3:4 nach Penaltyschießen
ERC Ingolstadt holt in Straubing nach 0:2 noch einen Punkt

Kabinenpredigt von Trainer Mark French wirkt

15.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:28 Uhr

Das Tor des Straubinger Goalies Hunter Miska war für den ERC Ingolstadt am Sonntag lange wie vernagelt – doch im dritten Drittel schlugen die Ingolstädter dreimal zu. Foto: Traub

Straubing – Eine Abneigung gegen Straubing, die Tigers und das Eisstadion am Pulverturm, wie sie Doug Shedden in seinen Jahren als Trainer des ERC Ingolstadt entwickelte, dürfte Mark French nicht verspüren (geschweige denn so unverblümt artikulieren). Zwar hat auch der aktuelle Panther-Coach die katastrophale Panther-Bilanz in Niederbayern (nun 14 Niederlagen in den jüngsten 15 Gastspielen) nicht aufhübschen können, doch am Sonntag gelang den Ingolstädtern beim heimstärksten Team der Deutschen Eishockey-Liga mit dem 3:4 (0:1, 0:1, 3:1, 0:0, 0:1) nach Penaltyschießen immerhin ein Achtungserfolg.

Ohne die verletzt fehlende Paradereihe um Wayne Simpson, Charles Bertrand und Mirko Höfflin hatten die Panther zwei Drittel lang Probleme, gefährlich in die Offensivzone zu kommen – um dann im Schlussabschnitt mit drei Treffern zu explodieren. Nach torloser Verlängerung sicherte Travis Turnbull den Gastgebern im Shoot-out den Extrapunkt. „Jeder spielt ein bisschen besser, und deswegen haben wir trotz der vielen Ausfälle ordentlich gepunktet“, lautete Frederik Storms Analyse des Spiels in Straubing und der vergangenen Wochen. „Das dritte Drittel zeigt den Charakter dieser Mannschaft“, lobte French.

Die zahlreich mitgereisten ERC-Fans hatten ihrem Lieblingsklub vor dem ersten Bully mit einer tollen Choreografie zum 59. Geburtstag gratuliert und feuerten fleißig an, sahen im Auftaktdrittel jedoch doppelt so viele Tigers-Torschüsse wie Ingolstädter (14:7). Allerdings leisteten sich die Straubinger auch die eine oder andere Ungenauigkeit: Nach einem Fehler von Brandon Manning scheiterte Wojciech Stachowiak an Tigers-Goalie Hunter Miska (15.). Aus eigener Kraft und ohne Unterstützung des Gegners gelang es dem ERC nur selten, sich nach vorne zu kombinieren: Es war fast ausschließlich die Reihe um Daniel Pietta, Frederik Storm und Tye McGinn, die vereinzelt Offensivakzente setzen konnte. Die Tigers waren nach acht Minuten erfolgreicher gewesen: Einen Steilpass Cody Lampls versenkte Garrett Festerling eiskalt zum 1:0 für die Gastgeber.

Auch der Mittelabschnitt gehörte klar den Hausherren, die durch Turnbull (24./34.), Festerling (31.), Luke Adam (32.) und Jason Akeson (38.) hochkarätige Chancen vergaben oder am starken Michael Garteig verzweifelten. Einzig Tigers-Urgestein Sandro Schönberger konnte den ERC-Goalie nach schöner Kombination über Joshua Samanski und Lipon zum 2:0 überwinden (24.). „Michael hat uns da im Spiel gehalten“, lobte French, Storm nannte seinen Teamkollegen sogar „unglaublich“.

Den Panthern hingegen drohte zu diesem Zeitpunkt die Einstellung des Saison-Minusrekords an Torschüssen (20 beim 3:2-Sieg in Köln im November). „Wir haben keinen Rhythmus gefunden“, analysierte Storm. „Ich habe dem Team gesagt, dass wir noch nicht verloren haben. Wir wollten den Tank leermachen und schauen, was noch geht“, verriet French, der laut Storm bei seiner Kabinenansprache nach 40 Minuten etwas lauter geworden war.

Das wirkte: Storm schloss nach Pass von Mat Bodie einen Alleingang gekonnt zum Anschlusstreffer ab (45.). Plötzlich war der ERC voll im Spiel, und Miska musste gegen Stachowiak das 2:2 verhindern (46.). Ein überstandenes Straubinger Powerplay später war es jedoch so weit: Stefan Matteau reagierte am schnellsten und drückte die Scheibe über die Linie, nachdem Jerome Flaake sie vors Tor gepasst hatte (50.).

Die Panther witterten nun sogar die Chance auf drei Punkte, setzten gegen taumelnde Straubinger nach – und wurden belohnt: Nachdem Storm eine Riesen-Doppelchance vergeben hatte, donnerte Leon Hüttl den Puck aus der zweiten Reihe ins Netz (55.). „Nur schade, dass wir das nicht über die Zeit gebracht haben“, befand French.

Denn Tigers-Coach Tom Pokel nahm Miska zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis – und tatsächlich schickte Mike Connolly die Partie per Abfälscher zum 3:3 (59.) in die Verlängerung. Dort hatten Pietta (62.) und Lipon (64.) die Entscheidung auf dem Schläger, doch die Overtime blieb torlos.

DK


Straubing Tigers: Miska – Kohl, Brandt; Bourque, Manning; Lampl, Zimmermann – Lipon, Adam, Tuomie; Akeson, Festerling, Connolly; Turnbull, Samanski, Schönberger; St. Denis, Zengerle, Leier.
ERC Ingolstadt: Garteig – Hüttl, Bodie; Edwards, Jobke; Marshall, Wagner; Hübner – Storm, Pietta, McGinn; Krauß, Stachowiak, Flaake; Friedrich, Henriquez, Matteau; Brune, Schindler.
Schiedsrichter: Gofman/Steingroß. – Tore: 1:0 Festerling (8.), 2:0 Schönberger (24.), 2:1 Storm (45.), 2:2 Matteau (50.), 2:3 Hüttl (55.), 3:3 Connolly (59.), 4:3 Turnbull (Penalty). – Strafminuten: 6/6. – Zuschauer: 4485 (ausverkauft).