Jackett und Stoffhose statt Lederjacke und Jeans: Bonfire in ungewohntem Outfit

26.02.2021 | Stand 26.02.2021, 10:30 Uhr
Hans Ziller rockt im neuen Bonfire-Video. −Foto: Screenshot

Die Band hat ihr neues Album „Roots“ herausgebracht - und ein eigener Eierlikör

(ty) Nick Cave und Brian Ferry traten immer edlen Zwirn auf die Bühne, die Beatles nur in ihren ersten Jahren und Frank Zappa oder David Bowie dafür erst im besten Alter. Jetzt ist auch Hans Ziller unter die Anzugträger gegangen. Im Video „American Nights“, der zweiten Auskopplung aus dem am Freitag, 26. Februar, erscheinenden neuen Album „Roots“, hat nicht nur der Gründer der Ingolstädter Hardrockband Bonfire Lederjacke und Jeans mit Jackett und Stoffhose vertauscht. Auch Sänger Alexx Stahl, Bassist Ronnie Parkes, Gitarrist Frank Pane und Drummer Andre Hilgers präsentieren sich in einem eleganten Outfit – allerdings nicht im eigenen.

„Die Jungs haben alle keinen Anzug“, erzählt Ziller: „Die mussten sich das alles ausleihen. Aber eine Krawatte? Das war bei ihnen absolut nicht zu machen.“ Kurz vor Erscheinen des neuen Albums wollte die Band ein zweites Video drehen, was aber miteinander unter den Corona-Auflagen nicht möglich war. „Wir konnten einfach nicht zusammenkommen“, sagt sich Ziller. Also wurde jeder der fünf Musiker für sich aufgenommen und alles zu einem Video verarbeitet. Mit seinem Outfit nimmt Ziller auch Bezug auf den Albumtitel „Roots“, also Wurzeln. „Wir haben im Jahr 1986 bei einer Fotosession schon Anzug und Fliege getragen“, erinnert er sich – das war das Gründungsjahr von Bonfire.

Der Kontrast zur ersten Video-Auskopplung aus „Roots“ könnte nicht größer sein: Der Dreh zu „Love Don‘t Lie“ fand auf der Burg Treuchtlingen statt. Hans Ziller sowie Frank und Ehefrau Lydia Pane treten dort in mittelalterlicher Kleidung auf. „Wir haben darin eine Szene aus ‚The Räuber‘ nachgespielt“, erzählt Ziller, also jener selbst geschriebenen Rockoper, die 2008 am Stadtteater Ingolstadt Premiere hatte – und deren Rechte Ziller wieder besitzt. Als Vollblutmusiker wird ihm eine Szene immer in Erinnerung bleiben, die alles andere als ein Freudenfeuer für ihn war: In einem hell lodernden Feuer aus alten Weinstöcken verbrennt eine seiner Gitarren, eine akustische Charvel. Hans Ziller, der 1972 mit der Ingolstädter Band Cacumen ins Musikgeschäft einstieg und vor 35 Jahren Bonfire gründete, hat als Musiker, Komponist und Manager seitdem fast sämtliche Höhen und Tiefen im Musikgeschäft erlebt.

Wie für die meisten anderen Künstler war die nunmehr ein Jahr dauernde Corona-Pandemie wohl einer der härtesten Einschnitte: keine Tour, keine Konzerte, keine Einnahmen. Doch der 62-Jährige nutzte die Zeit und komponierte ein neues Album mit dem Namen „Roots“. Es handelt sich um ein Akustik-Doppelalbums, dessen 23 Stücke komplett neu aufgenommen und neu interpretiert wurden. „Roots“ enthält junge Balladen wie „When An Old Man Cries“, Evergreens wie „You Make Me Feel“, alte Hits wie „Ready 4 Reaction“ und neue Rock-Hymnen wie „The Devil Made Me Do It“. Am Freitag kommt die neue Doppel-CD auf den Markt – und das wird gebührend gefeiert. Zur Veröffentlichung gibt es ab 20 Uhr einen „Roots“-Livestream mit allen Bandmitgliedern samt Live-Chat und Gewinnspiel auf dem Youtube-Kanal des Plattenlabels AFM. Auch ein Blick in die Zukunft sei gewagt: Wenn es Corona zulässt, wollen Bonfire wieder auf Tour gehen, nachdem im Vorjahr praktisch alles ausgefallen ist.

Los geht‘s Anfang Juni bei einem Festival in Illertissen. Bis November stehen schon zwei Dutzend Auftritte – darunter am 29. Juli im Kulturzentrum Halle neun in Ingolstadt. Für die treuen Fans hat Bonfire auf der Homepage übrigens etliche Schmankerl im Angebot: Shirts, längst vergriffene Alben, signierte CDs, limitierte Vinylausgaben oder Konzerte im eigenen Wohnzimmer. Ein Merchandise-Artikel ist uns freilich besonders aufgefallen. Nach Motörhead-Whisky, Rammstein-Vodka, Trooper Beer von Iron Maiden sowie Wein von Slayer und Kiss gibt es jetzt auch Bonfire-Eierlikör: handgemacht in Ingolstadt aus Sahne und Bio-Eigelb. „Nicht zum schnellen Kippen, sondern zum genießen“, lautet die Empfehlung. Wir werden es ausprobieren. . .

Bernhard Pehl