"Meine größte Angst ist, dass 2021 noch schwerer wird für uns als 2020"

26.02.2021 | Stand 26.02.2021, 13:05 Uhr
Hadern mit den Entscheidungsträgern: Die Ingolstädter Gastronomen Monika Häusler und Fritz Dippert wünschen sich klarere Ansagen seitens der Politiker. Ihnen fehle es an Perspektiven ? und das trotz überschaubarer Inzidenzwerte in Ingolstadt. −Foto: Hammer

Ingolstadts Gastronomie wie im Freien Fall: Es fehlt weiterhin die Perspektive - Antrag der SPD-Stadtratsfraktion zur Unterstützung

(ty) Die Inzidenzwerte sinken, die Temperaturen steigen, die Sonne strahlt: an und für sich bestes Biergartenwetter.

Doch Gastronomen und Hoteliers erleben weiter schwere Zeiten. Was fehlt, ist eine Perspektive, die endlich wieder Mut macht. Am kommenden Montag will der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) deshalb mit einer bayernweiten Aktion auf die prekäre Lage aufmerksam machen. Bereits am Donnerstag traf der DK die Ingolstädter Gastronomen Monika Häusler und Fritz Dippert in der Innenstadt zum Gespräch. Die SPD-Stadtratsfraktion Ingolstadt hat derweil einen Antrag voller Ideen eingereicht, wie die Gastronomen und Kulturschaffenden vor Ort nach dem Lockdown unterstütz werden könnten.

"Meine größte Angst ist, dass 2021 noch schwerer wird für uns als 2020", sagt Fritz Dippert. Lago-Bar und Sepparee, die der 41-Jährige in Ingolstadt betreibt, hat er schon lange nicht mehr geöffnet - lediglich im Goldbraun bietet der Gastronom derzeit einen To-go-Verkauf an. Die Hilfen seien zwar, wenn auch sehr spät, geflossen, trotzdem lebt Dippert aktuell nur von seinen Ersparnissen. "Nervlich anstrengend", sagt er. Bei Monika Häusler (58), Betreiberin vom Mo an der Bergbräustraße, sieht die Lage ähnlich aus: Im Dezember habe sich noch voller Euphorie auf Lockerungen nach Fasching gehofft, mittlerweile sei es vom Kopf "ganz schön belastend, immer im freien Fall zu sein". Es sind Gedanken, die momentan wohl viele Gastronomen beschäftigen: Wie wird sich das Essverhalten ändern? Ist die Innenstadt noch attraktiv nach Corona? Für Dippert ist klar, dass es drei bis fünf Jahre dauern wird, bis das Weggeh-Verhalten der Gäste wieder an die Zeit vor Corona anknüpfen könne. Vom Gedanken, heuer eventuell auch seine Bar wieder öffnen zu dürfen, habe er sich ohnehin schon verabschiedet.

Kurz vor dem nächsten Corona-Gipfel am 3. März plant der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband nun eine bayernweite Aktion unter dem Motto "Gedeckter Tisch und gemachtes Bett". Dazu soll am Montag in möglichst vielen Gemeinden und Städten gedeckte Tische aufgestellt werden. "Damit man die Gastronomie beim Öffnen nicht vergisst. Wir sind als erste geschlossen worden und machen als letzte wieder auf. Ist das fair? ", sagt Häusler.

Für den Fall, dass die Wirte demnächst doch wieder aufsperren dürfen, hat die SPD-Stadtratsfraktion Ingolstadt einen Antrag bei OB Scharpf eingereicht, wie die Gastronomen nach dem Lockdown unterstützt werden können. Unter anderem schlägt die SPD vor, die Mieten für Liegenschaften der Stadt zu stunden und den Gastronomen wieder eine vergrößerte Fläche für Freisitze kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Außerdem wollen sie, dass jeder Lokalbetreiber zehn Liegestühle als zusätzliche Sitzmöglichkeit erhält.

Wann es zu Lockerungen kommen wird, kann aktuell aber nur gemutmaßt werden. Häusler hofft auf eine Öffnung nach den Osterferien. Dippert sieht das ein wenig anders: "Lieber einen Monat länger warten und dann so öffnen, dass es uns auch etwas bringt. "