Der „Rostige“
Ingolstädter mit Audi 80 GTE seit Anfang an bei der Donau Classic dabei

23.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:00 Uhr

Franz Schneider und sein Audi 80 GTE – mit dem Oldtimer hat er alle bisherigen Fahrten der Donau Classic bestritten. Schon in den 1970ern fuhr er Rennen, ein Kranz in seiner Garage erinnert an eine siegreiche Fahrt in Erding im Jahr 1980. Fotos: Richter

Franz Schneider und sein Audi 80 GTE sind eine kleine Institution bei der Donau Classic. Von Anfang an sind die beiden dabei. Im Gespräch mit der Heimatzeitung spricht Schneider über seine Liebe zu Oldtimern.



Dieses Kribbeln! Es befällt ihn Jahr für Jahr aufs Neue, wenn der Juni sich dem Ende zuneigt. Franz Schneider (70) spricht ganz offen darüber. „Ich hab’ schon eine Macke“, gesteht der gebürtige Ingolstädter und lacht. Es geht um seine Leidenschaft für Autos, sie haben ihn seit jeher fasziniert. In diesen Tagen fiebert er wieder einmal der Donau Classic entgegen, an diesem Freitag fällt zum 17. Mal der Startschuss für diese zweitägige Oldtimer-Rallye durch die Ingolstädter Region und darüber hinaus. Schneider hat kein einziges Mal gefehlt, seit 2006 nahm er an jeder Fahrt teil – immer am Steuer seines Audi 80 GTE, Baujahr 1976.

Nach dem Schulabschluss hatte es für ihn gar keine Frage gegeben, was er einmal machen würde: Der junge Franz ergriff selbstverständlich den Beruf des Kfz-Mechanikers. Autos zerlegen, den Motor auf Vordermann bringen, da und dort schrauben, bohren und reparieren – ein Traum! Später, ab 1973, arbeitete er bei der Technischen Entwicklung von Audi. Die Arbeit war zugleich Hobby, was kann es Schöneres geben? Und doch wechselt er ab 1995 doch noch einmal den Arbeitsplatz, aber auch die neue Stelle hat mit Fahrzeugen zu tun: Franz Schneider geht als Fuhrparkleiter zum Media-Markt. Und selbst im Ruhestand betreut er heute noch einige Fahrzeuge für jemanden aus seinem großen Freundeskreis.

Den Spitznamen hat das Auto wegen der Lackierung

Sein eigener „Achtzger“, auf den ist der Ingolstädter aber besonders stolz. Auch wenn seine Lebensgefährtin und die gemeinsame Tochter scheinbar respektlos über ihn sprechen. „Fahrst also wieder mit’m ,Rostigen‘ aus?“, witzeln sie, meinen es aber nicht ernst. Wobei der alte Audi gar nicht mal unter Korrosionsschäden leidet, dazu ist er viel zu gut gepflegt. „Das hat mehr mit seiner Farbe zu tun, ein Rostbraun“, sagt Franz Schneider.

Er hatte den damals tatsächlich etwas „Rostigen“ im Jahr 2000 gekauft, eine Witwe in Freiburg hatte ihn nach dem Tod ihres Mannes acht Jahre lang in der Garage stehen und in Ehren gehalten. Für 3500 Mark wechselte der Wagen den Besitzer und ging zurück in die Schanz, wo er einst vom Band gerollt war. Für Schneider auch eine neue Erfahrung: „Dass ein Wagen wirklich rostet, das habe ich gar nicht gekannt. Als Werksangehörige haben wir damals doch jedes Jahr eine neues Auto gekauft, da hat es solche Probleme nie gegeben.“

Eine wirklich hoffnungslose Rostlaube ist sein Audi aber nie gewesen. Zwei neue Kotflügel waren trotzdem fällig, und Schneider musste die nächste Lektion lernen: Ersatzteile für einen Oldtimer gibt es nicht unbedingt beim Händler, wie er bei einer Nachfrage im Autohaus an der Neuburger Straße im Westen der Stadt erfuhr. Also machte er sich in ganz Deutschland auf die Suche. „Den einen Kotflügel habe ich dann in Hamburg gekriegt, den anderen im Bayerischen Wald gefunden.“ Schneider brachte außerdem Bremsen, Lenkung Stoßdämpfer und diverse andere Dinge auf Vordermann, und seither erstrahlt der Audi 80 GTE mit seinen 110 PS in neuem Glanz. Rund 85000 Kilometer sind aktuell auf dem Tacho, eigentlich gar nicht so viel.

Ersatzteile hat Schneider „am besten gleich doppelt“

Wer einen Oldtimer besitzt, der baut vor. Schneider hat sich in der Zwischenzeit ein ganzes Arsenal an Ersatzteilen zugelegt, ob nun Benzinleitungen, Bremsschläuche oder andere Teile – „am besten immer gleich doppelt, dann fehlt sich nichts“. Gut, dass er als gelernter Mechaniker das meiste am Fahrzeug selbst erledigen kann. Seinen „Achtziger“ fährt er nur bei schönem Wetter aus – und er bestreitet die Donau Classic damit. Dieses Jahr bedeutet die Teilnahme mit dem Audi 80 etwas Besonderes, kam dieses Erfolgsmodell doch vor genau 50 Jahren auf den Markt.

Die traditionelle Oldtimer-Rallye mit Start in Ingolstadt hat für Franz Schneider stets aufs Neue etwas Besonderes. „Unsere Region ist so schön, da staune ich immer wieder, was es da alles gibt“, sagt er. Er mag es, bei der Donau Classic Gleichgesinnte zu treffen und über das gemeinsame Hobby – die Autos – zu fachsimpeln. Seit etwa zehn Jahren sitzt Tochter Carina auf dem Beifahrersitz, wenn es an den Start der Oldtimer-Rallye geht. Sie lotst den Papa und den „Rostigen“ durch die Landschaft. „Das macht sie wirklich gut“, sagt der stolze Vater. Seinen Ehrgeiz, ganz vorne mitmischen zu wollen, hat er ihr zuliebe aufgegeben. Der rührt noch von früher her, als Franz Schneider in den 1970ern zusammen mit Alfons Hohenester Rundstreckenrennen gefahren war. Das war noch Adrenalin pur. Heute ist es der Spaß an der Freude, der ihn vorantreibt.

Als echter Autofreund hat Franz Schneider viele Verbindungen zur Rennszene am Nürburgring. „Das ist meine zweite Heimat.“ Mit dem Wohnmobil fährt er mehrmals im Jahr zu der Strecke in der Eifel. Seine Freunde von dort lädt er mitunter nach Ingolstadt ein – dann führt er sie auch mal auf wunderschöne Strecken rund um Ingolstadt, die er über die Donau Classic kennengelernt hat. „Da staunen sie dann.“ Und der Schneider-Franz staunt mit ihnen.

DK