Legionellen in Ingolstadt: Duschverbot während der Hitzewelle

12.08.2020 | Stand 12.08.2020, 7:29 Uhr
Trinkwasser −Foto: Friedl

(ty) Auch Ingolstadt ächzt unter der drückenden Hitze. Die Rettung: eine frische Dusche am Morgen oder Abend oder zwischendurch. Doch in der Wohnanlage des St. Gundekar-Werks an der Brentanostraße 2 bis 8 gilt seit 30. Juli Duschverbot. "Unerträglich", sagt eine Mieterin. "Ich bade halt. Man muss sich ja frisch machen." Der Grund für das Verbot: Legionellen.

Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, die im Wasser leben. Sie vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad . Oberhalb von 60 Grad werden sie meistens abgetötet. Besonders in Warmwasserleitungen von Gebäuden finden die Erreger gute Wachstumsbedingungen. Darum müssen in Häusern mit Heißwasserspeichern ab 400 Litern Fassungsvermögen oder mit mindestens drei Wohneinheiten alle drei Jahre routinemäßig Kontrollen auf Legionellen stattfinden.

Solche Kontrollen fanden zwischen dem 13. und 28. Juli in den Wohnblöcken an der Brentanostraße statt: "Unter den 16 Proben wurden zwei Befunde festgestellt", sagt Peter-Stephan Englert, Geschäftsführer des Gundekar-Werks. Daraufhin habe man das städtische Gesundheitsamt informiert und das Duschverbot erlassen. Engert: "Das tut uns leid, aber wir müssen diese Vorsichtsmaßnahmen treffen. Gerade bei der Hitze ist es zum Verzweifeln, aber da kann man nichts machen."

Ist das so? Eine Bewohnerin weist darauf hin, das Gundekar-Werk sei immer wieder auf zu niedrige Warmwassertemperaturen hingewiesen worden. Das Unternehmen erklärt, die Temperatur im Warmwasserbereiter der Liegenschaft lag zum Zeitpunkt der Beprobung bei bei 57 Grad. Wegen der "thermischen Desinfektion" sei die Warmwassertemperatur jetzt auf 70 Grad erhöht worden. Alexander Bendzko, Geschäftsführer der städtischen Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) erklärt, das Wasser solle generell mit 60 Grad aus der Leitung kommen. "Sobald wir einen auffälligen Wert entdecken, wird nachgeschaut und die Ursache behoben." Etwa durch bauliche Maßnahmen wie Dämmung der Leitungen oder Rückbau von stehenden Leitungen. "Die gibt es bei uns nicht mehr", so Bendzko. "Denn mit der Legionärskrankheit ist nicht zu spaßen: Sie kann für ältere Menschen tödlich enden." Nun haben gerade ältere Menschen manchmal andere Duschgewohnheiten oder benutzen aus Sparsamkeit kaum warmes Wasser.

Genau das kann aber auch das Wachstum der Legionellen in Warmwasserleitungen fördern. "Das Wasser muss immer in den Leitungen fließen. Man sollte daher mindestens alle 72 Stunden alle Wasserhähne aufdrehen und auch vor dem Duschen ein paar Sekunden lang das heiße Wasser laufen lassen", rät Englert, der auch betont: "Wir haben das Problem in unserem Bestand im Griff." Etwa 2000 Wohnungen besitzt das kirchliche Werk in Ingolstadt. Der GWG-Chef ergänzt, wer länger Urlaub mache und nicht daheim sei, der müsse eigentlich jemanden beauftragen, alle paar Tage in der Wohnung das Wasser laufen zu lassen. An ein Duschverbot, das ab einem Wert von 10000 Legionellen-Einheiten pro Liter erlassen wird, kann sich Alexander Bendzko für die GWG in nur einem Fall erinnern: Da habe der Mieter nicht in der Wohnung gelebt - es floss also überhaupt kein Wasser. Ab einem Wert von 3000 bis 4000 werde das Gesundheitsamt informiert und gehe ein Schreiben an die Mieterschaft.

Der DK hat am Dienstag Mieter in den Wohnblöcken befragt: Einigen war nicht klar, warum sie nicht duschen dürfen, aber das Wasser trinken oder baden können. Die Erklärung: Legionellen werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich beim Duschen in der Luft verbreiten und eingeatmet werden. Beim Trinken ist eine Ansteckung nur dann möglich, wenn Wasser beim Verschlucken versehentlich über die Luftröhre in die Lunge gelangt. Die Legionärskrankheit oder Legionellen-Pneumonie, ist eine Form der Lungenentzündung. In der Zeit vom 17. bis 21. August werden nach Auskunft des Gundekar-Werks nochmals Proben genommen. Die Auswertung dauert weitere zehn Tage. Erst danach werden die Bewohner wieder duschen dürfen.