Eigentor und Alu-Glück
Fortuna Ingolstadt meldet sich nach Sieg gegen Saarbrücken im Aufstiegskampf an

03.02.2025 |

Auch in der Defensive gefragt: FCI-Kreativspieler Benjamin Kanuric (rechts), der mit seinem Freistoß den Siegtreffer erzwang, blockt in dieser Szene eine Flanke des Saarbrückers Philip Fahrner. Foto: Leifer, Imago

Wie erarbeitet man sich Glück? Diese Frage kann in der 3. Liga derzeit wohl niemand so gut beantworten wie der FC Ingolstadt.

  

Die Schanzer brauchten nämlich beim 1:0 (1:0) gegen den 1. FC Saarbrücken eine Menge Dusel, um als Sieger vom Platz zu gehen. Zum einen resultierte der Siegtreffer aus einem Eigentor, zum anderen half auch bei drei Aluminium-Treffern der Gäste und einem Riesenbock von FCI-Keeper Pelle Boevink, den er selbst ausbügelte, Fortuna mächtig mit, dass die Ingolstädter nur noch einen Punkt hinter dem Tabellendritten aus dem Saarland liegen und erstmals seit langem wieder direkten Kontakt zu den Aufstiegsrängen haben.

Abgesehen vom ausgelassenen Jubel mit ihren Anhängern verkniffen sich die Beteiligten aber jegliche Form von Euphorie. „Das waren auf jeden Fall wichtige Punkte, und wir haben sie geholt“, meinte Fast-Torschütze Benjamin Kanuric, dessen Freistoß von FCS-Verteidiger Calogero Rizzuto ins eigene Tor gelenkt wurde (43. Minute). „Ich habe überlegt, ihn über die Mauer zu schießen, aber die Saarbrücker waren relativ groß. Dann habe ich ihn auf gut Glück flach in die Menge reingeschossen, in der Hoffnung, dass ihn einer berührt, und so ist es dann gekommen“, beschrieb der 21-Jährige die Situation vor dem Siegtreffer, bei dem er sich mit seinem Teamkollegen Max Besuschkow – dieser blieb wegen Wadenproblemen in der zweiten Halbzeit vorsichtshalber in der Kabine – abgesprochen hatte.

FCI-Kapitän Fröde lobt Verteidigungsmentalität



Auch sonst stand den Schanzern in der turbulenten und höchst unterhaltsamen Partie mit vielen Torraumszenen das Glück mehrfach Pate. Beispielsweise als Boevink den Ball FCS-Angreifer Kasim Rabihic unbedrängt in die Beine spielte, der den FCI-Keeper dann jedoch anschoss (32.). Bei Schüssen der Ex-Schanzer Maurice Multhaup (38.) und Patrick Schmidt (69.) knallte die Kugel jeweils ans Aluminium, zudem lenkte Boevink einen Kopfball von Sven Sonnenberg an die Latte (79.).

„Glück brauchst du, ohne das geht es nicht. Da haben wir sicherlich einiges in Anspruch genommen, aber wir haben uns viele Dinge auch erarbeitet“, meinte FCI-Kapitän Lukas Fröde dazu und hob die Defensivleistung seines Teams hervor. „Wir verteidigen besser. Das ist Teil unserer Entwicklung“, sagte der 30-Jährige und nannte seine Teamkollegen Kanuric und David Kopac als Beispiele. „Unsere Offensivspieler betreiben immer mehr Aufwand. Dass Benjamin Flanken blockt und sich dafür abfeiert, hilft uns enorm. Das Gleiche gilt für David, der intensive Wege nicht nur nach vorne, sondern in beide Richtungen geht. Das ist gerade der Schlüssel, irgendwann haben wir verstanden, dass wir alle Elf brauchen, um zusammen anzugreifen und zu verteidigen“, beschrieb Fröde das veränderte Verständnis der FCI-Profis.

Trainerin Wittmann: „Haben sehr reife letzte 30 Minuten gespielt“



Trainerin Sabrina Wittmann wollte daher nicht auf dem Fehler von Boevink im Spielaufbau herumreiten – es war der zweite dicke Patzer der Schanzer innerhalb einer Woche nach Frödes Eigentor gegen Unterhaching –, sondern konzentrierte sich darauf, dass ihr Team zum vierten Mal ohne Gegentor blieb. „Wir haben sehr leidenschaftlich unser Tor verteidigt. Das ist uns in der Vergangenheit öfters nicht so gelungen. Wir haben sehr reife letzte 30 Minuten gespielt“, lobte Wittmann und meinte zu den Fehlern: „Die Jungs sind erwachsen genug, da mache ich kein größeres Thema daraus, als es ist.“

Mehr zu hadern hatte da FCS-Trainer Rüdiger Ziehl, dessen Mannschaft nach einer Serie von 13 Spielen ohne Niederlage (sechs Siege, sieben Unentschieden) erstmals wieder verlor. „Die Art und Weise ist sehr bitter für uns. Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht und hatte die Mehrzahl an klaren Möglichkeiten. Jetzt müssen wir gegen Mannheim eine neue Serie starten“, kommentierte Ziehl die Partie.

Die Ingolstädter ihrerseits, die durch Pascal Testroet (7./22.) in der ersten Halbzeit ebenfalls gute Chance hatten, müssen ihre Serie von nun sechs Spielen ohne Niederlage (vier Siege, zwei Unentschieden) ausbauen, um das Spitzentrio weiter unter Druck zu setzen. Das Derby bei den Münchner Löwen (Samstag, 16.30 Uhr) wird die nächste Herausforderung – Glück werden die Schanzer da wohl auch brauchen.

DK