(ty) Die Festung präsentiert sich abwehrbereit.
Der Turm Triva im Klenzepark erlebt am frühen Freitagabend vermutlich die höchste Sicherheitsstufe seit dem Ersten Weltkrieg. Bundesinnminister Horst Seehofer wird erwartet, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Ministerpräsident a. D. Günther Beckstein, zuvor 14 Jahre lang ebenfalls Innenminister. Sie kommen zur Ehre von Hermann Regensburger, der am Donnerstag 80 Jahre alt geworden ist, vormals zweiter Bürgermeister, 36 Jahre lang Stadtratsmitglied, 29 Jahre lang Landtagsabgeordneter und von 1993 bis 2003 Innenstaatssekretär bei Minister Beckstein.
Bei so vielen bayerischen Protagonisten der Inneren Sicherheit, alle von der CSU, gerät der Ingolstädter CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Grob, Leitender Kriminaldirektor a. D. , erkennbar in euphorische Alarmbereitschaft. Er posiert im weiten Oval des Triva, Residenz des Bayerischen Polizeimuseums (auch dank Regensburger), mit dem Jubilar und hochrangigen Ehrengästen vor einem Polizeiwagen aus den 50er-Jahren. Allerdings ein BMW. Audi belieferte die Polizei erst später. Das Ambiente ist elegant, die Teilnehmerzahl krisenbedingt begrenzt. Eine wohl nicht beschlussfähige kleine Schar ausgewählter Stadtratsmitglieder parliert sich entspannt in den sonnig-windigen Abend. Petra Kleine in Grün, SPD-Fraktionschef Christian De Lapuente mit roter Fliege. Regensburger stellt Herrmann seine große Familie vor. Infektionsschutztechnisch korrekt. "Das ist alles erweiterter Hausstand", heißt es aus der Verwandtschaft. Da muss man nicht so streng sein. Und Markus Söder ist ja auch nicht da.
Als Horst Seehofer eintrifft, spielt das Quartett des Georgischen Kammerorchesters gerade ein flottes Allegro. Gastgeber des Festabends ist die Stadt Ingolstadt, vertreten durch ihren Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD), begleitet von seiner Frau Stefanie Geith. Ein Sozialdemokrat also. Das hatte die Ingolstädter CSU eigentlich anders geplant, doch im Partyzelt geht jeder mit der Situation diplomatisch um. "Ich fühle mich sauwohl hier", sagt Scharpf zu Beginn seiner Ansprache, "aber ich bin schon ein gewisser roter Stachel im schwarzen Fleisch. " Parteiübergreifendes Lachen. Der OB weiter: "Die Herrschaften haben es mir verziehen. " Scharpf lässt Regensburger hochleben, als wäre der ein Genosse: "Bis heute stößt er gerne Diskussionen an. Er war immer ein Mann des offenen Wortes - aber niemals verletzend. Und er ist kein einfacher Diskussionsgegner. " Regensburger habe für seine Heimatstadt viel geleistet. "Sie haben wesentlich zur Entwicklung und zum Wohlstand unserer Stadt beigetragen. "
Scharpf nimmt die Polizei gegen Beleidigungen in Schutz und dankt für deren Einsatz "tagein, tagaus". Der OB: "Polizistinnen und Polizisten leisten einen wertvollen Beitrag für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Sie haben es nicht verdient, dass sie angepöbelt, angespuckt oder beleidigt werden. " Applaus. Seehofer eröffnet seine Rede mit einem Lob für Scharpf: "Die sehr guten Worte über die Polizei waren erfreulich. Langsam verstehe ich Ihre 60 Prozent in meiner Heimat Gerolfing. " Der Bundesinnenminister würdigt Regensburger sehr emotional: "Er ist ein unheimlich sympathischer Mensch, auf den man sich immer verlassen kann. " Er habe deshalb "immer hohes Vertrauen in der Bevölkerung genossen". Er sei stets "ein Diener des Volkes gewesen". Und - das ist Seehofer auch sehr wichtig - "kein Schwafler". Sondern ein blitzschneller Analytiker. Die zwei kennen sich seit 55 Jahren. Zur Freude der Gäste geizt Seehofer nicht mit Anekdoten. Und liefert etwa die: Regensburger habe zahllose Fähigkeiten, nur das Schafkopfspiel gehöre nicht dazu. "Wenn der Hermann dabei war", verrät der Gerolfinger, "war das für die Mitspieler eine sichere Ernte. " Deshalb freue er sich schon auf die nächste Runde mit ihm.
