Nur noch zehn Jahre Geduld

Das Staatlichen Bauamt stellte die Pläne für eine Ortsumfahrung Unsernherrn vor – Doch die dauert im besten Fall noch ein Jahrzehnt

23.01.2020 | Stand 23.01.2020, 8:07 Uhr
Umgehung −Foto: Schalles

Das Staatlichen Bauamt stellte die Pläne für eine Ortsumfahrung Unsernherrn vor – Doch die dauert im besten Fall noch ein Jahrzehnt

(ty) Erwartungsgemäß fast überfüllt war der Saal beim Peterwirt in Unsernherrn am Mittwochabend bei der Sonderbürgerversammlung. Schließlich ging es für die Bewohner des Stadtteils um ein Thema, das sie bereits seit Jahrzehnten bewegt, weil sich im Ort dazu nichts bewegt: die Ortsumgehung auf der B13. Die Route stand Anfang der 90er-Jahre im Ausbauplan des Bundes, fiel aber Anfang der 2000er raus. Inzwischen ist die Ortsumgehung Unsernherrn sogar als vordringlicher Bedarf mit der höchsten Stufe im Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP), den der Bundestag im Dezember 2016 beschlossen hat. Das Staatliche Bauamt in Ingolstadt hat nun die umfangreiche Voruntersuchung (eine Machbarkeitsstudie) abgeschlossen. Dabei wurden vier mögliche grobe Trassenführungen für die Umgehungsstraße überprüft, wie Baurat Markus Witzgall, der Leiter der Planungsabteilung des Staatlichen Bauamts, den Bürgern erläuterte.

Ursprünglich war das Projekt für den Bundesverkehrswegeplan mit der Variante beantragt worden, die B13 unmittelbar östlich der Bahntrasse nach München an den Unterlettenweg zu verlegen. Aus Unsernherrn war der Vorschlag gekommen, die Straße direkt westlich der Bahn zwischen Gleiskörper und Wohnbebauung über den Friedhof zu führen. Zudem untersuchte das Bauamt eine groß angelegte Ostumgehung, die auch die Südosttangente (von der Graffiti-Unterführung nach Rothenturm) mit einbinden könnte. Und zudem wurde eine Westumgehung zwischen Unsernherrn und Unterbrunnenreuth geprüft.

So verschieden die Routen wären, sie eint, dass die Neubaustrecke südlich von Unsernherrn an einem Kreisverkehr beginnen würde, der die Ortsverbindungsstraße von Niederstimm (alte B16) sowie die Weicheringer Straße von Zuchering dort anbindet und die Einfahrt auf die B13 erheblich erleichtert. Die alte Ortsdurchfahrt (Münchener Straße) würde wohl mit einer Ampel untergeordnet.

Die Schwierigkeit der Planungen für die Ortsumgehung ist Unsernherrns Lage unmittelbar an den Bahntrassen nach München (mit den Ablegern nach Augsburg und Neuburg) sowie nach Regensburg. Außerdem kreuzt die Sandrach. Entsprechende Tunnel oder Brücken zur Querung wären immer nötig, was die Kosten in die Höhe treibt, wie Witzgall verdeutlichte. Die Varianten würden nach Berechnungen zwischen 20 Millionen (V3 und V4) beziehungsweise 73 Millionen (V1) und 83 Millionen Euro (V2) kosten. Für den BVWP war die ursprüngliche Variante (V1 an den Gleisen) noch mit 35 Millionen beziffert und die Aufnahme in den Ausbauplan beschlossen worden. Nach den umfangreichen Voruntersuchungen steht fest, dass das Staatliche Bauamt die teuerste Variante weiterverfolgen will: Die Ortsumgehung soll eine weiträumige Ostumgehung werden, also Variante 2. "Unsere Motivation für die Ortsumgehung ist die verkehrliche Wirkung", sagte Witzgall. Diese stehe im Vordergrund und sei hier am besten von allen Varianten gegeben. Die Route sieht aber wohl drei aufwendige Tunnelbauten (unter der Bahn und der Sandrach vor. Zudem würde die Südosttangente über eine größere Anschlussstelle angebunden.
Die Varianten direkt an den Gleisen sind wegen des Friedhofs (V3) und des Unterlettenwegs (V1) kompliziert, so Witzgall. Die Westumgehung (V4) würde den Grüngürtel zwischen Unsernherrn und Unterbrunnenreuth zerschneiden. Außerdem wären viele Anwohner betroffen. Die Trasse hier brächte zudem kaum Entlastung bei prognostizierten 32 000 Fahrzeugen pro Tag im Jahr 2020.

Variante 2 kam in einem Stimmungstest (Applaus) unter den Besuchern deutlich am besten an. Allerdings wollen die Unsernherrner eine "Variante 2 Süd", die weiter entfernt von der Sandrach und der Wohnbebauung zum Beispiel durch die Unterführung der alten B16 nach Osten verlaufen soll. Das solle das Staatliche Bauamt bei der angrenzenden Marktgemeinde Manching vortragen. Amtsleiter Stephan Blauth sagte zu, genau das zu tun: "Wir nehmen an gemeindlichen Befindlichkeiten nicht so viel Anteil."

Sein Amt wird nun zur Vorzugsvariante einen detaillierten Vorentwurf mit einem genaueren Trassenverlauf erarbeiten und dabei wieder mehrere Varianten (wie V2 Süd) überprüfen. Bis dieser vorliegt, dürften drei bis vier Jahre vergehen. Dann folgt noch das Planfeststellungsverfahren, also das eigentliche Genehmigungsverfahren mit Bürgerbeteiligung, das auch drei Jahren dauern dürfte, falls keine Klagen kommen. Der Bau selbst würde auch mindestens drei Jahre dauern. Sollte alles optimal laufen, wäre das ein Jahrzehnt. Als die Unsernherrner im Saal diesen Zeitraum hörten, mussten einigen auflachen.

Heute werden die Ergebnisse der Voruntersuchung und die bevorzugte Variante des Staatlichen Bauamts noch in einer öffentlichen Sitzung des Marktgemeinderates in Manching noch einmal vorgestellt. Beginn im Manchinger Rathaus ist um 19 Uhr.