Kaufen ginge noch, aber zulassen nicht

Hohe Bestände mit Krediten vorfinanzierter Neuwagen füllen die Verkaufsräume und Lager der Autohändler

02.04.2020 | Stand 02.04.2020, 14:08 Uhr
Auto
Autosalon Paris −Foto: Schmatloch

Hohe Bestände mit Krediten vorfinanzierter Neuwagen füllen die Verkaufsräume und Lager der Autohändler

(ty) Das bayerische Kraftfahrzeuggewerbe mit seinen sieben Innungen kritisiert die komplette Schließung eines großen Teils der Kfz-Zulassungsstellen in Bayern als Folge des Corona-Virus und fordert die Aufrechterhaltung des Zulassungsbetriebs. „Wir können als bayerisches Kfz-Gewerbe nicht akzeptieren, dass aus Angst der komplette Betrieb in sehr vielen Zulassungsstellen generell eingestellt wird“, sagte Albert Vetterl, Präsident und Landesinnungsmeister des bayerischen Kraftfahrzeuggewerbes. Der stationäre Automobilhandel in Bayern wird durch die vorgeschriebene weitgehende Schließung von Verkaufsstellen des Einzelhandels besonders hart getroffen. Hohe Bestände mit Krediten vorfinanzierter Neuwagen füllen aber schon jetzt die Verkaufsräume und Lager des Vertragshandels, wie Präsident Vetterl in einem Schreiben an die bayerische Staatsregierung erläutert.

„Dieses derzeit tote Kapital lähmt unsere mit hohem Fremdkapitalanteil arbeitenden Händler“, sagte Vetterl. Die Folge: „In der Fläche bedrohen die Schließungen der Kfz-Zulassungsstellen unser mittelständisches Gewerbe existenziell.“ Denn der komplett digitale Verkaufsprozess, um zulässigerweise bereitstehende Lagerfahrzeuge online zu verkaufen und somit den erdrückenden Fahrzeugbestand abbauen zu können, scheitert allzu häufig an der Möglichkeit, die Neuwagen zulassen zu können.

Zwar sei die Sorge der kommunalen Behörden mit Hinblick auf den unbeschränkten Publikumsverkehr nachvollziehbar. „Aber es gibt Lösungen, die funktionieren – und vor denen sich keine Verwaltung verstecken braucht“, sagte Vetterl. Die gebündelte Abwicklung von Zulassungen über den Handel könne gefahrlos und durch „Schleusen“ für Dokumente und Nummernschilder ohne körperlichen Kontakt zwischen Menschen erfolgen. Auch die Auslieferung dieser (desinfizierten) Fahrzeuge könne ohne körperlichen Kontakt mit dem Käufer ausgestaltet werden.

Das bayerische Kraftfahrzeuggewerbe hat deshalb die bayerische Staatsregierung ersucht, den Anstoß für Lösungen mit Augenmaß bei der Aufrechterhaltung des Zulassungswesens zu geben. Auch die sieben bayerischen Kfz-Innungen machen sich bei den Zulassungsstellen vor Ort dafür stark, die Gesundheit der Mitarbeiter und Bürger einerseits sowie die Interessen von Mobilität und Wirtschaftlichkeit andererseits durch praktikable Lösungen zu verbinden.