Schicksalsspiel in Bremerhaven
ERC Ingolstadt vor drittem Viertelfinalduell gegen die Pinguins an diesem Freitag unter Druck

21.03.2024 | Stand 21.03.2024, 20:26 Uhr

Hätte, wäre, wenn: ERC-Stürmer Daniel Pietta verpatzte sich sein Jubiläumsspiel mit dem entscheidenden Fehler, der den Pinguins Bremerhaven den Siegtreffer in der Verlängerung ermöglichte – und ärgerte sich selbst am meisten darüber. Foto: Traub

Der ERC Ingolstadt steht nach zwei Niederlagen gegen die Pinguins Bremerhaven in der „Best-of-Seven“-Serie des Viertelfinales der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unter Druck. Doch die Panther haben bereits bewiesen, wie sie in einer schwierigen Situation das Ruder noch herumreißen können. Trainer Mark French ist vor dem Spiel in der Eisarena an diesem Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) zuversichtlich – und auch die Statistik macht Mut.



Wäre es so gelaufen wie immer, hätte Daniel Pietta deutlich fröhlicher in den Katakomben der Saturn-Arena gestanden. In den Medien wären haufenweise Überschriften à la „Ausgerechnet Pietta!“ aufgetaucht, und der ERC würde an diesem Freitag mit ordentlich Rückenwind an die Nordsee fliegen. Sein 500. DEL-Spiel hatte Pietta – noch im Trikot der Krefeld Pinguine – mit dem Siegtreffer in der Verlängerung gegen die Augsburger Panther gekrönt. In seinem 800. Spiel verwandelte er für den ERC im Heimspiel gegen die Straubing Tigers den entscheidenden Penalty zum 3:2, in Partie Nummer 900 gelang ihm dieses Kunststück zum 4:3-Sieg bei den Eisbären Berlin.

Wäre es so gelaufen wie immer, hätte Pietta am Mittwochabend gegen Bremerhaven in der Verlängerung mit einem Tor den ersten Sieg in dieser Viertelfinalserie gesichert – in seinem 1000. Spiel in der DEL. Doch das Schicksal entschied sich diesmal für Drama statt Kitsch, und so leistete sich – ausgerechnet – Pietta den entscheidenden Puckverlust, der Colt Conrad den Treffer zum 4:3 ermöglichte.

Pietta ärgert sich über seinen Fehler



„Dass es auch noch so passend ist, dass ich einen Fehler mache, der zu dem Konter führt und dann das Tor fällt, ist natürlich scheiße und ärgerlich“, meinte der 37-Jährige. „Bis jetzt war ich an meinen Jubiläen eigentlich immer da für die Tore. Heute war’s das Gegenteil.“ French nahm seinen Spieler, der vor Beginn der Partie gebührend für seinen Meilenstein gewürdigt und gefeiert worden war, in Schutz: „Wir gewinnen als Team – und wir verlieren als Team“, meinte der ERC-Trainer.

Nun aber stehen die Panther nach zwei Niederlagen gegen die Pinguins vor dem Auswärtsspiel in Bremerhaven an diesem Freitag gewaltig unter Druck. Wie die Wende noch gelingt? In erster Linie müssen die Ingolstädter ihre Strafzeiten reduzieren. Insgesamt 29 Minuten (Bremerhaven 21) saßen sie in den beiden bisherigen Viertelfinalpartien auf der Strafbank – für French viel zu viel. „Der Schlüssel ist, dass man nicht mehr als zwei oder drei Strafen pro Spiel ziehen darf“, befand der Trainer.

Am Mittwochabend kosteten die häufigen Strafen sogar den Sieg, nachdem sie trotz einer 3:1-Führung noch zwei Gegentore in Unterzahl kassierten – gegen das beste Powerplay-Team der Hauptrunde sowie der K.-.o.-Runde. „Wenn man mit zwei Toren in Führung liegt, ist natürlich das Letzte, was man will, so viel Zeit in Unterzahl zu verbringen. Doch das ist uns leider viel zu häufig passiert“, monierte French. „Wir wollen hart spielen, aber das darf uns nicht von unserem Weg abbringen.“

Effizienz spricht für den ERC



Hoffnung macht den Ingolstädtern, dass sie im Fünf gegen Fünf am Mittwoch den Pinguins mindestens gleichwertig waren und das Spiel weitgehend unter Kontrolle hatten. Sieben Treffer bei nur 40 Schüssen in den beiden Partien sprechen zudem für die Effektivität des ERC. Maury Edwards und Wayne Simpson führen die Topscorerwertung der Play-offs an. Und sein Team fürchte sich nicht vor Auswärtsspielen, konstatierte French.

Dass das Halbfinalticket schon gebucht ist, glauben jedenfalls selbst die Pinguins längst noch nicht. „Es sollte jedem klar sein, dass es eine enge Serie werden wird, dafür hat Ingolstadt zu viel Play-off-Erfahrung, gerade aus dem letzten Jahr“, meinte Trainer Thomas Popiesch am Mittwoch. „Die Mannschaft weiß, wie es funktioniert, wie man wieder zurückkommen kann.“

Das zeigt nicht nur der Blick auf die Pre-Play-off-Serie gegen die Kölner Haie, in der der ERC bereits seine Comeback-Qualitäten bewies, sondern auch auf die Statistik: Jedes Mal wenn die Panther in ihrer DEL-Geschichte in einer „Best-of-Seven“-Serie mit 0:2 in Rückstand lagen, triumphierten sie im dritten Duell – insgesamt fünfmal. „Ich bin immer noch guter Dinge, dass wir die Serie gewinnen können“, sagte Pietta. Vielleicht gelingt ihm ja der Siegtreffer diesmal mit zwei Tagen Verspätung – ausgerechnet!