Geschlossene Gesellschaft

Eine sogenannte Modellregion wird es wohl in absehbarer Zeit in Bayern nicht geben

08.04.2021 | Stand 08.04.2021, 10:03 Uhr
Einkauf3 −Foto: Schmatloch

Eine sogenannte Modellregion wird es wohl in absehbarer Zeit in Bayern nicht geben

Von Michael Schmatloch

Eine sogenannte Modellregion wird es wohl in absehbarer Zeit angesichts der rasant steigenden Infektionszahlen in Bayern nicht geben. Zum zweiten Mal hat Ministerpräsident Markus Söder gestern die Entscheidung verschoben, welche der bayerischen 83 Städte, die sich dafür beworben haben, den Zuschlag bekommen soll. Verschoben auf den 26. April. Ob die Ampeln bis dahin auf grün stehen, was die Inzidenzzahlen betrifft, erscheint aus heutiger Sicht eher zweifelhaft.

Und noch zweifelhafter, dass Ingolstadt eines der Lose ziehen wird. Zwar hat sich die Stadt ebenfalls um einen Probebetrieb nach Tübinger Vorbild beworben, doch die Absage kam prompt lange vor der endgültigen Entscheidung. Denn es sollen nur Städte berücksichtigt werden bis zu einer Einwohnerzahl von 100 000. Wegen der für eine gemäßigte Öffnungsstrategie erforderlichen Überschaubarkeit. Und wegen der bei größeren Städten befürchteten Magnetwirkung auf die umliegenden Gemeinden und Landkreise. Im Klartext: Man will nicht zu viele Menschen von außen in die Modellstädte locken.

Nun ist Ingolstadt speziell im innerstädtischen Bereich mit einer immer weiter wachsenden Zahl an Leerständen sozusagen die Mutter aller naturgegebenen Lockdowns. Vom Village und dem Westpark abgesehen zieht es selbst den wackersten Landmann nicht „in Stodt“. Weil die City als Einkaufsdestination in Sachen der befürchteten Magnetwirkung auf einer Skala von 1 bis 10 bei bestenfalls minus 5 liegt. Und auch die ungezählten Dönerbuden und Pizzaschnitten-Anbieter machen das Kraut nicht fett.

Es ist zwar verständlich, wenn sich der Oberbürgermeister schriftlich an die Regierung wendet und dennoch um Berücksichtigung bittet bei der Vergabe der Freifahrtscheine für eine gemäßigte Öffnung von Lokalen, Geschäften und vielleicht sogar Kulturstädten. Helfen wird es nicht, weil die Regierungsbeamten beharrlich der Meinung sind, Ingolstadt sei eine Großstadt und verfüge über eine dementsprechende, dem Virus zuträgliche Anziehungskraft. Dabei weiß doch selbst Markus Söder, wie er amüsant bekundete, dass einen in Ingolstadt nichts zu einem Stopp animiert außer den roten Ampeln.