Wacker Neuson in Reichertshofen kündigt Tarifbindung
„Mieser Stil des Unternehmens“

30.09.2022 | Stand 30.09.2022, 14:06 Uhr
IG Metall −Foto: Schmatoch

Dicke Luft bei Wacker Neuson: Die Beschäftigten von Wacker Neuson mussten gestern per Aushang erfahren, dass ihr Arbeitgeber die Tarifbindung verlassen wird und die geltenden Tarifverträge zum Jahresende gekündigt hat. Dem vorangegangen waren unzählige Verhandlungen, in denen der Wacker Neuson Konzern, wie die IG Metall meldet, weiterhin unbezahlte Stunden von allen Beschäftigten verlangt hat. „Die Beschäftigten sind sauer und enttäuscht. Das ist ein mieser Stil des Unternehmens und ein extrem unfairer Umgang mit seinen Beschäftigten. Jahrelang wurden von der Belegschaft Sonderschichten gefahren und Mehrarbeit geleistet“, so Carlos Gil, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt.

„Ein Ergänzungstarifvertrag von 2009, der in Zeiten einer Krise entstanden ist, hatte den Arbeitgebern pro Woche zwei Stunden unbezahlte Leistung garantiert. In solchen Zeiten ist es für die Beschäftigten meist selbstverständlich dem Unternehmen auf die Beine zu helfen, aber diese Jahre sind längst vorbei.“, so Carlos Gil.

Der Konzern berichte in regelmäßigen Abständen von Rekordumsätzen und Rekordgewinnen und zuletzt sei den Aktionären eine Dividende ausgeschüttet worden. „In der Belegschaft führt dieses Verhalten zu Kopfschütteln, und absolutem Unverständnis.“, so Elvis Schwarzmair, Betriebsratsvorsitzender und Teil der Verhandlungskommission. „Das Verhalten des Arbeitgebers ist schlicht nicht nachvollziehbar. Die Beschäftigten leisten seit Jahren sehr gute Arbeit und waren immer bereit sich zusätzlich einzubringen. Jetzt, wo es dem Konzern richtig gut geht, begeht der Arbeitgeber Tarifflucht. Was das zu der jetzigen Zeit mit den Beschäftigten macht, ist wohl klar.“, so Schwarzmair weiter. Wolfgang Strasser, Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter, zeigt sich empört: „Die Beschäftigten sind schlichtweg stocksauer und massiv enttäuscht vom Arbeitgeber. Gute Leute zu finden und zu halten wird immer schwieriger und nun verschlechtert der Arbeitgeber auch noch die Arbeitsbedingungen – das ist einfach unbegreiflich.“

Markus Rößler, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Ingolstadt, der die Verhandlungen begleitet und an den Mitgliederversammlungen teilgenommen hat, ergänzt: "Die Kolleginnen und Kollegen bei Wacker Neuson lassen wir nicht alleine. Jetzt geht es in die Tarifoffensive, heißt, wir kämpfen ab sofort mit der Belegschaft zusammen für die Wiederherstellung der Tarifbindung. Im Oktober dieses Jahres findet die größte Baumaschinenmesse (Bauma in München) statt, sofern der Arbeitgeber weiter auf stur schaltet, fällt uns sicher etwas Kreatives ein.“ (ty)