Ingolstadt und der Kampf gegen die Kippenstummel

01.04.2021 | Stand 02.04.2021, 6:30 Uhr
"Was braucht es, damit wir endlich aufhören, unsere Kippen auf den Boden zu werfen", fragt Initiatorin Jutta Schoberer (rechts). Gemeinsam mit Freundin Sandra Ruckenbrot (links), Cameron Donald vom Verein Tobacycle und Sonja Tworek von der Danuvius Klinik konnte sie in Ingolstadt bereits weit über 1000 Zigarettenstummel sammeln. −Foto: privat

Umweltverschmutzung durch Zigaretten

(ty)

Vorm Büroeingang, an der Bushaltestelle, in der Fußgängerzone oder am Spielplatz: Zigarettenstummel sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten selbstverständlicher Bestandteil unserer Umgebung geworden. Selbst Aschenbecher vor Ort scheinen dieses Problem nur bedingt lösen zu können. Für die Ingolstädterin Jutta Schoberer höchste Zeit, daran etwas zu ändern. Anlässlich des Weltwassertags (22. März) startete die 28-Jährige deshalb den Aufruf, die wegschnipsten Kippenstummel einzusammeln - und hat alles in die Wege geleitet, damit daraus am Ende sogar noch etwas Sinnvolles entstehen kann.

Was in die Umwelt geflippte Kippenstummel mit dem Weltwassertag verbindet, kann Schoberer schnell und überzeugend darlegen: "Zigaretten enthalten bis zu 7000 schädliche Stoffe. Eine einzige Kippe verschmutzt zwischen 40 und 200 Liter sauberes Grundwasser. " Laut dem Kölner Verein Tobacycle, der diese Stummel im großen Stil sammelt und recycelt, fallen weltweit jährlich mehr als 4000 Milliarden Zigaretten an, von denen ganze 80 Prozent in der Umwelt landen. "Das ist ein weltweites Problem, das unsere Meere und unser Grundwasser verschmutzt. Neben Plastik sind Kippenstummel der meistgefundene Müll in der Natur", sagt Schoberer. Und auch abseits des Wassers sind die Folgen für Mensch und Tier weitreichend: Nikotin etwa sei eine der häufigsten Ursachen für Vergiftungen im Kleinkindalter. Außerdem würden Kippenstummel - der Filter einer Zigarette besteht aus nicht abbaubarem Kunststoff - den Magen-Darm-Trakt von Vögeln, Wasserbewohnern und Landsäugetieren verstopfen. "Die Tiere verhungern mit gefülltem Magen. "

Kein Wunder also, dass die 28-Jährige gemeinsam mit Freundin Sandra Ruckenbrot (30) den diesjährigen Weltwassertag nutzen will, um auf dieses globale Problem aufmerksam zu machen. Auf der sozialen Plattform Instagram wollen sie Menschen dafür sensibilisieren und riefen deshalb dazu auf, bis zum Ende der Osterferien (11. April) selbst auf Stummel-Jagd zu gehen. "Auf dem Weg in die Schule oder in die Arbeit, am Pausenhof, an der Bushaltestelle, am Parkplatz, an Bänken oder in den Rillen des Kopfsteinpflasters: In zehn Minuten kann man als Einzelperson fast 100 Kippen schaffen und somit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten", sagt Schoberer. Abgegeben werden können die Zigaretten dann in einem Sammelbehälter am Eingang der Danuvius Klinik, die bereits mit dem Verein Tobacycle kooperiert. Die weggeflippten Stummel werden schließlich restlos zu neuen Sammelbehältern recycelt.

Insgesamt sollen bis zum 11. April so viele Zigarettenstummel gesammelt werden, bis die Wassermenge des Baggersees vor Verschmutzung gerettet ist. Sprich: Jeder Ingolstädter müsste etwa 300 Stummel sammeln - laut Schoberers Rechnung also eine halbe Stunde investieren. Trotzdem weiß sie, dass das Sammeln keine Dauerlösung ist. Ihr Appell lautet deshalb: "Ich will die Menschen sensibilisieren, ihre Zigaretten erst gar nicht mehr wegzuschnipsen. Das sollte gesellschaftlich einfach nicht länger akzeptiert sein. " DK