitsfragen. Bis hin zu der, ob man unter Geschmacksstörungen leidet. Ein ja genügt: „Sollten Sie eine der Fragen mit Ja beantworten müssen, dürfen wir Sie leider nicht bedienen,“ heißt es auf dem Formblatt. Immerhin: nach Schuppenflechte, Mundgeruch, unbeherrschbaren Flatulenzen oder Inkontinenz wird nicht gefragt.

Das ist auch nicht die einzige Vorschrift, mit denen sich die Gastronomen anfreunden müssen. So ist laut Infektionsschutzgesetz um 20 Uhr Zapfenstreich, die Gäste müssen den berühmten Mindestabstand von 1,5 Meter einhalten, wie die Bedienungen eine Atemschutzmaske tragen, solange sie nicht am Tisch sitzen. Tische müssen nach jedem Gastwechsel desinfiziert werden. Zudem dürfen nur Personen aus maximal zwei Haushalten zusammen an einem Tisch sitzen.

Die reduzierte Tischzahl schlägt natürlich auf dem Umsatz, die Bürokratie auf den Geist. Deswegen machen manche Wirte erst gar nicht auf oder belassen es wie die Bar Centrale beim deutlich unaufwändigeren To-Go-Konzept. Das hat sich inzwischen etabliert und erfordert keine Formblätter.

Die Sonnenterrasse schlechthin, das Café Moritz, hat heute erst mal gar nicht geöffnet, obschon es am Rathausplatz kaum Probleme mit einer stattlichen Zahl an Tischen geben dürfte. Andere in der Fußgängerzone müssen sich mit vier, fünf oder sechs Tischen begnügen. Ist das noch rentabel? „Mal schauen“, sagt ein Wirt, der sich im Inneren seines Lokals bereits auf kommenden Montag vorbereitet, wenn auch innen wieder geöffnet werden darf. Aber auch hier herrscht Kahlschlag. Nur die Hälfte der vorhandenen Tische kann er noch bewirten, damit die Abstände eingehalten werden können. „Das Personal, das ich brauche, ist dasselbe“, meint er und weiß, dass Umsatz und Rentabilität mit den Zeiten vor Corona nichts zu tun haben werden.

Doch noch überwiegt die Freude über die neue Lockerung, die Freude, endlich wieder Leben zu spüren. Und die Freude der Gäste, endlich wieder einen gepflegten Cappuccino trinken zu dürfen, auch wenn die erste Tasse heute geschmacklich eher verbesserungswürdig war. Oder aber der Cappuccino war in Ordnung und ich leide tatsächlich unter Geschmacksstörungen, was ich bei Ausfüllen des Formblattes noch verneint habe.