Wissing: „Sanierung höchste Priorität“
Nach Brückeinsturz in Dresden: Wie sicher sind Deutschlands Brücken?

12.09.2024 | Stand 13.09.2024, 12:04 Uhr |

Nach dem Einsturz der Carola-Brücke in Dresden stellt sich nun die Frage, wie sicher Deutschlands Brücken noch sind. − Foto: Robert Michael/dpa

Sie führen über Straßen, Flüsse und Bahnschienen. Manche sind nur wenige Meter lang, andere erstrecken sich über mehrere Kilometer. Zehntausende Brücken stehen in Deutschland.

  

In dieser Woche sind nachts Teile einer Brücke in Dresden eingestürzt. Nun stellt sich vielerorts die Frage, wie sicher Deutschlands Brücken noch sind. Gerade Autobahnbrücken sind häufig schon älter. Laut Autobahngesellschaft wurden rund 55 Prozent aller Brückenbauwerke in Deutschland vor 1985 erbaut.

Wie konnte es zu dem Einsturz kommen?



Das müssen Fachleute noch genauer untersuchen. Die Polizei geht von einem Unglück aus. Zum Glück wurde dabei niemand verletzt. Die Brücke wurde vor etwas mehr als 50 Jahren gebaut. Einige Teile wurden bereits erneuert. Auch der eingestürzte Bereich sollte bald saniert werden.

Wie häufig werden Brücken in Deutschland kontrolliert?



„Eine Brücke muss regelmäßig überprüft werden“, sagt TÜV-Chef Joachim Bühler. Die Organisation kontrolliert in Deutschland viele verschiedene Dinge, darunter auch Brücken. Alle sechs Jahre gibt es an Brücken eine große Untersuchung. Alle drei Jahre eine etwas kleinere.

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Wie laufen die Kontrollen ab?



„Die Prüfer laufen über die Brücke und schauen sich alle tragenden Elemente an“, sagt Joachim Bühler. Auch von unten wird die Brücke überprüft. Der Fachmann Dieter Westerkamp vom Verein Deutscher Ingenieure erklärt: „Bei manchen Brücken kann man sich in Hohlräumen unter der Straße bewegen und sich die Brücke sogar von innen anschauen.“

Woran erkennt man, dass eine Brücke erneuert werden muss?



Die Expertinnen und Experten achten zum Beispiel auf größere Risse an der Brücke. Oder auf Teile, die abbröckeln. „So etwas fällt immer schnell auf“, sagt Dieter Westerkamp. Bei den Kontrollen kommen aber auch kompliziertere Methoden und Hilfsmittel zum Einsatz, zum Beispiel mit chemischen Flüssigkeiten und speziellen Kameras. Manchmal klopfen die Fachleute auch die Brücken ab. So hören sie, ob einzelne Bauteile in Ordnung sind.

Was passiert, wenn an einer Brücke Schäden auftauchen?



Kleinere Schäden wie Risse können in der Regel repariert werden. So soll vor allem verhindert werden, dass Wasser in die Brücke gelangt. Das kann dazu führen, dass der Stahl im Inneren rostet. „Manchmal müssen die Autos auch langsamer fahren oder die Fahrspuren werden verengt“, sagt Joachim Bühler. Dadurch wird die Belastung geringer. Wenn Brücken einsturzgefährdet sind, werden sie gesperrt. Das ist jetzt auch in Dresden der Fall. Fachleute haben die übrigen Teile der Brücke abgestützt, um sie zu sichern.

Sanierungen haben laut Verkehrsminister Wissing höchste Priorität



Bundesverkehrsminister Volker Wissing hat angesichts des teilweisen Einsturzes der Carolabrücke in Dresden die vorgesehenen Sanierungen von Brücken an den Autobahnen hervorgehoben. „Für den Bund hat die Modernisierung seiner Brücken höchste Priorität“, sagte der FDP-Politiker der „Bild“-Zeitung. „Dabei holen wir jetzt nach, was in den vergangenen Jahrzehnten unter Unionsführung vielerorts versäumt worden ist.“ Nach einem bereits vorgestellten Programm des Ministeriums sollen 4.000 von insgesamt 28.000 Autobahnbrücken vorrangig erneuert werden.

Die Autobahn GmbH des Bundes stelle bis zum Herbst 2024 ihr Bauprogramm für die kommenden Jahre auf, teilte das Ministerium auf eine Frage der AfD-Fraktion mit. Sie werde dabei „weiterhin die anstehenden erforderlichen Brückenmaßnahmen sicherstellen“. Für die Autobahn GmbH stehe die Sicherheit der Infrastruktur stets an höchster Stelle, erläuterte das Ministerium in der Antwort vom 3. September.

Wissing sagte der Zeitung, bis Ende 2024 werde der Bund voraussichtlich mehr als 980.000 Quadratmeter Brückenfläche modernisiert haben. „Das sind umgerechnet 137 Fußballfelder und entspricht rund 30 Prozent der Gesamt-Brückenfläche, die im ersten Schritt zu modernisieren ist. Weitere Schritte werden.

− dpa/skr

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