Von Suzanne Schattenhofer
Auf dem Festplatz an der Dreizehnerstraße schuftet am Dienstag jeder, denn Freitag geht das Vergnügen los: Dann steigt das erste Pfingstvolksfest wie in Zeiten vor Corona. Fast, denn es gibt ausnahmsweise kein großes Bierzelt. Anstich ist gegen 18 Uhr im Herrnbräu-Biergarten. Über 60 Schausteller freuen sich riesig auf die Besucher.
WILDE MAUS
Ganze 365 Schienenmeter geht es auf und ab und scharf um die Kurven. 110 Tonnen Gewicht. Ganz schön viel für eine Wilde Maus, die auf acht Spezialtransportern angerollt ist. Die Achterbahn ist bereits komplett aufgebaut: „Das schafft nur mein tolles Stammpersonal“, sagt Peter Münch. „Der Vorarbeiter ist schon 40 Jahre dabei und hat schon meinem Vater treue Dienste geleistet.“ Ihre erste Probefahrt hat die Wilde Maus auch schon hinter sich, jetzt wirkt Peter Münch umso entspannter. „Es muss ja alles funktionieren, damit wir den Leuten wieder Freude bringen können“, sagt er. „Das Lächeln und Strahlen der Kinder nach der Fahrt – wie sehr vermisst man das, wenn man dafür geboren ist. Wir sind voller Vorfreude!“ Der Fahrpreis mit der Wilden Maus liegt mit fünf Euro für Erwachsene und vier Euro für Kinder wie vor Corona.
LUSTIGES KUGELSTECHEN
Wie früher fühle sich das gerade an, meint Manuela Neigert und nimmt ein Plüsch-Alpaka beiseite, um das Regal abzuwischen. „Die Leute schätzen es wieder richtig, aufs Volksfest zu gehen. Darum ist die Stimmung sehr gut.“ Wie viele ihre Schausteller-Kollegen hat Manuela Neigert die Saison 2022 zuvor schon auf einigen anderen Festplätzen eingeläutet. „Die Leute haben uns vermisst und sind voll Euphorie“, freut sie sich. „Die Corona-Zeit war deprimierend. So ist das, wenn einem das Schönste genommen wird. Wir sind auf dem Parkplatz vom Bayern-Park im Landkreis Dingolfing-Landau gestanden – das hat uns über die Runden gebracht. Jetzt sind wir froh, dass wir wieder unser altes Leben zurückhaben. Wir Schausteller haben ja keine Freizeit und keine Hobbys – damit können wir nichts anfangen.“ Sieben Spiele beim Lustigen Kugelstechen kosten drei Euro – genau wie vor Corona.
SÜSSER LADEN
Dutzendweise frische Lebkuchenherzen – da geht Fritz Kreis das eigene Herz auf. „Das war eine seltsame Zeit“, sagt der Schausteller rückblickend. Viele Lebkuchenherzen habe er wegschmeißen müssen, weil sie nicht mehr haltbar waren. Er nimmt seine kleine Tochter auf den Arm: „Emilia war unser Sonnenschein in diesen zwei Jahren – wie sie uns morgens aus dem Bettchen angelacht hat, so voller Lebensfreude.“ Lebensfreude allerorten soll bald auch auf dem Pfingstvolksfest herrschen – wie in Zeiten vor Corona, ohne gravierende Beschränkungen für die Gäste. „Meine Familie macht das seit 1867 und hat schon Weltkriege und Weltwirtschaftskrisen überstanden“, erzählt Fritz Kreis. „Es geht immer weiter. Das ist unser Leben. Jetzt hoffen wir, dass ganz viele Besucher kommen.“ Gebrannten Mandeln kosten im Süßen Laden wie vor Corona vier Euro pro Tüte.
TOP SPIN
Peter Bausch trägt Arbeitsklamotten und hat ölverschmierte Hände. „Großartig, dass wir wieder unserer Arbeit nachgehen können und nicht mehr einem Berufsverbot unterliegen“, sagt der Chef und berichtet von einer „Corona-Ersatzveranstaltung“ in Erding mit mäßigem Erfolg. „Aber jetzt geht es endlich wieder los! Wir waren schon auf dem Augsburger Plärrer – das macht Lust auf mehr“, sagt Bausch, der Chef der Münchner Schausteller ist. So ein Volksfest sei für Menschen aus allen Schichten ein schöner Begegnungsort: „Hier kann man seine zukünftige Frau kennenlernen – nicht am Bildschirm, sondern live.“
Die Fahrt im Top Spin kostet für Erwachsene fünf Euro, 50 Cent mehr als im Jahr 2019. „Alle Kosten, die der Bürger spürt, die spüren wir ja auch“, begründet Schausteller Peter Bausch den moderaten Preisanstieg.
