„Für meine Gäste will ich Gastgeber sein und nicht Kontrolleur"

Sperrt Ingolstadt auf?: Antrag auf Öffnung der Außengastronomie - Keine nächtliche Ausgangssperre mehr

15.05.2021 | Stand 15.05.2021, 7:19 Uhr
Schutterhof −Foto: Schwarz

Sperrt Ingolstadt auf?: Antrag auf Öffnung der Außengastronomie - Keine nächtliche Ausgangssperre mehr

Von Marco Schneider und Markus Schwarz

Ein kleiner Lichtblick: Erwartungsgemäß lag die Inzidenz am Freitag den fünften Tag in Folge unter der für Öffnungen wichtigen 100er-Marke. Ob deswegen die Außengastronomie am Montag öffnen darf, blieb am Freitagabend noch offen.

Während nämlich ab Sonntag die nächtliche Ausgangssperre wegfällt, sich zwei Haushalte treffen dürfen, Einkaufen im Einzelhandel nach Terminvereinbarung ("Click & Meet") ohne Test möglich ist und Museen und Ausstellungen automatisch wieder öffnen können, bleiben Fitnessstudios nach Vorgabe der zuständigen Ministerien noch geschlossen. Massagepraxen und Tattoostudios hingegen dürfen wieder öffnen. Und: Alle Schulen haben ab Montag - bei Einhaltung des Mindestabstandes - vollen Präsenzunterricht, andernfalls erfolgt Wechselunterricht. Für die Gastronomie braucht es dagegen eine Sondergenehmigung des Gesundheitsministeriums. Und die ließ auf sich warten.

Ingolstadts Wirte mit Außengastronomie bereiten sich dennoch auf die geplanten Öffnungen vor. Wobei eher Vorfreude zu spüren ist als hochfliegende Euphorie. "Wir müssen natürlich auch das Wetter im Auge behalten", gibt Harald Mödl vom Schutterhof zu bedenken. Ansonsten laufen die Vorbereitungen. "Spätestens Dienstag oder Mittwoch" will Mödl jedenfalls aufsperren. Am Eingang wird eine Kontrollstation eingerichtet, an der sichergestellt wird, dass nur negativ Getestete oder Geimpfte im Biergarten ihre Brotzeit oder ihre Halbe genießen. "Das haut schon hin", ist sich Mödl sicher. Nicht so sicher ist er, was die Testungen betrifft: "Ich hoffe, dass wir genügend Testkapazitäten haben. Ich war selbst in Tübingen, als diese Stadt ihren Sonderweg ging - da gab es nahezu an jeder Ecke eine Teststation. Wenn da der Aufwand und die Wartezeit zu groß sind, verlieren die Leute sicherlich schnell die Lust auf einen Biergartenbesuch."

Von einem "Soft-Opening" spricht Claus Häring vom Café Mohrenkopf. "Natürlich machen wir am Montag auf, aber sicher nicht zu den üblichen Zeiten von 8 bis 22 Uhr. " Um 9 Uhr soll es losgehen und nachmittags wetterabhängig auslaufen. "Bis 14 oder 15 Uhr sind wir auf jeden Fall da. Wenn das Wetter passt, haben wir natürlich länger geöffnet. " Die Wiederöffnung der Außengastronomie sei ein schwieriges Thema. "Natürlich freut sich jeder Gastronom nach dieser langen Zeit. Aber es gibt Fragen wie ,Was macht das Wetter?', ,Kommen die Leute wirklich, auch wenn es kalt ist?', ,Was machen wir mit unseren Lebensmitteln, wenn die Leute wegen schlechten Wetters ausbleiben?', ,Wie lange lässt der Inzidenzwert Außengastronomie zu?'". Häring versteht nach eigener Aussage jeden Gastronom, der nicht aufmacht. "Und alle, die dann sagen, ,Die haben es wohl nicht nötig', haben keine Ahnung." Am Samstag kauft Häring frische Ware ein und bringt den Außenbereich auf Vordermann. Auch innen soll es wieder glänzen: "Es darf zwar keiner drinnen sitzen, aber deswegen soll es trotzdem so schön sein wie immer. "

Dieter Kuttenreich von der Almschänke in Zuchering startet ebenso langsam: "Wir werden wohl am Mittwoch wieder öffnen", kündigt er an. Logistisch hat Kuttenreich alles penibel vorbereitet: Das Hygiene-Konzept steht, die "Einmal-Speisekarte" dient gleichzeitig als Formular zur Kontaktnachverfolgung. In der Almschänke müssen die Gäste selbst per Unterschrift bestätigen, dass sie genesen, vollständig geimpft oder getestet sind. Denn: "Wir haben zwar Tests für unser Personal - aber nicht für die Besucher", so Kuttenreich: "Dafür sind wir auch gar nicht ausgebildet. Für meine Gäste will ich Gastgeber sein und nicht Kontrolleur."

Die Türen verschlossen bleiben hingegen bei Franz Fischers Altstadtkinos: Der Lichtspielhausbetreiber würde gerne aufsperren, er hat nur schlicht keine Filme zu zeigen, wie er berichtet. Denn die Filmverleiher halten die neuen Streifen, vor allem auch die sogenannten Blockbuster, zurück, bis eine flächendeckende Öffnung möglich wird und für die Filmverleiher (und damit die Kinobetreiber) auch gewisse Einnahmen zu erwarten sind. Schließlich wäre es derzeit wegen der Abstandsregeln und der Maskenpflicht sowieso nicht möglich, die Kinosäle auszulasten. "Ein Kino ist außerdem nicht einfach aufzusperren", sagt Fischer. Man brauche Vorlauf, auch hinsichtlich des Personals. Eines aber wird kommen: Open-Air-Kino. Hier kündigt Fischer bereits für kommende Woche konkrete Informationen an.