Pfaffenhofen
Rikscha-Projekt für Senioren und Menschen mit Behinderung

Regens Wagner möchte Personen mit eingeschränkter Mobilität mit Rikschas zu ihren Lieblingsorten fahren<?ZE?>

25.03.2022 | Stand 25.10.2023, 10:23 Uhr

Auf Probefahrt sind Elisabeth Sturm von Regens Wagner und Stefan Keller als Ehrenamtlicher mit geliehenen Rikschas. Mit ihrem neuen Projekt wollen sie künftig Senioren und Behinderte zu ihren Lieblingsorten kutschieren. Foto: Herchenbach

Von Albert Herchenbach

Pfaffenhofen – Michaela ist völlig aus dem Häuschen. Die 38-Jährige sitzt vorn auf einer Fahrrad-Rikscha und lässt sich den Ambergerweg rauf und runter fahren. „Nochmal, nochmal“, jauchzt sie begeistert. „Kommt her, ich will euch alle drücken!“ Dieses Hochgefühl möchte Anna Helmke, die Leiterin der Offenen Hilfen von Regens Wagner, nicht nur ihren Betreuten mit Beeinträchtigung schenken, sondern auch Senioren in Pfaffenhofen, die nicht mehr gut auf den Beinen sind.

Seit fünf Jahren schon hat sich diese Idee in ihrem Kopf festgesetzt, die schon vor zehn Jahren Ole Kassow, ein Däne, umgesetzt hat. „Radeln ohne Alter“ nennt er sein Projekt. Er hat bereits in 52 Ländern knapp 4000 Rikschas auf die Straße gebracht. Wissenschaftlich erwiesen sei: Es geht den Senioren besser, es weckt ihre Lebensgeister und holt sie raus aus einer möglichen Lethargie.

Denn tatsächlich ist es etwas ganz anderes, den Fahrtwind in den Haaren zu spüren und das Gefühl von Freiheit zu genießen, als im Rollstuhl durch die Gegend geschoben zu werden. Vor allem aber, und das ist Helmke ganz wichtig: Die Rikscha-Aktion schafft Gemeinschaft. Vorn haben zwei Leute Platz, die sich nicht nur untereinander, sondern auch mit dem Fahrer unterhalten können. Das kann der Enkel sein, aber auch ein Ehrenamtlicher wie Stefan Keller, ein ehemaliger Auto-Manager im Vorruhestand.

Der 59-Jährige hat sich mit großer Begeisterung diesem Projekt verschrieben. Vor einem halben Jahr hatte er aus der Zeitung erfahren, dass Helmke Ehrenamtliche sucht, und sich dann zum Ziel gesetzt, die Rikschas ins Laufen zu bringen. Nicht ganz einfach, denn die Räder werden wie E-Bikes von Elektromotoren angetrieben und kosten um die 11 000 Euro pro Stück. Weil der Fahrer insgesamt rund 300 Kilogramm bewegt, braucht es einen zweiten Akku. Die Räder sind komfortabel ausgestattet, der Sitz vorn ist sehr gut gefedert. Das kostet, und deshalb geben Helmke und Keller erst einmal behutsam Gas. Die erste Rikscha ist bestellt und bereits finanziert, sie wird in sechs Wochen ausgeliefert. Vier weitere sollen bis Ende des Jahres folgen, wenn sich genügend Sponsoren finden. Helmke ist optimistisch: Firmen, Verbände und Stiftungen haben bereits Unterstützung zugesagt.

Was jetzt noch fehlt, sind etwa sieben ehrenamtliche Piloten, die sich an einem Tag in der Woche Zeit nehmen, Senioren und Menschen mit Behinderung zu kutschieren, wobei die Passagiere die Ziele aussuchen dürfen. Manche wünschen sich, weiß Helmke, an der ehemaligen Wohnung oder der Schule vorbeigefahren zu werden, die sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben. Übrigens: Auch wer auf den Rollstuhl angewiesen ist, kann problemlos mitgenommen werden, der Rolli wird dann einfach auf eine Plattform geschoben und fixiert.

Die Rikschas sollen auch Seniorenheimen und Pfarrgemeinden zur Verfügung gestellt werden. 2500 Kilometer möchte Keller am Jahresende auf dem Tacho sehen. Ein ambitioniertes Ziel: Denn eine Tour soll nicht länger als eine Stunde dauern. Wer in die Pedale steigen möchte, wird gebeten, sich unter der E-Mail-Adresse hw- rikscha@regens-wagner.de melden.

PK