IG Metall fürchtet langes Konjunkturtal

Ingolstädter Gewerkschaftsspitze fordert stärkere wirtschaftliche Impulse für die Automobilindustrie

22.07.2020 | Stand 22.07.2020, 13:02 Uhr
Symbolbild IG Metall −Foto: Bernd Limmer

Ingolstädter Gewerkschaftsspitze fordert stärkere wirtschaftliche Impulse für die Automobilindustrie

(ty) Die Ingolstädter IG Metall ist stolz auf die in der Corona-Krise erreichte weitgehende Beschäftigungssicherung in der Metall- und Elektroindustrie der Region, macht sich aber Sorgen um ein wahrscheinlich noch langes Konjunkturtal durch Herbst und Winter ins kommende Jahr hinein.

Man stehe vor großen Herausforderungen, sobald die bislang auf maximal ein Jahr befristete Kurzarbeiterregelung in vielen betroffenen Betrieben auslaufe, verdeutlichten die Ingolstädter Bevollmächtigten der IGM, Bernhard Stiedl und Tamara Hübner, am Mittwoch in einer Pressekonferenz zur Beschäftigungslage in der Region.

Derzeit habe die Gewerkschaft durch Betriebsvereinbarungen in größeren Unternehmen rund 47000 Beschäftigte vor betriebsbedingten Kündigungen schützen können, so das Statement der Metaller. In 32 Firmen seien sogar sehr moderate Bedingungen zum Lohnverlust ausgehandelt worden. So würden dort durch Aufstockungen des Kurzarbeitergeldes seitens der Arbeitgeber im Schnitt 85 Prozent des vor der Krise üblichen Nettolohns erreicht.

Die IGM schätzt, dass von den seit März regionsweit 85000 angemeldeten Kurzarbeitsverhältnissen um die zwei Drittel tatsächlich realisiert worden sind. Genaue Zahlen von der Arbeitsagentur erwartet man erst für den Winter.

Bernhard Stiedl kritisierte abermals die Haltung der Bundesregierung, Prämien als Kaufanreize für Neuanschaffungen bei Autos lediglich für Elektromodelle zu gewähren. Diese Praxis wird nach Auffassung der Gewerkschaft vor allem ausländischen Herstellern zugute kommen. Einen Impuls für die deutsche Automobilindustrie könnten zunächst aber vor allem Prämien auch für Verbrenner mit ökologisch vertretbaren Motoren bringen.

Bleibe dieser Kaufanreiz aus, könne es im Herbst zu einer Zuspitzung der Arbeitsmarktsituation auf dem für Deutschland so wichtigen Automobilsektor kommen, so Stiedl. Er setzt auch Hoffnungen auf eine mögliche Verlängerung der maximalen Kurzarbeitszeit von 12 auf 24 Monate durch den Gesetzgeber.

Die Arbeitgeber warnte der Ingolstädter IGM-Chef davor, die Krise zum Anlass für den Rückzug aus wichtigen tariflichen und arbeitsmarktpolitischen Vereinbarungen zu nutzen. Vielmehr seien vermehrte Anstrengungen zur Qualifizierung der Arbeitnehmer in einer durch die Krise ausgelösten "Turbo-Digitalisierung" der Arbeitswelt nötig, so die 2. Bevollmächtigte Tamara Hübner.