„Kriminell ist das System Tönnies“

Verhandlung am Landgericht Ingolstadt wegen Schadensersatzforderung der Firma Tönnies gegen einen Schanzer Schlachthofblockierer

06.07.2021 | Stand 06.07.2021, 16:11 Uhr
Demo −Foto: Schmatloch

Verhandlung am Landgericht Ingolstadt wegen Schadensersatzforderung der Firma Tönnies gegen einen Schanzer Schlachthofblockierer

(ty) Unter dem Motto „Kriminell ist das System Tönnies – nicht der Widerstand dagegen“ trafen sich heute gut zehn Aktivisten vor dem Landgericht Ingolstadt statt. Grund war die dort anberaumte Verhandlung gegen einen Ingolstädter Aktivisten der Gruppe „Tear Down Tönnies“.

Hintergrund des Prozesses ist eine Aktion vom 19. Oktober 2019, zahlreiche Aktivisten der Gruppe „Tear Down Tönnies“ blockierten damals die Zufahrt einer Schlachtfabrik des größten Fleischkonzerns Europas in Kellinghusen in Schleswig Holstein. Dort werden täglich bis zu 6000 Schweine geschlachtet.

Tönnies gibt an, dass durch die Aktion ein Schaden von knapp 40 000 Euro entstanden sei, hat die Summe aber inzwischen auf 16 000 Euro nach unten korrigiert. Seit Juli 2020 fordert der Konzern das Geld von einigen Aktivisten und versucht, das nun auch gerichtlich durchzusetzen.

Nach zwei Prozessen in Kiel, je einem in Braunschweig und Aachen, steht nun ein Aktivist in Ingolstadt vor Gericht. „Um die Aktivisten zu schikanieren, hat das Skandalunternehmen veranlasst, dass die Verfahren aufgesplittet werden und es somit zahlreiche einzelne Verfahren an den jeweiligen Wohnorten der Aktivisten gibt“, so die Gruppe „Tear Down Tönnies“. Die einzelnen Gerichte würden darüber zu entscheiden haben, ob dies einen Missbrauch der Prozessordnung darstellt.

Nur in einem Fall sei es auch schon zu einer Verurteilung gekommen, der beklagte Aktivist wurde zu einer Zahlung von 16 761 Euro verurteilt. „Gegen dieses Urteil haben wir Berufung eingelegt“, so die Gruppe. Rechtskräftig von insgesamt neun anhängigen Verfahren ist noch keines.

„Wir werden die Kriminalisierungs- und Einschüchterungsversuche von Tönnies nicht hinnehmen. Wir sind nicht bereit, diesem Unternehmen Geld zu zahlen. Tönnies ist verantwortlich für die extreme Ausbeutung von Arbeitern, die Klimakrise, Naturzerstörung und Gewalt gegen Tiere,“ so Melanie Huber von Tear Down Tönnies.

Tear Down Tönnies stellt einen Zusammenschluss von Einzelpersonen und Aktivisten dar, die sich gegen die Tierindustrie einsetzen.

Die heutige Güteverhandlung blieb erfolglos. Der Termin, ob ein Urteil gefällt wird oder es zu einem Beweisbeschluss kommt, findet am 3. September statt.