Kunden der Stadtwerke drohen im Herbst Preiserhöhungen
Gas und Strom werden in Ingolstadt teurer

13.05.2022 | Stand 13.05.2022, 7:18 Uhr
Die Stadtwerke Ingolstadt −Foto: Stadtwerke

Russlands Präsident Wladimir Putin hat angekündigt, Öl- und Gas künftig nicht mehr in den Westen zu exportieren, sondern in Richtung Asien zu leiten, und Geschäfte mit Gazprom Germania verboten. Damit will er die EU treffen, die auf Importe angewiesen ist. Die Stadtwerke Ingolstadt (SWI) befürchten Preissteigerungen ab Herbst. Die SWI-Geschäftsführer Matthias Bolle und Hubert Stockmeier haben sich dazu geäußert.

Kann ein russischer Lieferstopp für Energie Ingolstadt direkt treffen? 
SWI: Grundsätzlich unterscheidet sich die Situation der Stadtwerke Ingolstadt in Sachen Erdgas nicht von der des gesamten Landes. Deutschland bezieht sein Erdgas vor allem aus Norwegen und den USA. Ein Großteil (vor Beginn des Ukrainekrieges etwa 55 Prozent, mittlerweile laut Bundeswirtschaftsministerium gesenkt auf etwa 35 Prozent des Gesamtbedarfs) kommt aus Russland. Auch das Erdgas, das die Stadtwerke an ihre Kunden liefern, entspricht diesem Mix, denn die Beschaffung erfolgt über Vorlieferanten am Energiegroßhandelsmarkt. Dabei kauft man Erdgas ohne eine Herkunftszuordnung.

Ist die Energieversorgung in Ingolstadt gesichert? 
SWI: Da sich - wie oben dargestellt - die Erdgas-Situation regional oder lokal nicht anders darstellt als für das gesamte Land, ist die Gasversorgung in Ingolstadt so lange gesichert, wie sie auch deutschlandweit gesichert ist. Darüber hinaus sorgt aktuell die warme Witterung für Entspannung, und die deutschen Erdgasspeicher sind mit aktuell 38 Prozent bereits deutlich mehr gefüllt als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Zudem ist festzuhalten: Privathaushalte und etwa soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser unterliegen einer besonderen Schutzwürdigkeit, sollte das Erdgas tatsächlich knapp werden. Sie sind so lange mit Erdgas zu versorgen, wie es wirtschaftlich zumutbar ist. Haushaltskunden wären also die Letzten, die Abschaltungen zu befürchten hätten. Im Strom sind keine größeren Verwerfungen in Sachen Versorgungssicherheit zu erwarten.

Müssen sich die Kunden der Stadtwerke auf höhere Gas- und Strompreise einstellen? 
SWI: Durch risikominimierende Beschaffung in Tranchen weit im Voraus, auf die die Stadtwerke setzen, mussten die Preise für Bestandskunden bisher noch nicht erhöht werden, obwohl die Beschaffungspreise im Einkauf bereits vor dem Ukrainekrieg stark gestiegen waren. Die aktuell und bis Herbst benötigten Strom- und Erdgasmengen haben die SWI bereits eingekauft, als die Preise noch günstiger waren. Bleiben die Märkte aber - und davon ist auszugehen - auf dem aktuell hohen Niveau, werden Preiserhöhungen etwa ab Herbst leider unumgänglich werden. In welchem Umfang genau, ist aktuell aber noch nicht zu sagen und hängt von den Beschaffungspreisen in den kommenden Monaten ab.

Haben die Stadtwerke Tipps für ihre Kunden, um Energie zu sparen? 
SWI: Grundsätzlich gelten auch in dieser Situation die allgemeinen Energiespartipps: duschen statt baden, vielleicht kann man auf ein oder zwei Grad Raumtemperatur verzichten. Sinnvoll ist es sicherlich, die Einstellungen der Heizung optimieren zu lassen. Von einem überstürzten Austausch einer funktionierenden und vielleicht sogar noch nicht allzu alten Erdgasheizung raten die SWI aber auf jeden Fall ab.

Lohnt sich ein Umstieg auf andere Energiequellen? 
SWI: Pauschale Ratschläge sind schwierig und auch immer vom Einzelfall abhängig. Wer aber die Möglichkeit hat, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zu installieren und sich einen Stromspeicher in den Keller zu stellen, der sollte ernsthaft darüber nachdenken. Beides bieten auch die Stadtwerke Ingolstadt an.

Die Fragen stellte Bernhard Pehl