Wenn eine Frau aus Ingolstadt eine ungewollte Schwangerschaft beenden will, dann muss sie nach München, Freising oder Günzburg fahren. Dieses Angebot soll es aber auch in Ingolstadt geben, das ist der Plan von Bürgermeisterin Petra Kleine (Grüne). Für den Verein Pro Familia ein guter erster Schritt, der aber noch nicht ausreiche
Eine wohnortnahe Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch zu schaffen, das ist der Plan von Bürgermeisterin Petra Kleine. Sie hatte am Montag zu einer Gesprächsrunde einladen, an der unter anderem das Sozialreferat, die Gleichstellungsstelle und die Beratungsstellen beteiligt waren. Ziel ist, frauenorientierte Lösungen in Ingolstadt zu ermöglichen.
„Gutes Auftaktgespräch“
Unsere Zeitung hat nachgefragt, wie dieses erste Treffen abgelaufen ist. „Wir können von einem guten Auftaktgespräch berichten, das aber – wie zu erwarten war – noch kein unmittelbares Ergebnis hervorgebracht hat“, heißt es aus dem Presseamt. „Derzeit laufen die Abstimmungen zum weiteren Vorgehen, und Detailfragen müssen geklärt werden. Sobald relevante Neuigkeiten zu berichten sind, werden wir informieren.“
Im Klinikum Ingolstadt werden Schwangerschaftsabbrüche nur in Fällen einer medizinischen oder kriminologischen Indikation durchgeführt. Für Frauen in Konfliktsituationen, die einen Abbruch nach der Beratungsregelung in Erwägung ziehen, besteht in Ingolstadt und der Region aktuell keine Möglichkeit dafür. Sie sind daher auf eine medizinische Versorgung in anderen Städten angewiesen. In Ingolstadt können sich ungewollt Schwangere zwar entsprechend der gesetzlichen Regelungen beraten lassen, doch für den Eingriff müssen sie beispielsweise nach München fahren.
Forderung schon aus dem Gleichstellungsbeirat
Im Gleichstellungsbeirat wurde diese Situation vor einem Jahr schon beraten. Es wurde einhellig festgestellt, dass diese medizinische Versorgung notwendig ist und wohnortnah angeboten werden sollte.
Für die SPD-Stadtratsfraktion hat Veronika Peters an dem Gespräch teilgenommen. „Wir können die Frauen nicht alleinlassen“, sagt sie zum DK. „Im Rahmen des neuen Krankenhaus-Konzepts muss doch irgendwie Platz für dieses Thema sein.“ In der Fraktionssitzung habe OB Christian Scharpf zugesagt, das Thema im Aufsichtsrat des Klinikums zu besprechen.
Für Pro Familia nahm Evi Tietmann an dem Treffen teil: „Petra Kleine war dankenswerterweise sehr klar darin, dass die aktuelle Situation für betroffene Frauen so nicht bleiben kann und deshalb dringend nach Lösungen gesucht werden muss, wie im Klinikum die medizinische Versorgung für Frauen sicher gestellt werden kann“, sagt sie nach dem Gespräch. „Natürlich wäre es auch wünschenswert, wenn sich eine Belegärztin im Medizinischem Versorgungszentrum einmieten würde, um dort den chirurgischen Eingriff durchzuführen. Auch dies wurde am Montag diskutiert.“
Kürzere Frist bei medikamentösem Abbruch
Das alleinige Angebot des medikamentösen Abbruchs, das in einer Ingolstädter Praxis angeboten werden soll, findet Tietmann „nicht ausreichend“. Denn diese Methode kann nur bis zur siebten Schwangerschaftswoche angewendet werden. Der Gesetzgeber erlaubt im Rahmen der Beratungsregelung einen Abbruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. Tietmann: „Für dieses Zeitfenster braucht es noch dringend eine wohnortnahe medizinische Versorgung.“