Frischer Wind für Traditionsgaststätte

Wiedereröffnung des Weißbräuhauses in der Dollstraße mit neuem Pächterehepaar

11.06.2021 | Stand 11.06.2021, 8:53 Uhr
Weißbräuhaus −Foto: Hammer

Wiedereröffnung des Weißbräuhauses in der Dollstraße mit neuem Pächterehepaar

Von Suzanne Schattenhofer

Es weht ein frischer Wind durchs Weißbräuhaus: neues Pächterpaar, neue Speisekarte, neues Logo, neuer Anstrich, neues Geschirr, neue Küchengeräte. Vieles ist aber auch beim Alten geblieben: Aus dem Zapfhahn fließt natürlich wie eh und je Bier von Herrnbräu, die bisherige Mannschaft ist weiter im Einsatz, die schönen Gemälde hängen auch noch an den Wänden, und Stammgäste stellen sich wie gewohnt zum Zwölfuhrläuten ein. Die Traditionsgaststätte in der Dollstraße geht mit der Zeit.

Mit diesem Anspruch tritt das Pächterehepaar Jennifer Müller-McMorland und Martin Müller an. Neu dazugestoßen ist vor neun Monaten Söhnchen Hannes: "Er ist aber kein Corona-Baby", sagt Müller augenzwinkernd. Ihn und seine Frau kennen viele Schanzer längst vom Mooshäusl und vom Restaurant Spitzlmühle. Es sind also Profis am Werke, um die Geschichte des Hauses fortzuführen.

Das Weißbräuhaus in Ingolstadt wurde 1874 von Georg Hörlein gegründet und 1896 an Josef Gloßner verkauft. 1929 wurde die zu diesem Zeitpunkt noch einzige eigenständige Weißbierbrauerei vom Bürgerlichen Brauhaus übernommen. Im Jahr 1959 wurde der Braubetrieb in der Dollstraße aber eingestellt. Später, in der 1970er- und 80er-Jahren ging in der Diskothek "Why Not" die Post ab. Dann entschloss sich die Geschäftsführung der Brauerei, das Weißbräuhaus zu sanieren.

Die Fertigstellung des Umbaus im Jahr 1993 wurde groß begossen, und vom Glockenspiel ertönte fortan der Defiliermarsch. Das Weißbräuhaus, mit Wirt Siegfried Ortner hinterm Tresen, entwickelte sich zum beliebten Treffpunkt für Gäste von nah und fern. Nicht zuletzt, weil das Wirtshaus als eines der wenigen durchgehend warme Küche bot und nur an Heiligabend geschlossen hatte.

Diese Öffnungszeiten behält das neue Pächterpaar bei, aber es wird jetzt erst ab 11 Uhr, also eine Stunde später als gewohnt, aufgesperrt. Am 21. Mai hat Müller das Weißbräuhaus nach Corona-Zeiten wieder in Betrieb genommen. "Natürlich war es schwierig, alles zu stemmen, aber der Vorteil war, dass wir uns mit der Sanierung Zeit lassen konnten."

Der 37-Jährige ist von Beruf Koch und legt viel Wert auf regionale, saisonale Küche. Der Gast sieht das gleich beim Blick in die Karte: Auf der Rückseite sind die Lieferanten aus Ingolstadt und Umgebung aufgeführt. Gemüse, Geflügel und der Honig stammen aus Ingolstadt, das Fleisch aus Pappenheim, der Fisch aus Pförring, Kuchen und Schokolade aus Gaimersheim, die Kartoffeln und der Schnaps aus dem Donaumoos. "Klar, der Aufwand ist so größer, sich die Lieferanten zu suchen", sagt Müller. "Aber so bekommt man einen Bezug zur Ware. Außerdem sind das ja auch alles Familienunternehmen - das geht alles schön Hand in Hand. Das ist unser Bekenntnis zu Ingolstadt und zur Region. Und alles wird frisch zubereitet. "Alle Saucen, ob kalt oder heiß, sind selbstgemacht. Wie unser Salat mit Roten Beeten und bunten Rüben mit Frischkäse, Honig und gerösteten Nüssen."

Müller schwebt ein "eventiges" Wirtshaus vor mit Blasmusik und Frühschoppen. Die ersten Tage nach dem Corona-Ausnahmezustand stimmen ihn optimistisch: "Wir haben ein schönes, buntes Publikum: Es ist erfrischend, dass auch viele Junge kommen. Jetzt müssen wir mal schauen, wie es weitergeht."