In Bussen sind kaum Corona-Infektionen bekannt geworden

15.11.2020 | Stand 15.11.2020, 6:29 Uhr
Corona-Infektionen im Bus wurden sehr selten nachgewiesen: Die INVG achtet unter anderem auf regelmäßige Desinfektion. −Foto: INVG

INVG verweist auf Schutzmaßnahmen

(ty) Die Erkenntnis ist ernüchternd und zeugt von einem teilweisen Kontrollverlust - Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte Ende Oktober bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage: "Wir sind heute an einem Punkt, wo wir bundesweit im Durchschnitt für 75 Prozent der Infektionen nicht mehr wissen, woher sie kommen.

" Trotz aller Hygienebestimmungen, Lockdown-Entscheidungen und Abstandsregeln fällt das Fazit der Bundeskanzlerin eindeutig aus: "Man kann nicht mehr sagen, dass ein bestimmter Bereich zur Infektion überhaupt nicht beiträgt. "

Wie Gesundheitsämtern und Epidemiologen bleibt auch so manchem Infizierten ein Rätsel, bei welcher Gelegenheit er sich Sars-Cov-2 geholt hat. Für eine 45-jährige Hepbergerin, die sich vergangene Woche an den DONAUKURIER gewandt hat, war ihr Fall dagegen klar. "Ich muss mich im Bus mit dem Corona-Virus angesteckt haben", gab sie sich überzeugt. Auch sie konnte das freilich nicht belegen, die übervollen Busse zu den Stoßzeiten und die mangelnde Disziplin bei manchen - zumeist jungen - Fahrgästen ließen für sie allerdings keinen anderen Schluss zu. Sonstige Infektionsmöglichkeiten sah sie in ihrem Fall nicht.

Hans-Jürgen Binner, Geschäftsstellenleiter und Prokurist der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG), erklärte daraufhin im Gespräch mit dem DK, wie akribisch die Verkehrsgesellschaft auf die Einhaltung der Hygienevorschriften achtet und wie auch die Passagiere angehalten werden, die Regeln zu beachten. "Wir stellen fest, dass sich 99 Prozent der Fahrgäste an die Maskenpflicht halten", erklärte er unter anderem.

Jetzt wendet sich auch INVG-Geschäftsführer Robert Frank noch einmal an den DONAUKURIER. Er verweist auf eine Vielzahl von Studien und Experten-Aussagen - unter anderem vom Robert-Koch-Institut (RKI) sowie bekannten Virologe wie Jonas Schmidt-Chanasit und Hendrik Streeck - die die Gefahr einer Ansteckung im Öffentlichen Personennahverkehr als sehr gering einschätzten. Erklärt wird dies unter anderem mit der regelmäßigen Luftzufuhr beim Öffnen der Türen. Die meisten Infektionen werden in einer von Frank zitierten Studie des RKI "im privaten Haushalt detektiert, gefolgt von Ausbrüchen in Alten- und Pflegeheimen. " Im Bulletin des RKI heißt es dazu etwas einschränkend weiter: "Häufig sind hier Infektionsketten von den Gesundheitsämtern auch leichter zu ermitteln. " Auch das RKI weist darauf hin, dass die überwiegende Mehrzahl der Infektionen nicht mehr nachverfolgt werden kann: "55000 der bis Juni in Deutschland erfassten 202000 corona-infizierten Personen konnten einem Ansteckungsort zugeordnet werden. " Bei allen anderen bleibt der Infektionsweg im Dunkeln. Von den erklärlichen Fällen "haben sich wahrscheinlich 66 in Bussen angesteckt", so das RKI. Das Institut lobt angesichts dieser Zahlen die Anstrengungen der Verantwortlichen im ÖPNV, in Gaststätten und Hotels: "Übertragungen im öffentlichen Bereich kamen, sicher auch bedingt durch die massiven Gegenmaßnahmen, vergleichsweise deutlich seltener vor. " In Zügen sei überhaupt keine Ansteckung verzeichnet worden. Allerdings merkt das Robert Koch Institut an: "Ausbrüche in der Bahn lassen sich unter Umständen schwer ermitteln, da die Identität eines Kontaktes nicht immer nachvollziehbar ist. " Das RKI kann freilich nur Fälle in die Statistik einfließen lassen, deren Infektionsweg zweifelsfrei geklärt ist - derzeit jeder vierte.

Die Unsicherheit bleibt also hoch. Das individuelle Verhalten darf nach wie vor als entscheidende Größe im Infektionsgeschehen gelten. Dazu hat die INVG etliche Maßnahmen ergriffen, um Fahrer und Passagiere möglichst effektiv vor dem Virus zu schützen, betont auch Frank. "Seit Beginn der Covid-19 Pandemie hat die INVG zusammen mit allen VGI-Verkehrsunternehmen und in enger Abstimmung mit dem bayerischen Verkehrsministerium unter Bezugnahme auf die Empfehlungen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen umfassend und zeitnah auf die neuen Herausforderungen reagiert", schreibt er an den DK. "Oberste Priorität hat die Gesundheit der Fahrgäste und der Mitarbeiter-/ innen im Fahrdienst. " Unter anderem zählt er auf: die Reinigung des Fahrgastraums nach jedem Dienst, mindestens einmal pro Tag, zusätzliche gesonderte Reinigung aller Kontaktflächen im Bus, gesonderte Desinfektion der Handgriffe und Signal-Tastknöpfe im Bus, zusätzlich seit einigen Wochen: Desinfektion des gesamten Fahrgastraums durch Vernebelungsgeräte. Dazu seien die Fahrer angehalten, auch in Pausen die Türen zu öffnen und die Busse durchzulüften.

Um die Disziplin der Fahrgäste bei der Maskenpflicht zu erhöhen, hat die INVG laut Frank seit Mittwoch die Kontrollen durch private Sicherheitsdienste verdoppelt. Bis zum 31. August seien sämtliche Linienbusse mit Trennschutzscheiben ausgerüstet worden, zudem erhielten alle Busfahrer regelmäßig Händedesinfektionsmittel. Um Gedränge in den Bussen möglichst zu vermeiden, seien seit Anfang der Woche zusätzliche zehn Reisebusse im Stadtgebiet für die INVG im Einsatz. Der Geschäftsführer betont: "Zusammengefasst bin ich der Auffassung, dass im ÖPNV alles Erforderliche und Machbare getan wird, um auch in Corona-Zeiten das Bus- und Bahnfahren sicher zu ermöglichen. "