„Schön, dass du da bist“
Essen, Andacht und Gespräche: In der City Church feierten rund 80 Menschen Heiligabend

27.12.2023 | Stand 27.12.2023, 10:51 Uhr

Weihnachten in der City Church: 80 Menschen kommen zusammen, um in Gemeinschaft Heiligabend zu feiern. Sie singen besinnliche Lieder, die Pastor Daniel Allgaier auf der Gitarre vorträgt. Foto: Brandl

Nicht alle haben das Glück, Weihnachten mit lieben Menschen zu verbringen. Für sie leuchtet am 24. Dezember ein Licht in der City Church an der Regensburger Straße. Hierher sind jede und jeder eingeladen, Heiligabend in Gemeinschaft zu verbringen.



„Schön, dass du da bist“, begrüßt Pastor Daniel Allgaier am späten Nachmittag die Gäste im Gemeindesaal der evangelischen Freikirche. Du – damit sind alle gemeint: Alt und Jung, Erwachsene und Kinder, Verheiratete und Ledige, Familienvater und Geistlicher, Afrikaner und Asiat. Das Du knüpft sogleich ein unsichtbares Band zwischen den rund 80 Menschen, die sich an den Tischen versammelt haben, um die Geburt Christi zu feiern. Einige Gesichter kennt man aus vergangenen Jahren, als die Feier bis zum Weggang der Kapuzinermönche im Speisesaal des ehemaligen Franziskanerklosters stattfand. Etliche andere, die hier sind, gehören der Gemeinde der Freikirche an.

Eine strenge Liturgie gibt es bei dieser ökumenischen Feier, die die City Church mit Unterstützung aus der katholischen und evangelischen Kirche in Ingolstadt abhält, nicht. Benimmregeln stellt Allgaier zu Beginn trotzdem auf. Sie sind jedoch alles andere als streng. Aufstehen, herumgehen und andere kennenlernen sei ausdrücklich erwünscht, so der Pastor. „Fühlt euch frei. Das ist uns ein großes Anliegen“, sagt er. Die Idee kommt an. Es wird gesungen, gegessen, dazwischen gebetet, dann wieder gesungen und reichlich geplaudert – ganz wie es sich die Geistlichen vorstellen. Münsterkaplan Ralph Heiligtag hält eine kurze Andacht ab. Ein kleiner Junge trägt die Weihnachtsgeschichte vor. Diese Heilige Nacht ist lebendig und bunt, christlich und besinnlich, bewegend und international.

Zwischen „Ihr Kinderlein kommet“ und „O du fröhliche“ erzählt Allgaier, er wünsche sich, dass die Menschen sich wieder mehr an den kleinen Dingen erfreuten. Lob und Anerkennung sollten sie erfahren. Jeder einzelne sei von Gott genauso erdacht worden, wie er ist und deshalb etwas Besonderes, so der Pastor. „Schön, dass es dich gibt“, sagt er. Dann spricht er eine Bitte aus. Jede und jeder im Saal möchte drei Mal hintereinander diesen Satz sagen: „Es ist schön, dass es mich gibt.“ Lächelnd leisten die Gäste Folge.

Die 20 Ehrenamtlichen erhalten Applaus

Auch Ecaterina und Luzy sind unter den Gästen. Die beiden Frauen seien alleinstehend, wie sie sagen und beide Teil der Gemeinde. „Ich bin überrascht, dass so viele Leute gekommen sind. Auch welche, die ich nicht kenne. Damit habe ich nicht gerechnet“, sagt Ecaterina. Sie hätte Heiligabend auch bei Freunden verbringen können, erzählt sie. Doch dafür hätte sie wegfahren müssen. Frater Philipp lebt seit April im Vor-Oratorium, dem auch Pfarrer Heiligtag angehört. Er erlebt die Feier in Ingolstadt das erste Mal und ist beeindruckt, wie er sagt. „Die Feier ist wunderbar vorbereitet und ich bin glücklich darüber, dass sie an diesem Ort stattfinden kann“, sagt er. Rund 20 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass alle anderen bei heißen Bauernwürsten, Kaffee, Kuchen und Plätzchentellern das Fest genießen können. Dafür erhalten sie einen extra Applaus.

Nicht ausschließlich Alleinstehende kommen in dieser Heiligen Nacht hier zusammen. Es sind auch Familien darunter. So wie die Familie von Stefanie Heckmeier, die mit ihrem Mann und ihren drei Kindern mitfeiert. „Wir haben zuerst überlegt, ob wir unser traditionelles Weihnachten dieses Jahr hergeben. Doch man wird selbst beschenkt, wenn man etwas schenkt“, sagt sie augenscheinlich berührt von der herzerwärmenden Atmosphäre. Zwar gibt es vereinzelt Leute, die bald nach dem Essen wieder verschwinden. Viele andere bleiben und verleihen der Feier bis zum Ende ihren besonderen Glanz. Der Raum erscheint erfüllt von echter weihnachtlicher Freude.

Einzig der geschmückte Baum auf der Bühne fällt etwas aus dem Rahmen; er ist künstlich und kommt dem Vernehmen nach nicht bei jedem Gast gut an. Pastor Allgaier zieht nach drei Stunden ein positives Fazit. „Niemand sitzt für sich, alle sind am Ratschen. Das ist für mich die größte Freude“, sagt er.