Beweise gegen Tatverdächtige reichen nicht
Rückschlag bei Ingolstädter Doppelmord

02.02.2022 | Stand 02.02.2022, 9:16 Uhr
Das Landgericht in Ingolstadt −Foto: Stefan Eberl

Von Horst Richter

Rückschlag für die Ermittler im Doppelmord an Sabine P. und Eugen S. aus Ingolstadt: Die Jugendkammer am Landgericht hat die Beschwerde der Staatsanwaltschaft nach der Aufhebung der Haftbefehle gegen vier Tatverdächtige verworfen. Das bestätigte das Gericht am Dienstagnachmittag. Damit schwinden die Chancen, die Gewalttat fast 20 Jahre nach dem Verschwinden der Opfer noch aufklären zu können. Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen.

Das Schicksal des Ingolstädter Paares ist eines von drei offenen Kapitalverbrechen in der Region. Als die skelettierten Leichen der beiden seit 2002 vermissten Ingolstädter im Frühjahr 2020 bei Kipfenberg gefunden worden waren, nahm die Polizei ein Jahr darauf vier Tatverdächtige fest, es ergingen Haftbefehle. Die Beschuldigten kamen jedoch vergangenen Oktober wieder frei, weil die Beweise gegen sie nicht reichten, wie ein Ermittlungsrichter befand. Die Staatsanwaltschaft legte daraufhin Beschwerde ein.

Ermittlungen noch nicht abgeschlossen
Die Jugendkammer am Landgericht Ingolstadt prüfte diese Eingabe und kam jetzt zum selben Ergebnis: Anhand der vorliegenden Ermittlungsergebnisse sei der dringende Tatverdacht gegen keinen der Beschuldigten aufrechtzuerhalten, wie Gerichtssprecher Jürgen Häuslschmid bestätigte. Die Kammer habe die Beschwerde daher verworfen. 

Nun könnte die Staatsanwaltschaft neuerlich dagegen vorgehen, sieht aber davon ab: "Wir werden keine weitere Beschwerde einlegen", erklärte die stellvertretende Behördenleiterin Andrea Grape. Die Ermittlungen seien aber noch nicht abgeschlossen, sagte sie. 

Einer der Beschuldigten befindet sich nach vorliegenden Informationen in anderer Sache ohnehin bereits in Sicherungsverwahrung, sitzt also hinter Gittern. Ein weiterer Verdächtiger ist kürzlich gestorben, sodass sich die Vorwürfe erledigt haben. Ob es noch gelingt, den Doppelmord an dem Paar zu klären, wird die Zukunft zeigen. Die lange Zeit zwischen Tat und Auffinden der Opfer macht es für die Behörden nicht leichter. 

Die Hoffnung bleibt den Ermittlern
Sabine P. und Eugen S. waren am 21. September 2002 zuletzt lebend gesehen worden. Die Kripo ging schon bald von Mord aus, sie vermutete die Täter im Drogenmilieu, in dem die Verschwundenen sich bewegt hatten. Als die Opfer nach 18 Jahren gefunden wurden, stützten die Ermittler sich vor allem auf eine Zeugin, die das Paar am Tag seines Verschwindens mit ihrem Auto an einem Waldparkplatz außerhalb Ingolstadts abgesetzt hatte. Wie sie erklärte, seien danach andere Personen dazugestoßen, sie sei weitergefahren.

Waren es Sabines und Eugens Mörder? Um wen es sich handelte und ob es die vier Tatverdächtigen waren, konnte die Zeugin indes nicht mehr mit Sicherheit sagen. Da Mord nicht verjährt, bleibt den Ermittlern aber die Hoffnung, vielleicht doch noch den Durchbruch zu schaffen.