Ingolstadt immer mehr unterwegs mit dem "E"

13.02.2021 | Stand 13.02.2021, 19:07 Uhr
Strom zapfen: Das ist nur eine Möglichkeit, einen alternativen Antrieb für sein Auto zu haben. −Foto: Brandl

Anteil an Elektrofahrzeugen nimmt weiter zu

(ty) Der Anteil an Elektrofahrzeugen nimmt weiter zu. Wir haben die Situation der alternativen Antriebe unter die Lupe genommen.

Auf den Straßen von Ingolstadt sind sie immer häufiger zu sehen - Pkw mit einem "E" am Ende der Autonummer. Die Kennung bezeichnet Fahrzeuge, die sich ganz oder teilweise elektrisch angetrieben fortbewegen. In Ingolstadt sind aktuell (Stand November 2020) gut 2100 Stromer zugelassen (siehe Kasten). Anfang des Jahres waren es noch unter 1000. Den größten Anteil unter den Autos mit einem alternativen Antrieb machen derzeit Hybridfahrzeuge aus. Fast 8300 davon sind auf Ingolstadts Straßen unterwegs. Dazu kommen Wagen, die Autogas (LPG), Erdgas und Wasserstoff tanken können.

Während der Absatz von Autogas stagniert, wie von Tankstellenbetreibern zu hören ist, wartet der Treibstoff für die Brennstoffzelle hierzulande weiter auf seinen Durchbruch. Das könnte noch eine Zeit lang so bleiben, wie die jüngsten Signale aus Teilen der Automobilindustrie deutlich machen. So hat erst kürzlich Audi-Chef Markus Duesmann erklärt, dass er nicht an Wasserstoff für den Einsatz im Auto glaube. BMW hingegen will 2022 eine Kleinserie mit wasserstoffbetriebenen Pkw auf den Markt bringen. Das würde immerhin die bislang sehr geringe Zahl der hierzulande verfügbaren Modelle erhöhen.

In Ingolstadt sind aktuell gerade einmal vier Wasserstofffahrzeuge zugelassen. In Deutschland sind es um die 500. Ginge es nach Markus Spieß, müsste das nicht so bleiben. Spieß betreibt in der Manchinger Straße die derzeit einzige Tankstelle in Ingolstadt, die Wasserstoff verkauft. Sie wurde 2018 im Rahmen einer Clean Energy Partnership von Air Liquide, H2 Mobility und Total eröffnet. "Die Fahrzeugpreise sind das große Manko. Sie sind extrem hoch", sagt er. Künftig sehe er deshalb vor allem im Schwerverkehr und bei den SUV Potenzial für den alternativen Antrieb. Auch bei der Stadt macht man sich Gedanken zum Thema: Man untersuche im Rahmen des derzeit durchgeführten IN2H2-Förderprojekts die technische und wirtschaftliche Machbarkeit der Einführung von Wasserstoffmobilität in den kommunalen Fahrzeugflotten - dies in Verbindung mit lokaler Wasserstoffproduktion, heißt es in einer Mitteilung. Bestandteil der Projektarbeiten sei auch die Konzeptionierung beziehungsweise Untersuchung geeigneter Tankstellen-Infrastrukturen für Wasserstoff-Fahrzeuge in Ingolstadt und der Region.

Der Ingolstädter Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität, sieht für die Wasserstoffmobilität indes keine Zukunft. "Zu teuer und zu energieaufwendig", sagt er im Gespräch mit dem DK und spricht von einem dreimal so hohen Energieverbrauch bei der Umsetzung als beim E-Fahrzeug. Dass die Zahlen der E-Autos kontinuierlich steigen, führt er vor allem auf die "massive Förderung des Bundes" zurück. Für Ingolstadt erwarte er im kommenden Jahr erneut eine Verdoppelung der Zulassungszahlen. "Vielleicht mehr", so Sigl. Gleichzeitig fordert er aber auch den "rasanten Ausbau" der Ladeinfrastruktur und eine Veränderung der Verkehrssysteme in den Städten. "Sonst droht der Kollaps", befürchtet er. Im Auge hat Sigl im Zuge der Elektrifizierung aber auch den Arbeitsmarkt: "Wenn wir konsequent daran arbeiten, die E-Mobilität umzusetzen, ist das die einzige Chance, Arbeitsplätze wirklich zu erhalten", sagt er.

Dass die Gesamtanzahl neu zugelassener Pkw dieses Jahr in Ingolstadt im Zeitraum von zehn Monaten um rund fünf Prozent rückläufig ist, führt Sigl unter anderem darauf zurück, dass in der Pandemie zeitweise keine Autos hätten zugelassen werden können. "Der Automarkt ist aber auch gesättigt", betont er.

E-Autos brauchen Strom, und der ist an der Ladesäule erhältlich. Insgesamt gibt es in Ingolstadt geschätzt derzeit rund 180 öffentliche und teil-öffentliche Ladepunkte für E-Autos, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Einsehbar sind sie unter www.sw-i.de im Bereich Mobilität. 64 davon betreiben die Stadtwerke (SWI), teilweise in Kooperation mit der Stadttochter IFG, teilweise mit weiteren Partnern. Inzwischen stehen zusätzlich vier Schnellladesäulen mit bis zu 300 Kilowatt Leistung am Audi-Kreisel zur Verfügung.

An den Ladepunkten der Stadtwerke wird CO2-neutraler Ökostrom aus 100 Prozent Wasserkraft zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich sei die Kapazität aktuell auf jeden Fall ausreichend, teilen die SWI mit. Es gebe Standorte mit relativ guter Auslastung - etwa in der Donau- und Mauthstraße - und schwächere Standorte, beispielsweise am Hallenbadparkplatz. Die größte Frequenz verzeichneten derzeit die Schnellladesäulen am Audi-Kreisel mit rund 40 Ladevorgängen pro Tag. Laut einer Studie finden rund 85 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause oder am Arbeitsplatz statt. Für private und gewerbliche Kunden bieten die Stadtwerke mit der Wallbox passende Ladeinfrastruktur, etwa für die Garage, an. Beim Kauf gebe es eine staatliche Förderung in Höhe von 900 Euro.

Manche mögen es vermissen: Das Bezahlen mit der EC-Karte ist in Deutschland bisher nur an wenigen Ladestationen möglich. Derzeit werde an einer Entwicklung gearbeitet, die auch die Stadtwerke beobachteten, so dass in Zukunft diese Art der Bezahlung eventuell möglich sei, wie der Energieversorger mitteilt. Den Bezahlvorgang können Kunden derzeit nach einer Registrierung über die SWI e-motion-App abwickeln.

Die App liefert dazu eine Übersichtskarte über die nächstgelegenen Ladesäulen und zeigt Verfügbarkeit, Preise und Störungen an. Die Abrechnung erfolgt per Lastschriftverfahren. Durch Ad-Hoc-Laden könne zudem spontan an Ladestationen geladen werden, ohne sich vorher registrieren zu lassen. Die Bezahlung erfolgt über einen QR-Code an der Ladesäule. Kunden, die sich in der App registriert haben, könnten optional eine eigene Kundenkarte oder einen Ladechip erhalten.