Jede noch so kleine Spur zählt

Nach Gewalttat an Ingolstädter Witwe ist der Erkennungsdienst am Zug

16.11.2019 | Stand 16.11.2019, 8:44 Uhr
Symbolbild Polizeiauto −Foto: Pixybay

Nach Gewalttat an Ingolstädter Witwe ist der Erkennungsdienst am Zug

(ty) Im Fall der gewaltsam ums Leben gekommenen 80-jährigen Frau aus Ingolstadt-Haunwöhr geben sich die Ermittlungsbehörden zugeknöpft. "Wir haben nichts, was wir nach außen kommunizieren wollen", hieß es sinngemäß bei Polizei und Staatsanwaltschaft. Nur soviel: "Es gibt nach bisherigen Erkenntnissen keinen konkreten Tatverdacht. " Die Seniorin war Mittwochnacht im Keller ihres Wohnhauses aufgefunden worden, nachdem die Polizei von der Haushalthilfe informiert worden war, dass die Witwe sich nicht mehr melden würde. Die Ermittler gehen von Totschlag aus.

Für die Zurückhaltung gibt es durchaus einen Grund. : Alles, was ein eventueller Verdächtiger, sofern er einmal gefunden ist, beim Verhör von sich gibt, kann er nur aus eigenem Erleben und nicht aus den Medien erfahren haben. "Es muss niemand wissen, in welche Richtung wir gerade arbeiten", sagte Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord am Freitag. Im Moment sei eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe (EG) mit dem Namen "Keller" damit beschäftigt, das Verbrechen aufzuklären.

Dazu gehört vor allem eine akribische Spurensuche. Das Wohnhaus des Opfers ist so geräumig und verwinkelt, dass der Erkennungsdienst der Kripo möglicherweise noch die gesamte nächste Woche braucht, um alles zu untersuchen. Spezialisten des Landeskriminalamtes unterstützten am Freitag die EG "Keller" und begannen mit der Erfassung der Zimmer und des Tatorts mit einem 3D-Scanner. Die Aufnahmen sind gerichtsverwertbar und helfen bei der späteren juristischen Aufarbeitung ungemein.

Die Todesursache der Seniorin bleibt für die Öffentlichkeit vorerst weiter unter Verschluss. Die Ingolstädterin muss irgendwann nach dem 8. November gestorben sein, als die Haushaltshilfe zuletzt in dem Gebäude war. Dem Vernehmen nach soll der Sohn der 80-Jährigen die Frau noch am vergangenen Wochenende gesehen haben. Er ist dort gemeldet, unter der Woche aber auswärts unterwegs. Am Montag reagierte die Hauseigentümerin dann nicht mehr auf Klingeln oder Klopfen, nicht nur die Haushalthilfe stand vor verschlossener Tür. Eine Frau, die regelmäßig für das Opfer einkaufte, erhielt ebenfalls keine Reaktion. Sie besitzt zwar einen Schlüssel und öffnete kurz die Tür, wollte aber nicht weiter in die Privatsphäre der Seniorin eindringen.

Die Kripo Ingolstadt sucht weiter Zeugen und hofft auf Hinweise auf Personen, die rund um das Anwesen beobachtet worden sind. Die Ermittler hatten bereits am Donnerstag damit begonnen, Nachbarn und Bewohner im weiteren Umfeld des Tatort zu befragen.

Von Horst Richter