Mentalität schlägt Qualität. Das von Trainern gern zitierte Motto traf punktgenau auf das Oberbayernderby zwischen der SpVgg Unterhaching und dem FC Ingolstadt zu.
Denn beim 2:1 (1:1)-Sieg der Münchner Vorstädter über die aufstiegsambitionierten Schanzer verdienten sich die Gastgeber die ersten drei Saisonpunkte in der 3. Liga mit genau der Entschlossenheit, die den Ingolstädtern fehlte.
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Klar, dass Sabrina Wittmann nach ihrer ersten Niederlage im elften Spiel als FCI-Trainerin enttäuscht war. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und waren im letzten Drittel nicht durchschlagskräftig“, meinte die 33-Jährige und sah in der Entstehung des 0:1 eine Schlüsselszene der Partie. Da nämlich wertete der Unparteiische einen robusten Zweikampf des 19-jährigen Max Plath gegen Maximilian Hennig als gelbwürdiges Foul. Aus dem folgenden Freistoß resultierte der Rückstand und zur Pause die Auswechslung des Gelb-Rot-gefährdeten FCI-Youngsters. „Das war nicht nur ein fairer Zweikampf, aus dem das Tor entstand, sondern wir mussten den Spieler rausnehmen. Das war ein Gamechanger für die zweite Halbzeit“, meinte Wittmann, die aber auch einräumte: „Wir müssen auch bei uns selbst Fehler suchen.“
Torschütze Testroet lobt Vorbereiter Plath
Auch wenn man der Ansicht Wittmanns über den ungerechtfertigten Freistoß und dessen Folgen durchaus zustimmen kann, ist der Moment in seiner Bedeutung allerdings zu hoch gehängt. Plath, der im zentralen Mittelfeld ein gutes Spiel machte, bereits den Stellenwert einzuräumen, dass die Schanzer ohne ihn in der zweiten Halbzeit die Begegnung nicht für sich entscheiden konnten, wäre zu billig. Gleichwohl sorgte er in der Nachspielzeit der ersten Hälfte für die spielerisch hochwertigste Aktion der gesamten Begegnung, als er einen perfekten 40-Meter-Pass in den Lauf von Pascal Testroet spielte und dieser per Flachschuss den zwischenzeitlichen 1:1-Pausenstand erzielte. „Das war ein super Diagonalball von Max, der kurz vor Gelb-Rot stand und trotzdem so fokussiert bleibt, um in dieser Szene zu erkennen, dass der Raum da ist. Solche Bälle habe ich gerne, ich hoffe davon kommen noch mehr in der Saison“, lobte Testroet seinen Mitspieler.
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Das war es aber auch an Ideen im FCI-Team, das sich in der Abwehrkette behäbig den Ball zuschob und auf Lücken in der Hachinger Formation hoffte – doch die taten sich nicht auf. „Wir haben versucht, den Gegner laufen zu lassen, waren aber zu fahrig, wenn wir mal an der Seite durchgekommen sind. Wir waren am Ende nicht zwingend genug“, meinte FCI-Kapitän Lukas Fröde. Und Testroet monierte: „Es war qualitativ kein gutes Spiel. Auch Haching hatte den Sieg nicht verdient. Wenn wir einen Funken von dem gemacht hätten, was wir während der Woche im Training zeigten, viel mehr Freude, Ideen und Witz, dann hätten wir sie hergespielt. Aber wir haben keine Lösungen gefunden.“
FCI-Sportdirektor Grlic: „Ein Stück weit selbst Schuld“
Dazu kamen defensive Schwächen. Beim langgezogenen Freistoß von Simon Skarlatidis, den SpVgg-Neuzugang Tim Knipping aus fünf Metern mit dem Fuß zum 1:0 ins Tor verlängerte, fehlte zum einen die Abstimmung, zum anderen hätte Torwart Marius Funk durchaus die Flanke klären können (38.). Und beim 2:1 nach einem Missverständnis zwischen Yannick Deichmann und Dennis Borkowski am SpVgg-Strafraum hatten die Schanzer den Tempogegenstoß eigentlich schon gestoppt, ehe Deichmann und Mladen Cvjetinovic den Ball wieder vertändelten und der Ex-Ingolstädter Julian Kügel Hachings Distanzschützen Manuel Stiefler in Szene setzen konnte – der 36-Jährige vollendete mit einem Sonntagsschuss unter die Latte (65.).
Kügel hatte sogar noch das 3:1 auf dem Fuß, doch Funk parierte (77.). Der Pförringer wurde von den Hachinger Anhängern dennoch gefeiert und war selbst auch zufrieden. „Unsere Spielweise kommt mir sehr gelegen, ich komme viel über den Kampf. Auch wenn es neu für mich ist, gleich eine Führungsrolle einzunehmen, macht mich das stolz und gibt mir Selbstvertrauen, dass die Jungs zu mir aufschauen“, sagte Kügel.
Beim FCI heißt es dagegen Wunden zu lecken und den ersten Dämpfer zu verdauen. „Ich ärgere mich über die Niederlage, weil sie total unnötig war und wir auch ein Stück weit selbst Schuld waren“, meinte Sportdirektor Ivica Grlic: „Es ist ein Prozess, aus solchen Niederlagen Kraft zu schöpfen, Fehler zu korrigieren, konzentrierter zu verteidigen und auch bei Standards konsequenter zu sein.“
FCI-Kapitän Fröde: „In jedem Spiel an Leistungsgrenze gehen“
„Wir müssen uns bewusst sein, dass die 3. Liga enorm eng ist und wir in jedem Spiel an unsere Leistungsgrenze gehen müssen, sonst sind wir extrem verwundbar“, forderte Fröde, bestätigte aber nochmals das ausgerufene Saisonziel. „Es sind ganz viele Spieler hierhergekommen, um etwas zu erreichen, und das ist in dieser Liga nun mal der Aufstieg. Dieses Ziel ist nicht utopisch, das ist erwartbar“, erklärte der FCI-Kapitän und ergänzte: „Wir haben uns deshalb für den Weg entschieden, das Ziel nach außen zu geben, um daraus eine Haltung für uns zu entwickeln, ohne dass wir jede Woche über das Ziel sprechen, sondern darüber, wie wir es erreichen wollen.“
In dieser Woche müssen sich die Schanzer darüber erst mal keine Gedanken machen, da gilt der Fokus der DFB-Pokalpartie gegen den vorjährigen Finalisten 1. FC Kaiserslautern (Samstag, 15.30 Uhr).
DK
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