Neuanfang nach 43 Jahren

14.12.2017 | Stand 09.10.2019, 3:37 Uhr

Zwei Zelte auch am Herbstfest: Die meisten Beteiligten signalisieren Zustimmung (ty) Zwei kleinere Zelte am Herbstfest statt ein großes? Der Vorschlag des OB wird von vielen in der Branche befürwortet - aber nicht von allen. Eine angedachte Vorverlegung scheint dagegen schwierig zu werden. "Eine Alternative zum Oktoberfest" sollte das Ingolstädter Herbstfest werden, das 1975 erstmals stattfand.

Zwei Zelte auch am Herbstfest: Die meisten Beteiligten signalisieren Zustimmung

(ty) Zwei kleinere Zelte am Herbstfest statt ein großes? Der Vorschlag des OB wird von vielen in der Branche befürwortet - aber nicht von allen. Eine angedachte Vorverlegung scheint dagegen schwierig zu werden.

"Eine Alternative zum Oktoberfest" sollte das Ingolstädter Herbstfest werden, das 1975 erstmals stattfand. Im Zuge des Wirtschaftswunders hatten die Leute wieder Geld in den Taschen - und sie wollten feiern. Daher bereits 1965 das Jurafest in Lenting als eine Art nördliches Pendant zum Barthelmarkt, zuvor neben dem Ingolstädter Pfingstvolksfest jahrzehntelang das einzig größere Volksfest in der näheren Umgebung. Die Maß kostete am ersten Herbstfest übrigens 3,40 Mark und damit 35 Pfennige weniger als auf der Münchener Wiesn. Aber das nur nebenbei. . .

Jahrzehntelang war das Herbstfest für viele ein Pflichttermin im Festkalender: immer nach dem Barthelmarkt in Oberstimm und dem Gillamoos in Abensberg und parallel zum Oktoberfest. 2009 dann erstmals ein Versuch mit zwei Zelten: Eine Art Neuanfang sollte es werden. Die zwei Zelte waren etwas kleiner als das bislang aufgestellte. Doch trotz herrlichstem Wetter waren beide nur an den Wochenenden einigermaßen voll. Der ursprünglich für zwei Jahre geplante Versuch wurde begraben, es rentierte sich nicht. 2010 stand wieder nur ein Zelt am Platz.

Jetzt also ein neuer Vorstoß: Bereits 2018 sollen zwei kleinere Zelte aufgebaut werden - falls eine vom OB in Auftrag gegebene Prüfung sich dafür ausspricht. Eine "Aufwertung und Profilierung" des Herbstfestes verspricht sich Christian Lösel davon - und ein größeres Angebot für die Bevölkerung. 2019 könnte dann eventuell der Termin des Herbstfests vorverlegt werden, um vor der Münchener Wiesn dran zu sein. Aber auch das soll geprüft werden.

Wie der OB betont, sei die Initiative nicht von der Stadt ausgegangen. "Das war ein externer Impuls", so Lösel. Um nicht übereinander, sondern miteinander zu reden, hatte er einige der Beteiligten (Wirte, Brauereivertreter, Ausschussmitglieder) zu einer gemeinsamen Sitzung eingeladen.

"Das tut dem Herbstfest gut", ist Tobias Klein überzeugt, Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungs-GmbH und einer der Teilnehmer an der Runde. Zwei kleinere Zelte bedeuten mehr Angebot, und das Besucherpotenzial wäre seiner Meinung nach da. Der Modus bliebe wie gehabt: Die Stadt vergibt an die Brauereien und die suchen sich ihre Festwirte. Bei je zwei Zelten bei beiden Festen wäre jede der großen Ingolstädter Brauereien vertreten.

"Je mehr los ist, desto mehr Leute kommen", ist sich Gerhard Bonschab von Herrnbräu sicher. "Alle großen Feste haben mehrere Zelte", so der Herrnbräu-Geschäftsführer, der als Beispiele auf den Barthelmarkt oder den Gillamoos verweist. Am Herbstfest müsste man freilich deren Größe auf rund 3000 Plätze reduzieren. Viele Zelte haben derzeit ungefähr 4000 Plätze innen und 1000 im Freien, weil die Gäste gerne draußen sitzen.

Ähnliche Argumente führt Michaela Kemper in Feld, wobei es freilich keine Garantie gibt. "Ob es sich rentiert, wird sich zeigen", sagt die Geschäftsführerin von Lanzl-Gastronomie. Sie begrüßt auf jeden Fall den Einsatz des OB.

Skeptisch ist dagegen Eva-Kristine Wittmann-Ott. "Ich habe Zweifel, ob das die Attraktivität des Volksfests heben wird", sagt die Nordbräu-Chefin. Ein Zelt habe bisher immer gut funktioniert. Und zwei Zelte seien selbst an Pfingsten nicht immer einfach, was die Resonanz angeht. "Unter der Woche gibt es auch schlechte Tage." Außerdem sind die Kosten für die Sicherheit enorm gestiegen.

Wittmann-Ott befürchtet, dass es wegen der vielen anderen Feste schwierig werden dürfte, Personal zu finden. Kemper findet, dass man darüber gut nachdenken und mit Schaustellern und Marktkaufleuten reden müsse.

Viele Festwirte seien am ersten Wochenende nach den Schulferien andernorts im Einsatz, sagt Bonschab. "Der Hauptpunkt ist aber der 3. Oktober", betont nicht nur der Herrnbräu-Geschäftsführer als Argument für den bisherigen Termin Ende September. Denn dieser Feiertag (2018 ein Mittwoch) und der oder die Tage davor seien "wie ein drittes Wochenende".

Von Berhard Pehl