Harderstraße für Radler ein gefährliches Pflaster

11.07.2020 | Stand 11.07.2020, 7:32 Uhr
Radlfahrer
Als die Straße frei war, radelte Dieter Warnick die gefährliche Stelle an der Harderstraße, auf der er kürzlich eine bedrohliche Begegnung mit einem Lkw hatte. Der Radweg endet hier und mündet direkt in der Harderstraße. Fahrzeuge, die von hinten kommen, sehen die Radler oft erst im letzten Moment. Die weißen Fahrrad-Symbole auf der Fahrbahn markieren "Radfahreraufstellspuren" vor der Ampel. Hier können die Radler bei Rot vor dem übrigen Verkehr warten. Dieser Bereich soll für mehr Sicherheit rot eingefärbt werden. −Foto: Silvester

(ty) Er kennt die gefährliche Stelle und weiß, dass er dort als Radfahrer besonders aufpassen muss. Trotz aller Vorsicht hatte es Dieter Warnick an einem Dienstag Ende Juni ganz nah beieinander: Er war wie so oft auf dem Radweg an der Harderstraße Richtung Innenstadt unterwegs. Der geht auf Höhe der AOK abrupt in die Harder-straße über. Die Radfahrer müssen in die Spur für die Kraftfahrzeuge einfädeln. Auch diesmal näherte sich Warnick dem Ende des Radwegs "äußerst behutsam", sagt er, im Gegensatz zum Fahrer eines Mehrtonners, der hinter ihm mit hohem Tempo angerauscht kam. "Der Fahrer hatte nichts anderes zu tun, als weiter Gas zu geben." Warnick brachte sich gerade noch in Sicherheit. Es war knapp, erzählt er. "In seinem Geschwindigkeitswahn hat mich der Lasterfahrer gar nicht bemerkt."

Derart rücksichtslose Fahrer wie im beschriebenen Fall sind nicht die Regel, die Spurführung an der Harderstraße bei der AOK bleibt aber auch bei korrektem Verhalten von Kraftfahrzeuglenkern für Radfahrer gefährlich. Wenige Meter weiter südlich ist die Bushaltestelle ZOB / Harderstraße. Radler, die hier auf die Straße einschwenken müssen und nicht aufpassen oder die Gefahrenstelle das erste Mal passieren, können unvermutet mit Autos, Lastwagen, Bussen und anderen Fahrzeugen konfrontiert sein, die plötzlich von hinten auf sie zukommen. Wer hier oft mit dem Rad unterwegs ist, kann bestätigen dass die Fahrerinnen und Fahrer der INVG-Busse in der Regel besonders bremsbereit auf die Haltestelle zusteuern. Sie wissen um die vor ihnen plötzlich auf die Straße einbiegenden Radler.

Doch andere Kraftfahrer wissen das nicht. Und sie können die Radler neben ihnen auf den letzten Metern des Radwegs nur schwer sehen, weil Bäume und parkende Autos die Sicht einschränken. Für den Fahrradverkehr gibt es hier eine Tafel mit der Aufschrift "Ende" unter einem Radweg-Schild, aber keinen weiteren Hinweis darauf, dass Radler dort besonders aufpassen müssen, weil von hinten Fahrzeuge kommen.

Dieter Warnick befürchtet, dass sich hier mal ein Unfall ereignet. "Man müsste die Autofahrer früher darauf aufmerksam machen, dass sie sich einer Tempo-30-Zone nähern", sagt er. "Vielleicht könnte man mit einem Transparent auch darauf aufmerksam machen, dass hier gleich Radfahrer auf die Straße einbiegen." Und könnte man nicht die gesamte gefährliche Einmündung rot einfärben, um auf die Radfahrer hinzuweisen?

Das Tiefbauamt hat die Stelle schon lange im Blick. "Die Problematik beim Ableiten der Radfahrer vom Radweg an der AOK auf die Harderstraße ist bekannt", sagen Amtsleiter Walter Hoferer und der Fahrradbeauftragte Konrad Eckmann auf Anfrage. "Der Fahrradweg endet aus baulichen Gründen an dieser Stelle, der Radverkehr muss auf die Harderstraße einfädeln - hat aber hierbei keine Vorfahrt. Die Radfahrer müssen sich daher dringend vergewissern, ob ein Fahrzeug kommt."

Um die Situation zu verbessern, wurden vor der Ampel an der Einmündung Hofkoflerstraße "Radfahreraufstellspuren" eingerichtet, auf denen die Radfahrer bei Rot vor dem übrigen Verkehr warten können. Wenn sich der Radfahrer hier auf der linken Aufstellspur einordnet, "dann kommt er auch nicht mit an der Bushaltestelle wartenden Bussen in Konflikt".

Laut Hoferer und Eckmann sind weitere Verbesserungen geplant: Im Zuge der Realisierung der Vorrangroute 10, die so genannte Nordwest-Speiche, soll für die Radfahrer die Radwegebenutzungspflicht am Radweg bei der AOK aufgehoben werden. "Die Radfahrer haben dann die Wahlfreiheit und können somit ab der Einmündung Auf der Schanz auch auf der Fahrbahn der Harderstraße Richtung Innenstadt fahren." Dazu müssen jedoch Markierungen auf der Straße und zusätzliche Signale an der Kreuzung Harderstraße / Auf der Schanz / Dreizehnerstraße ergänzt werden. "An dieser Planung wird derzeit gearbeitet - wir hoffen, diese Maßnahme in der zweiten Jahreshälfte umsetzen können", so Hoferer.

Zudem sei eine "Roteinfärbung der Fahrbahn in den Rad-aufstellbereichen" vorgesehen. "Diese weist die Autofahrer zusätzlich darauf hin, dass hier mit Radfahrern gerechnet werden muss. Es wird auch überlegt, ob eine Reduzierung der Längsparker um zwei Pkw-Stellplätze die Sichtweite an der Einfädelstelle für den Fahrradfahrer nach hinten verbessert", berichten die Experten. Bauliche Maßnahmen helfen aber alles nichts, wenn Verkehrsteilnehmer unaufmerksam sind und Regeln missachten. Deshalb setzen Walter Hoferer und Konrad Eckmann ans Ende ihrer Ausführungen einen Appell: "Kritische Verkehrssituationen können bei gegenseitiger Rücksichtnahme häufig vermieden werden!"