Mit Kinderschuhen gegen Corona-Maßnahmen

Köschinger Eltern folgen bundesweitem Aufruf – Gemeinde entfernt Protestzeichen

04.04.2021 | Stand 04.04.2021, 8:33 Uhr
Protest −Foto: Sitzmann

Köschinger Eltern folgen bundesweitem Aufruf – Gemeinde entfernt Protestzeichen

Von Tanja Stephan

Dem über soziale Netzwerke bundesweit geteilten Aufruf zur „Aktion Kinderschuhe“ sind auch Eltern aus Kösching und Kasing gefolgt. Als Zeichen des stillen Protests gegen Corona-Maßnahmen für Kinder stellten sie in der Nacht auf den 1. April Schuhe vor das Köschinger Rathaus und den Kasinger Kindergarten.

Kleine blaue Turnschuhe, orangefarbene Gummistiefel und grüne Crocs stehen aneinandergereiht auf den Stufen vor dem Haupteingang des Rathauses. Daneben einige Luftballons, Kuscheltiere und Schilder. Ein ähnliches Bild am Kasinger Kindergarten. „Warum werden gesunde Kinder weggesperrt?“, steht da. Oder: „Kinder brauchen Nähe, keine Abstandsregelung!“ Auf einem Banner zwischen zwei Bäumen am Rathaus ist in bunten Lettern „Hände weg von unseren Kindern – keine Masken, keine Tests, keine Impfung“ zu lesen.

Das ist die Kernbotschaft der Aktion. „Die Situation wurde überspannt“, sagt eine Mutter. „Die Kinder fühlen sich unter Druck gesetzt“, meint die Frau und erzählt von ihrer Tochter, die sich eigentlich nicht testen lassen will, es aus Angst vor Anfeindungen ihrer Freundinnen aber trotzdem tun wird. Sie wünscht sich, dass Kinder „ganz normal wie früher“ in die Schule und den Kindergarten gehen dürfen. „Sie haben ein Recht auf Bildung und Freunde.“

In ganz Deutschland haben sich Eltern solidarisiert, um mit der „Aktion Kinderschuhe“ ein Zeichen gegen Maskenzwang, soziale Isolation, Testpflicht und Abstandsregeln sowie Kita- und Schulschließungen zu setzen. Nach Recherchen des Mitteldeutschen Rundfunks ging diese offenbar hauptsächlich von Gruppierungen aus der Querdenker-Szene aus. Zudem löse das Bild von Hunderten Kinderschuhen Erinnerungen an Zeiten des Nationalsozialismus aus. In diese Ecke möchte sich die Köschinger Mutter aber ganz klar nicht drängen lassen. „Jeder hat ein Recht auf Protest“, betont sie. Umso mehr ärgert sie sich – wie ihren Worten zufolge die Initiatoren der Aktionen in Kösching und Kasing −, dass die Schuhe und Schilder nach rund zwölf Stunden wieder entfernt wurden. „Da ist der Unmut groß. Die Chance, dass das viele sehen, war nicht gegeben.“

Für die Beseitigung war die Gemeinde verantwortlich. Bürgermeister Ralf Sitzmann (UW) gibt mehrere Gründe an. Er erwähnt eine Mitarbeiterin mit einer hochgradigen Latexallergie, die an den Luftballons vorbei ins Rathaus gelangen musste. „Es handelt sich um einen öffentlichen Platz, und die Aktion war nicht angemeldet“, sagt Sitzmann. Es gehe einfach nicht, vor dem Rathaus Dutzende Schuhe zu entsorgen und den Haupteingang mit einem Plakat zu versperren. „Mit dieser Hauruckaktion sind die Eltern über das Ziel hinausgeschossen“, findet Sitzmann. Die Leiterin des Kasinger Kindergartens habe sich bei ihm entschuldigt, obwohl sie und die Einrichtung in keiner Weise daran beteiligt gewesen seien. Darüber wolle sie auch in einem Elternbrief informieren.

Gleichwohl auf einem der Schilder in Kasing „Ihr Bürgermeister, ihr Schuldirektoren, ihr habt es in der Hand, diesem Irrsinn ein Ende zu setzen“ stand, hält sich Sitzmann nicht für den richtigen Ansprechpartner. Er verweist auf die Regierung. Dennoch nimmt er die Anliegen der Eltern ernst. „Ich verstehe die Sorgen gut und höre sie mir gerne an. Ich habe auch Kinder, die mit diesen Problemen kämpfen“, ergänzt der Bürgermeister. Er schlägt den Eltern deshalb vor, nächstes Mal beispielsweise einen Informationsstand am Bauernmarkt zu organisieren. Denn: „Es muss ein Miteinander geben.“