Mehr als jedes fünfte Unternehmen will Stellen streichen

Während viele Unternehmen ihre Geschäftslage kritisch sehen, schaut die Mehrheit der Befragten nicht mehr so pessimistisch in die Zukunft

21.02.2020 | Stand 21.02.2020, 10:40 Uhr
Bilanz
Einnahmen zu Ausgaben −Foto: Thorben Wengert/ pixelio.de

Während viele Unternehmen ihre Geschäftslage kritisch sehen, schaut die Mehrheit der Befragten nicht mehr so pessimistisch in die Zukunft

(ty) Die seit 2018 andauernde konjunkturelle Talfahrt in der Region Ingolstadt ist zum Stillstand gekommen. Der IHK-Konjunkturindex stieg zu Jahresbeginn 2020 im Vergleich zum Herbst 2019 um vier Zähler auf 112 Punkte. Zu diesem Ergebnis kommt die Konjunkturumfrage der IHK für die Stadt Ingolstadt und die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Während viele Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage kritisch bewertet, schaut die Mehrheit der Befragten jedoch nicht mehr so pessimistisch in die Zukunft.

Bei den Lageurteilen sticht hervor, dass die befragten Unternehmen mit ihrer Geschäftslage noch einmal deutlich unzufriedener sind als noch im Herbst vergangenen Jahres. Der Saldo aus positiven und negativen Lagebewertungen sank um zwölf Zähler auf 25 Punkte. Er fiel damit unter den langjährigen Durchschnitt von 37 Punkten. Insgesamt sind nur noch 38 Prozent der Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, etwa die Hälfte bezeichnet ihre Geschäftslage lediglich als „befriedigend“. 13 Prozent äußerten sich unzufrieden. Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren.

Für die kommenden zwölf Monate zeichnet sich bei den Geschäftserwartungen jedoch eine Stabilisierung ab. Per Saldo stiegen sie von ihrem Tiefststand im Herbst 2019 (-14 Punkte) auf null Punkte. Während jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) positiv in die Zukunft schaut, rechnen ebenso viele Unternehmen mit einer Eintrübung ihrer Geschäfte.

Die Personalplanungen zeigen, dass die Unternehmen mittelfristig nicht mit einer kräftigen Belebung rechnen. Per Saldo liegen die Beschäftigungspläne bei -17 Punkten. Nur fünf Prozent der Unternehmen wollen zusätzliches Personal einstellen, mehr als jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) will Stellen streichen. Die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sind damit in der Region weiterhin schlechter als in Bayern insgesamt.

Das Geschäftsrisiko Fachkräftemangel wurde im Vergleich zu den Vorjahren mit 53 Prozent an Nennungen für die Region vergleichsweise niedrig bewertet. Noch im Frühjahr 2019 sahen 70 Prozent der Betriebe in der Region 10 darin ein Risiko.

Gleichzeitig wächst die Sorge der Unternehmen um die wirtschaftspolitischen Rahmbedingungen. Gemeinsam mit dem Risiko einer nachlassenden Inlandsnachfrage werden diese von rund jedem zweiten Unternehmen als Risiko angesehen. Diese Unsicherheiten und die schwachen Wachstumsaussichten veranlassen die Unternehmen, auch bei den Investitionen auf die Bremse zu treten. Hinsichtlich der Investitionsbereitschaft sinkt die Zahl der dazu bereiten Unternehmen. Nur rund jedes fünfte will seine Investitionen ausweiten. Im Herbst war es noch jedes vierte. Rund 20 Prozent wollen weniger investieren. Das deutet auf eine schwache Investitionstätigkeit in der Region hin.

Fritz Peters, Sprecher des IHK-Forums Region Ingolstadt, fordert: „Die Politik muss die Standortbedingungen für die Unternehmen mehr in den Blick nehmen. Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die die Unternehmen stärkt und ihre Wettbewerbsfähigkeit unterstützt. Vor allem muss die Konjunktur wiederbelebt werden. Dafür braucht es mehr Investitionsanreize.“ Deutschland als Höchststeuerland lasse den Unternehmen zu wenig finanzielle Spielräume, so Peters. Als erster Schritt müsse die Gesamtsteuerbelastung für Unternehmen einschließlich Gewerbesteuer von derzeit über 30 Prozent auf das international übliche Niveau von 25 Prozent sinken. Zudem solle Personengesellschaften das Recht eingeräumt werden, wie Kapitalgesellschaften besteuert zu werden. Außerdem seien bessere Abschreibungsregeln notwendig: Als Sofortmaßnahme, um eine schnellere Digitalisierung zu erreichen, empfiehlt Peters realitätsnahe und damit deutlich kürzere Abschreibungszeiträume für die Anschaffung von Hard- und Software. „Diese Maßnahmen kurbeln Investitionen an und wären alles in allem nahezu aufkommensneutral“, bekräftigt der Ingolstädter Unternehmer. Laut Peters würde die Politik mit solchen Maßnahmen, die faire Wettbewerbsbedingungen für die heimische Wirtschaft schaffen, ein wichtiges und glaubwürdiges Signal an die Unternehmen senden.