Ingolstädter Fitnessstudios: Wie Corona die guten Vorsätze zunichte macht
Hoffen auf bessere Zeiten

18.01.2022 | Stand 18.01.2022, 7:22 Uhr
Studio −Foto: Schmatloch

Von Timo Schoch

Weihnachtsgans, Plätzchen, Silvestervöllerei: Über die Feiertage sitzt so manche Hose oder mancher Rock enger. Für viele ist der Start ins neue Jahr aber auch ein Beginn besserer Vorsätze. Abnehmen, gesünder leben, Sport zu treiben. Und genau deshalb gilt der Januar in der Fitnessbranche traditionell mit als lukrativster Monat des gesamten Jahres. Doch nun droht die Corona-Pandemie schon im zweiten Jahr das Geschäft zu verhageln.

Im vergangenen Jahr befand sich Deutschland im kompletten Stillstand. Der Lockdown zwang die gesamte Branche, die Türen zuzusperren. Nun gilt 2G plus. Wer nicht geboostert ist, braucht einen negativen Coronatest. Ungeimpfte dürfen nur von außen den anderen beim Sport zuschauen. Das erschwert sowohl die Lage für die bestehenden Mitglieder als auch für mögliche Interessenten. 

"Aktuell haben wir ein völlig anderes Bild im Studio, als wir es vor Corona gewohnt waren", sagt Uli Schwarz von Positiv Fitness. "2G plus hindert die Leute ganz deutlich einfach einmal spontan vorbeizuschauen, Vertragsgespräche zu halten und ihre guten Vorsätze umzusetzen. " Kurzum: 2G plus sei eine ganz gewaltige Hemmschwelle. Das merkt Schwarz bereits an der Studiofrequentierung, die rund ein Drittel geringer sei als noch vor der Corona-Krise. 

"Wir haben die Ziele schon deutlich nach unten korrigiert", sagt Markus Halbeis vom Lifepark Max im Ingolstädter Donau-City-Center. "Der Dezember und der November waren mit die ruhigsten Monate, die ich jemals hatte. Sonst haben wir im November rund 1200 Besucher pro Tag. Jetzt hatten wir im November und Dezember rund 570 Besucher pro Tag. Also 50 Prozent weniger. " Viele hätten sich allerdings wohl noch zum Jahresende boostern lassen, deshalb war Halbeis im Januar positiv überrascht - wobei dies bei Weitem noch nicht die Besucherzahlen waren wie vor Corona. "Zuletzt hatten wir rund 900 Besucher am Tag, normal wären rund 1300 Besucher. " Und auch bei der Gesamtbilanz macht sich die Krise bemerkbar: "Wir haben rund 1700 Mitglieder durch Corona verloren", bedauert Halbeis. 

Nicht viel anders sieht es bei Dardan Morina aus. "Wir haben viel junges Publikum. Diese haben häufig keine Lust, sich testen zu lassen", sagt der Inhaber des Gladiators Gym in Ingolstadt. "Wir versuchen, die Leute zu motivieren. " Allerdings sei bei vielen die Motivation aktuell nicht so hoch - neben der Coronakrise sei dafür aber auch die dunkle Jahreszeit verantwortlich. Generell gibt sich Morina aber optimistisch: "Die Leute passen sich an alles an. Auch wir versuchen permanent uns anzupassen und Lösungen zu finden. " Aber fest steht trotz allem: "Corona ist geschäftsschädigend. " Und die Krise erfordert auch erhöhten administrativen Aufwand, beispielsweise bei den laufenden Kontrollen. 

Die erschwerten Bedingungen durch die Pandemie bestätigt auch Mona Conigliello von der Wettstettener Body Lounge. "Im Verhältnis zu 2019 haben wir weniger Neukunden, dennoch wollen viele wieder starten, auch von den aktiven Mitgliedern. " Trotzdem bleibe die Lage eine Herausforderung für das Figurstudio für Frauen. "Es ist nach wie vor eine angespannte Situation", sagt Conigliello. "Einige lösen aktuell die Gutscheine vom vergangenen Jahr ein. Deshalb fehlt uns aktuell der Umsatz. " Conigliello bedauert die 2G-plus-Regelung. Rund 50 Prozent ihrer Kunden seien bereits geboostert. Doch eigentlich sollte jeder ein Recht auf Gesundheit haben - selbst die Ungeimpften, die aktuell völlig ausgeschlossen seien. 

Alle Betreiber und auch die Fitnesstreibenden hoffen deshalb auf Besserung, auf Normalität - obwohl es momentan schwer ist, Prognosen zu treffen, wie sich die Lage entwickeln könnte. Eines ist allerdings sicher: "Die Leute wollen im Januar und Februar ihre guten Vorsätze in die Tat umsetzen. Was im März passiert, ist etwas anderes. Aber das heiß ersehnte Wintergeschäft wird ausbleiben. Wir hätten dies nach den Lockdowns dringend benötigt", bringt es Uli Schwarz auf den Punkt. Und wenn die Hose nach der Feiertagsvöllerei spannt, wäre jetzt ja eigentlich auch ein perfekter Zeitpunkt mit Sport und Bewegung zu beginnen.