"Man müsste viel Geld in die Hand nehmen"

Marode Bezirkssportanlagen und Brachstätten: OB Lösel kündigt umfassende Fördermaßnahmen an

11.01.2020 | Stand 11.01.2020, 8:55 Uhr
ESV −Foto: Hauser

Marode Bezirkssportanlagen und Brachstätten: OB Lösel kündigt umfassende Fördermaßnahmen an

Von Julian Bird

Im Kommunal-Wahlkampf der CSU gibt es seit Donnerstag ein neues Thema: Marode und brachliegende Sportanlagen. Denn die möchte Oberbürgermeister Christian Lösel im kommenden Jahrzehnt sanieren, umbauen oder einer neuen (sportlichen) Nutzung zuführen, wie er beim Neujahrsempfang seiner Partei ankündigte. Dabei geht es ihm aber nicht nur um die fünf städtischen Bezirkssportanlagen, sondern zum Beispiel auch um baufällige Kegelbahnen oder ungenutzte Tennisplätze, die keine Sportler mehr anlocken, sondern hohe Kosten bei den Vereinen verursachen.

Laut Lösel gibt es in Ingolstadt etwa 120 Sportvereine mit 45 000 Mitgliedern, viele von ihnen besitzen eigene Anlagen. Die wiederum seien aber teilweise baufällig oder entsprächen nicht mehr den Bedürfnissen der Bürger und lägen brach. Als Beispiel führt Lösel Tennisplätze an, von denen es nach Angaben des Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) nahezu genauso viele gebe wie vor 20 Jahren - die Zahl der Tennisspieler in den Vereinen hingegen habe sich fast halbiert. Lösel will Klubs dazu animieren, ihre Anlagen umzubauen, in diesem Beispiel etwa ein Volleyballfeld an Stelle eines jetzt überflüssigen Sandplatzes zu errichten. "Der Wandel im Sport muss von der Stadt unterstützt werden", sagt Lösel.

Als Anreiz soll eine Finanzspritze der Stadt dienen, zusätzlich zu den bereits bestehenden Fördermitteln: 20 Prozent der Infrastrukturmaßnahmen zahlt der Landes-Sportverband BLSV, 20 Prozent die Stadt - der städtische Anteil soll laut Lösel auf bis zu 40 Prozent anwachsen. Diese Änderungen sollen in der Sportförderrichtlinie der Stadt verankert werden, vorausgesetzt der (neue) Stadtrat stimmt dem zu. Die entsprechenden Förderanträge der Vereine würden dann auf dem Tisch von Martin Diepold landen, dem Leiter des städtischen Sportamts.

Diepold ist auch für die Bezirkssportanlagen verantwortlich, die der Stadt gehören. Die Anlagen sind zum Teil stark sanierungsbedürftig, "mehrere Millionen" Euro müsste man dafür sicherlich in die Hand nehmen, schätzt Lösel. Der OB will auch diese Anlagen umfassend sanieren, ein zweiter Pfeiler seines geplanten Sportförderprogramms. Das Sportamt sei bereits vor einem halben Jahr beauftragt worden, eine Mängelliste der Bezirkssportanlagen zu erstellen; herausgekommen ist eine "zweiseitige DIN-A-3-Liste", sagt Lösel. Das für die Baumaßnahmen zuständige Hochbauamt sei nun am Zug, Kosten und Umsetzbarkeit zu ermitteln - vom Austausch alter Fliesen in der Dusche bis hin zur Renovierung der maroden Tribüne im ESV-Stadion. Teilweise stammen die städtischen Anlagen aus den 1970er-Jahren, erklärt Diepold; welche Summe für umfassende Sanierungen nötig wäre, möchte er nicht schätzen. Aber: "Man müsste viel Geld in die Hand nehmen." Einzelne Sanierungsmaßnahmen laufen bereits seit ein bis zwei Jahren, sagt Diepold - derzeit wird zum Beispiel die Tartanbahn der Bezirkssportanlage Mitte erneuert, für einen "sechsstelligen Betrag". Auch die Kunstrasenplätze in den Bezirkssportanlagen Mitte und Nordost seien saniert worden - für 300 000 bis 400 000 Euro.

Doch Lösel möchte für das neue Jahrzehnt ein umfassendes Programm auflegen - kein "Gestöpsel hier und Gestöpsel dort". Die Kosten dürften angesichts der großen Stätten allerdings in die Höhe schnellen. Diepold: "Wir sprechen von Zehntausenden Quadratmeter großen Anlagen."

Der Wahlkampf hat längst Einzug gehalten und seine Rede beim städtischen Neujahrsempfang am kommenden Montag stellt der OB unter den Titel "Ingolstadt erneuern - vom Umbruch zum Aufbruch". Der Sport soll dabei offenbar eine besondere Rolle spielen.

Ein Wahlkampfthema, das Sepp Mißlbeck (UDI) offensichtlich gefällt. "Da verfalle ich ja in Halleluja-Stimmung", sagt der Sportbürgermeister. Er wünscht sich eine Sportförderung, die sowohl dem Breiten- als auch dem Spitzensport dient. Immer wieder betont er, wie wichtig gute Anlagen für die 45 000 Sportvereinsmitglieder der Stadt seien. In seiner Funktion werde er häufig mit Mängeln konfrontiert, auch den Vorwurf, es passiere nichts, höre er öfter.

Was Neubauten und Sanierungen betrifft, fürchtet Mißlbeck jedoch, dass die Verwaltung dadurch überfordert werden könnte - er würde so manchen Auftrag lieber ohne Umweg nach außen an Architekturbüros vergeben, wie er sagt. Mißlbeck bringt das Beispiel der Außenkabinen beim TV 1861 - Bereits im November 2014 hatte der Sportausschuss grünes Licht für neue Kabinen gegeben. Der Baubeginn ist nach einem jahrelangen Hin- und Her wegen der Kosten erst für 2021 geplant.

Mißlbeck nennt die Pläne des Oberbürgermeisters ein "richtiges Zeichen", man müsse nur sehen, dass sie nach der Wahl auch wirklich umgesetzt werden. Die Ingolstädter Sportler und Vereinsoberen werden Lösel sicherlich beim Wort nehmen, sollte er auch nach der Kommunalwahl im März noch an der Spitze der Stadt stehen.