Keine Gnade für Unbelehrbare

"Corona-Kontrollen" in der Gastronomie: Nach ersten "Warnschüssen" wird ab heute hart durchgegriffen

20.03.2020 | Stand 20.03.2020, 8:29 Uhr
Kontrolle −Foto: Polizei

"Corona-Kontrollen" in der Gastronomie: Nach ersten "Warnschüssen" wird ab heute hart durchgegriffen

Wer den Schuss jetzt noch immer nicht gehört hat, dem ist womöglich nur durch hartes Durchgreifen beizukommen: Städtisches Ordnungsamt und Polizei haben Mittwoch und Donnerstag die Einhaltung der landesweit geltenden Verfügung für das Verhalten in der Öffentlichkeit angesichts der Corona-Gefahren durch Kontrollgänge im Stadtgebiet überprüft.Es gab etliche Beanstandungen; einige Bars und Cafés wurden geschlossen. Ab dem heutigen Freitag sollen Zuwiderhandlungen in eklatanten Fällen strafrechtliche Konsequenzen haben.

Bieten die bislang geltenden Verhaltensregeln der Staatsregierung für den öffentlichen Raum noch etwas Toleranz für Einzelne und Familien, so kann sich auch das sehr schnell ändern. Ordnungsamtsleiter Jürgen Gaspar machte gestern Mittag bei der Einweisung seiner Kontrolleure und der rund 15 an der Aktion beteiligten Polizeibeamten der Ingolstädter Inspektion klar, was als Nächstes droht: "Eine Ausgangssperre kommt; ich persönlich rechne am Wochenende damit. "

Bislang ist es noch nicht so weit, doch wer aufmerksam durch die freilich bereits deutlich ruhigere Stadt ging, der konnte gestern noch an vielen Ecken und Enden Menschen sehen, die einiges dafür taten, den Staat zu härteren Maßnahmen zu zwingen: Junge Leute, die die Köpfe dicht zusammensteckten und gemeinsam an Smartphones herumfummelten, Kunden, die an den wenigen geöffneten Ständen am Viktualienmarkt oder an der Bäckertheke eben nicht auf gebührenden Abstand zueinander achteten, ein Cafébetreiber, der einer Strammkundin zum Abschied locker auf die Schulter klopfte - vormals alltägliche, unverdächtige Verhaltensweisen, die in diesen Tagen aber von wenig ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein zeugen.

Den Kontrolleuren ging es gestern vor allem um die Gastronomie. Dass noch einige Cafés und Bars geöffnet waren, die eigentlich schon am Dienstag hätten schließen müssen, fiel dabei besonders unangenehm auf. Jürgen Gaspar hatte zwar die Devise vorgegeben, letztmals zu ermahnen und noch keine härteren Sanktionen zu verhängen, im Falle eines bekannten Szenegastronomen aus der Innenstadt mochte die Polizei allerdings nicht mehr beide Augen zudrücken: Weil der Mann bereits an einem vorausgegangenen Abend von einer Streifenbesatzung auf die gebotene Schließung seiner - eben nicht als Speiselokal ausgewiesenen - Gaststätte hingewiesen worden war und gestern Mittag abermals geöffnet hatte, erhielt er eine Anzeige nach dem Seuchenschutzgesetz.

Das wird in ähnlichen Fällen ab dem heutigen Freitag generell so gehandhabt. Man werde nicht als zahnloser Tiger auftreten, sondern die staatlichen Anordnungen klar durchsetzen, kündigte der stellvertretende Ingolstädter Inspektionsleiter Matthias Schäfer gestern im Nachgang der Kontrollen an. Wer in der Gastronomie ohne Berechtigung geöffnet habe oder sich trotz Berechtigung nicht an die Vorgaben zu den Öffnungszeiten und zum Mindestabstand zwischen Tischen und Gästen halte, der riskiere Sanktionen. Man werde sicher nicht jede Kleinigkeit zur Anzeige bringen, so auch Ordnungsamtschef Jürgen Gaspar, aber jeder deutliche Verstoß werde ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Die Kontrollen gingen allemal weiter.

Von Bernd Heimerl