Mehr Schulbusse, aber keine Lüfter

Thema Ansteckungsgefahr an Schulen – Stadt verweist auf kritische Stellungnahmen mehrerer Behörden – Geräte könnten mehr schaden als nutzen

30.10.2020 | Stand 30.10.2020, 21:06 Uhr
Schulbus −Foto: Eberl

Thema Ansteckungsgefahr an Schulen – Stadt verweist auf kritische Stellungnahmen mehrerer Behörden – Geräte könnten mehr schaden als nutzen

(ty) Das Thema Ansteckungsgefahr an Schulen nimmt weiter Fahrt auf. Auch unter den am Freitag gemeldeten 47 Corona-Neuinfektionen befinden sich sechs Schüler. Oberbürgermeister Christian Scharpf reagierte am Freitag auf den offenen Brief von Christian Lange zu dem Thema mit einem dreiseitigen Antwortschreiben. Tenor: Die Stadt Ingolstadt berücksichtige die besonders schutzbedürftigen Interessen der Schulkinder umfassend. Und werde dies auch künftig in enger Abstimmung mit den zuständigen Landesbehörden und anderen Betroffenen konsequent weiterverfolgen.

Zunächst ein anderer Punkt, der jüngst im Stadtrat nach einem entsprechenden CSU-Antrag diskutiert wurde: der Einsatz von Lüftern in Klassenzimmern. Die Stadtverwaltung verweist dazu auf kritische Stellungnahmen mehrerer Behörden und Institutionen. Bildungsreferent Gabriel Engert: "Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es nach wie vor ausgesprochen fragwürdig ist, ob Lüfter den entsprechenden Effekt erzeugen. "

Die Einschätzungen der Wissenschaftler, was die Ausbreitung des Coronavirus anbelangt, ändern sich stetig. Sprachen vor Kurzem noch alle über Aerosole, so sagt die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene mittlerweile: "Die epidemiologischen Daten sprechen gegen einen nennenswerten Aerosolassoziierten Anteil an der SARS-CoV-2-Ausbreitung." Deshalb stelle das konsequente Befolgen der AHA-L-Maßnahmen (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Lüften) die Basis der Prävention dar. Das Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München will sogar nicht ausschließen, dass die durch den Lüfter entstehende Luftbewegung das Gegenteil bewirken könnte. So müssten die Geräte täglich für etwa 30 Minuten auf 100 Grad aufgeheizt werden, damit sie nicht "zu einer Virenschleuder werden" und "eine erhöhte Infektionsgefahr von den Geräten" ausgehe. Es lägen zudem keine wissenschaftlichen Studien vor, die nachweisen, dass durch den Einsatz der Geräte eine Übertragung maßgeblich verhindert werde. Im Vordergrund der Übertragung von SARS-CoV-2 "stehen wohl nach neueren Erkenntnissen Tröpfchen, wie sie beim Sprechen oder Husten in ein begrenztes Umfeld abgegeben werden." Die Übertragung über Aerosole werde "als eher gering eingeschätzt". Und auch die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamts kommt zu dem Schluss: "Zum aktuellen Zeitpunkt sind mobile Luftreinigungsgeräte in Innenräumen nicht empfehlenswert."

So viel zu den Lüftern. Zur Forderung Langes, die geänderte Praxis, was die Quarantäneregelung bei Infektionen in Klassen anbelangt, hat sich OB Scharpf am Freitag ausführlich in seinem Antwortschreiben geäußert. Selbstverständlich überprüfe das städtische Gesundheitsamt auf Grundlage des Rahmenhygieneplans Schulen des Freistaates Bayern, ob in Zusammenhang mit der geltenden Maskenpflicht an Schulen im Einzelfall eine Quarantäne anzuordnen sei. Das Gesundheitsamt setze bei der Einstufung von Kontaktpersonen die Handlungsempfehlungen des Robert-Koch-Instituts um. Diese seien am 19. Oktober geändert worden. Seither gelte: "Wenn ein positiv Getesteter und seine Kontaktpersonen durchgehend Maske getragen haben, sollen sie, auch wenn der Mindestabstand unterschritten wurde, nur mehr als Kontaktperson 2. Grades eingestuft werden und müssen folglich nicht mehr in Quarantäne.

Ein weiterer Punkt im Brief Langes: Die Namensnennung von Kitas, Schulen oder anderer Einrichtungen bei positiven Corona-Fällen. Die Stadt, so Scharpf, verzichte auf die Veröffentlichung der Namen der betroffenen Einrichtungen. "Eine direkte Information der unmittelbar Betroffenen ist primäres Ziel. " Die Veröffentlichung des Namens bringe für die Pandemiebekämpfung keinen Vorteil, könne aber aus anderen Gründen nachteilig sein.

Zum Punkt Schülerbeförderung verweist der OB unter anderem auf anstehende Neuerungen bei der INVG. Diese plane für den Schulbeginn nach den Herbstferien den Einsatz zusätzlicher zehn Busse allein in der morgendlichen Hauptverkehrszeit im Schülerverkehr. Dies stelle das verfügbare Maximum an Buskapazitäten in der Region 10 dar. "Es werden sowohl Fahrzeuge des Ingolstädter Airport-Express als auch verfügbare Reisebusse von privaten Busunternehmen ab dem 9. November im Schülerverkehr unterwegs sein. " Die mit Ingolstadt im Zweckverbund VGI verbundenen Landkreise verstärkten ebenfalls den Einsatz im Schülerverkehr, so dass insgesamt ein deutlich erhöhtes Angebot an Fahrleistung vorhanden sei.

Was eine ebenfalls geforderte eventuelle Änderung der Schulzeiten anbelangt, werde für Mitte nächster Woche eine Empfehlung des bayerischen Kultusministeriums erwartet.