„Kaum jemand wird noch AstraZeneca akzeptieren“

Wegen der langen Phase bis zur Zweitimpfung sorgt sich Hausarzt Anton Böhm um die Impfwilligkeit der Bürger

05.05.2021 | Stand 05.05.2021, 16:01 Uhr
−Foto: Pixabay

Wegen der langen Phase bis zur Zweitimpfung sorgt sich Hausarzt Anton Böhm um die Impfwilligkeit der Bürger

(ty) Der Ingolstädter Hausarzt Anton Böhm sorgt sich angesichts der bevorstehenden Erleichterung bei den Corona-Maßnahmen um die Bereitschaft der Bürger, sich mit dem Impfstoff von AstraZeneca impfen zu lassen. Weil der vergleichsweise lange Zeitraum zwischen Erst- und Zweitimpfung zu einer Benachteiligung führt, wenn es um die neuen „Vergünstigungen“ für Geimpfte geht. Er hat deswegen einen offenen Brief geschrieben an Ministerpräsident Söder und die Gesundheitsminister Spahn und Holetschek.

„Die Erleichterungen für unsere Bürger, die entweder zweimal geimpft oder von einer Covid-Erkrankung genesen sind, sind zwar einerseits zu begrüßen. Andererseits werden diese Erleichterungen bei uns Hausärzten in den Praxen dazu führen, dass kaum mehr jemand eine Impfung mit AstraZeneca akzeptieren wird“, heißt es da, „bei AstraZeneca erfolgt im Gegensatz zu BioNTech/Pfizer die Auffrischungsimpfung nicht bereits nach sechs Wochen, sondern erst nach zwölf Wochen. Insofern werden diejenigen, welche mit AstraZeneca geimpft werden benachteiligt sein.“

Bereits jetzt habe man das Problem, dass sich nur etwa jeder zehnte Patient im Alter von über 60 Jahren mit AstraZeneca impfen lasse. „Und das, obwohl in diesem höheren Alter der Impfstoff sehr sicher ist, das heißt die Risiken sind deutlich geringer sind und somit das Nutzen-Risiko Verhältnis deutlich besser als für Jüngere. Hierdurch werden Jüngere gezwungen in Sonderimpfaktionen den von Älteren abgelehnten AstraZeneca Impfstoff zu akzeptieren, obwohl dieser für Ältere besser verträglich ist und kein Risiko darstellt.“

Und weiter heißt es in dem Brief: „Wir als Hausärzte benötigen jetzt dringend mehr BioNTech Impfstoff. Denn 36 Impfungen pro Woche je Doktor (Einzelpraxis) ist viel zu wenig für unsere Anzahl an Patienten. Wenn eine Hausärztin oder Hauaarzt noch dazu in einem sozialen Brennpunktviertel arbeitet, wo ohnehin große Vorbehalte gegen jeden Impfstoff bestehen, hat er oder sie ohne genügend Impfstoff von BioNTech oder Moderna keine Chance, die von uns allen gewünschte Durchimpfung zu erreichen.“

Der Briefs chließt mit der Forderung, in Zukunft auch bei den Hausärzten für genügend Impfstoff von BioNTech/Pfizer oder Moderna zu sorgen.