Landkreis Pfaffenhofen erwägt wegen Arbeitsmarktzulage für Kita-Personal Sanktionen gegenüber Ingolstadt
„Müssen uns gegen Ingolstadt wehren“

09.06.2022 | Stand 09.06.2022, 9:41 Uhr
Geld −Foto: Monika Skolimowska/dpa

Von Patrick Ermert

Schwer enttäuscht reagieren Landrat Albert Gürtner und die Bürgermeister im Landkreis um ihren Sprecher Martin Schmid auf die Arbeitsmarktzulage für Kita-Personal in Ingolstadt. „Ich habe die Stadtratssitzung live verfolgt. Manche Positionen waren nun wirklich nicht schön anzuhören“, kommentiert Schmid die Debatte. Angesichts der erbitterten Kritik, die aus der ganzen Region auf Ingolstadt eingeprasselt sei, kann es Schmid kaum fassen, dass sich manche Stadträte offenbar nichts darum scheren. „Es ist so rübergekommen, dass es sie gar nicht interessiert, was wir davon halten.“

Beschlossen wurde, dass Ingolstadt, das händeringend auf der Suche nach Personal für Krippen und Kindergärten ist, zehn Prozent mehr Lohn bezahlen kann, um Fachkräfte aus der Umgebung in die Stadt zu locken. „Ein Vorhaben, das nicht von Erfolg gekrönt sein wird“, versichert Schmid. Denn es sei jetzt schon klar, dass die umliegenden Kommunen nachziehen werden. „Manching und Baar-Ebenhausen haben schon reagiert und angekündigt, die Zulage ebenfalls zu zahlen“, berichtet Schmid. Er selbst sinniert für Vohburg über einer Alternative. „Das könnte über vergünstigten Wohnraum oder eine jährliche Sonderzahlung laufen“, berichtet er. In jedem Fall sei er sicher, dass wegen der Arbeitsmarktzulage keine Erzieherin aus Vohburg nach Ingolstadt wechseln werde. 

Landrat Gürtner kann schwer nachvollziehen, weshalb Ingolstadt diesen Weg wählt. „Enttäuschend ist, dass sie auf unseren Vorstoß, doch lieber bei der Ausbildung anzusetzen, nicht eingehen“, fügt er an. Jetzt werde ein reiner Verteilungskampf innerhalb der Region gestartet, der das Problem hinter dem Erziehermangel verkenne. „Auf diese Weise wird keine einzige Stelle neu geschaffen“, so Gürtner. Und keine Erzieherin werde für 130 Euro im Monat mehr auf dem Konto einen um täglich eine Stunde längeren Arbeitsweg in Kauf nehmen. Gürtner gönne es jeder Kinderpflegerin, dass sie mehr verdient. Aber er verschweigt die Kehrseite dieser Medaille nicht: „Den Gemeinden wird das Geld für andere Projekte oder für zusätzliches Personal fehlen.“ Ob die sich das überhaupt leisten könnten, sei fraglich. Denn: „Die fetten Jahre sind endgültig vorbei.“

In zwei Wochen wollen sich der Landrat und alle Bürgermeister besprechen, um eine gemeinsame Linie zu finden. „Das wird schwierig“, räumt Schmid ein, „aber wir müssen uns gegen das Ingolstädter Vorgehen wehren.“ Dabei schweben ihm Sanktionen vor. „Zusammenarbeit läuft nicht nur in eine Richtung. Wir können das nicht akzeptieren und alles andere laufen lassen“, unterstützt ihn Gürtner. Die Verwaltung am Landratsamt soll daher sämtliche Beteiligungen auflisten, über die der Kreis Pfaffenhofen an Kooperationen mit der Stadt Ingolstadt Geld überweist. „Ich würde alle freiwilligen Leistungen , natürlich vorerst mal auf Zeit, sperren“, fordert Schmid. Und auch Gürtner sieht hier einen Ansatzpunkt. Die Entscheidung darüber, so der Landrat, kann allerdings nur der Kreistag fällen.