Post gibt Tipps
Geburtstage ohne Scheine: Mehrere Fälle von verlorenen Geldbriefen

07.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:58 Uhr

Bargeldper Post zu verschicken, wie hier symbolisch dargestellt, ist generell keine gute Idee. Geldgeschenke übergibt man lieber persönlich oder nutzt den sicheren Überweisungsweg. Foto: Domke

Wenn ein Geburtstag vor der Tür steht und das Geldpräsent nicht persönlich vorbeigebracht werden kann, kommt manch einer auf den Gedanken, Scheine in ein Kuvert zu stecken und per Post zu verschicken. Dass das eher keine so gute Idee ist, musste ein Leser unserer Zeitung gleich mehrmals am eigenen Leib erfahren.



Sowohl er als auch mehrere Familienmitglieder hatten zwischen November 2021 und August dieses Jahres Briefe mit wertvollem Inhalt in verschiedene Ingolstädter Briefkästen eingeworfen. Fünf dieser Briefe erreichten ihre Empfänger auch nach längerer Wartezeit nicht. „Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man jemandem zum Geburtstag gratulieren will, ein Geldgeschenk dazusteckt, und der Brief dann nicht ankommt“, findet der Leser aus Unsernherrn, der lieber anonym bleiben möchte. „Ärgerlicher als der Verlust des Geldes ist dabei aber eigentlich, dass die Geburtstagskinder denken, man hätte sie vergessen.“ Bei der Beschwerdehotline der Post habe er mehrfach angerufen – jedoch sei er nie durchgekommen. „In Ingolstadt gibt es keine Beschwerdestelle“, so der Mann. „Es ist fast unmöglich, jemanden telefonisch zu erreichen, der einem weiterhelfen kann.“

Geldbriefe verstoßen gegen AGB der Deutschen Post

Er vermutet, dass hinter den verlorenen Briefen Langfinger bei der Post stecken, die die Sendungen bewusst nach Geldscheinen oder Geburtstagskarten abtasten. „Es kann doch kein Zufall mehr sein, wenn in Ingolstadt gleich mehrere Geldbriefe abhanden kommen“, meint der Leser. Da die Briefe nicht in Filialen abgegeben, sondern klassisch in Briefkästen eingeworfen wurden, könne schon mal kein diebischer Filialmitarbeiter dahinterstecken. Ins Visier rücken da eher die Kräfte der Briefkastenleerung, die inzwischen oft bei Subunternehmen angestellt sind und immer alleine arbeiten. Wenn einer dieser Mitarbeiter Briefe nach wertvollem Inhalt durchsucht, würde das vermutlich nicht so leicht auffallen. Doch mit Spekulationen kommt man natürlich nicht weiter.

Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Deutschen Post in München teilt Pressesprecherin Jasmin Derflinger mit, dass der Leser mit seinen Briefen grundsätzlich gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Post verstoßen habe. „Ausgeschlossen von der Beförderung sind Briefsendungen, die Geld enthalten“, erklärt Derflinger und fügt hinzu: „Wir haften für normale Standardbriefe, die mit 85 Cent frankiert wurden, gemäß unserer AGB nicht.“ Grund dafür sei die fehlende Dokumentation der Ein- und Auslieferung – bei Standardbriefen ist keine Sendungsverfolgung vom Absender bis zum Empfänger möglich. Generell rät Jasmin Derflinger davon ab, Geld per Post zu versenden. Wenn es wirklich unbedingt sein muss, sollte man das Produkt „EINSCHREIBEN Wert“ nutzen. Hierfür werden zusätzlich zum normalen Briefporto 4,45 Euro Aufpreis fällig. Versichert sind damit dann Wertgegenstände in Höhe von bis zu 500 Euro, Bargeld hingegen nur bis 100 Euro. Problematisch ist hierbei allerdings, dass der Absender im Verlustfall nachweispflichtig ist – was sich in der Praxis wohl meist schwierig gestalten dürfte. Im digitalen Zeitalter ist man bei Geldgeschenken also besser mit sicheren Online-Zahlungsdienstleistern wie PayPal bedient, Internet-Unkundige sollten die klassische Überweisung nutzen, da kann praktisch nichts schiefgehen.

Bei der Post wird jeder Fall ernst genommen

Zum Diebstahlsverdacht kann sich die Post-Pressesprecherin nur allgemein äußern: „Jeder Einzelfall wird sehr ernst genommen und nach Möglichkeit intern, wenn erforderlich, auch mit Hilfe der Sicherheitsbehörden, lückenlos aufgeklärt. Sollte sich dabei herausstellen, dass es sich um einen unserer Mitarbeiter handelt, so ziehen wir entsprechende Konsequenzen.“ In jeder Niederlassung des Konzerns seien Sicherheitsmitarbeiter eingesetzt, die selbst Ermittlungen durchführen und eng mit der Polizei zusammenarbeiten würden. Darüber hinaus gebe es in allen Betriebsstätten Strategien und Vorkehrungen zur Vermeidung und Aufklärung von Straftaten. Jasmin Derflinger könne den Ärger des Kunden sehr gut nachvollziehen und bedauert den Fall. Der Leser hat seinen Fehler inzwischen eingesehen: „Wir verschicken garantiert kein Geld mehr per Post.“ Die Sache sei für ihn lehrreich gewesen. „Ich kann nur ausdrücklich davor warnen und abraten, Geld in Briefe zu stecken“, so sein Appell an die Öffentlichkeit.

DK