"Er sollte schon wissen, was er tut"

Testen darf theoretisch jeder mit einem medizinischen Background - genaue Definition dafür gibt es nicht

29.04.2021 | Stand 29.04.2021, 7:19 Uhr
Zelt −Foto: Hammer

Testen darf theoretisch jeder mit einem medizinischen Background - genaue Definition dafür gibt es nicht

Von Doris Mayr

Weiße Zelte mit der Aufschrift "Schnelltest-Station". Neben den drei städtischen Testzentren für Antigen-Schnelltests stehen immer mehr dieser Anlaufstellen in Ingolstadt verteilt: am Westpark-Einkaufszentrum, am Ingolstadt Village, vor dem Oldtimer-Hotel, auf Supermarkt-Plätzen - und es werden mit Sicherheit noch mehr. Aber darf die Stationen eigentlich jeder einfach so eröffnen?

"Grundsätzlich darf jeder ein Zentrum aufmachen. Jeder darf testen", erklärt Klaus Friedrich, Leiter des Gesundheitsamtes Ingolstadt. "Wer für die Tests aber Bestätigungen ausstellen will, muss Voraussetzungen erfüllen: Das heißt er benötigt einen medizinischen Background und einen adäquaten Schnelltest. " Außerdem müsse er dem Gesundheitsamt ein Hygienekonzept vorlegen können und auch die Kommunikationswege sicherstellen. "Wir möchten natürlich genau beschrieben haben, was passiert, wenn einer positiv getestet wird."

Es brauche also jemanden, der die medizinische Verantwortung für die Schnelltests hat. "Auch für die Durchführung der Tests selber sollte man einen medizinischen Background haben - er sollte schon wissen, was er tut", sagt Friedrich. "Es ist allerdings nicht festgeschrieben, was medizinischer Background heißt. Es gibt Literatur, in der steht, dass wenn einer in die Durchführung der Tests eingewiesen ist, reicht das. " Es gebe Hersteller, die eine dreistündige Einweisung für das Personal anbieten. "Darüber kann man aber trefflich diskutieren, wie ausführlich diese medizinischen Hintergrundkenntnisse sein müssen. "

Oliver Mayer hat am vergangenen Wochenende vor seinem Oldtimer-Hotel ein Schnelltest-Zentrum aufgebaut. In dieses kann man sowohl zu Fuß oder mit dem Rad als auch mit dem Auto kommen. "Die Tests macht bei uns ein Arzt aus München. Der hat Helfer mit medizinischem Background dabei und stellt auch die Bescheinigungen aus", erklärt er. Die Leute nähmen das auch wirklich in Anspruch. "Ich halte das für eine gute Sache. Je mehr man testet, desto schneller kann man erkennen, wer Corona hat. " Dann könne man auch Maßnahmen ergreifen, sagt Mayer.

Einen anderen Grund hatten Uli Schwarz und Stefan Hilpert von der Positiv-Gruppe, die 15 Fitness-Studios in der Region betreibt, im Hinterkopf. "Ursprünglich hatten wir gehofft, dass die Fitness-Studios wieder öffnen dürfen. Es war uns klar, dass die Mitglieder einen negativen Test brauchen, wenn sie trainieren möchten", erzählt Schwarz. "Deshalb wollten wir ein Schnelltestzentrum gleich vor die Tür bauen. " Dann kam alles anders - die Idee blieb aber bestehen und wurde jetzt in die Tat umgesetzt. "Vergangenes Wochenende haben wir ein Testzentrum auf dem Volksfestplatz in Pfaffenhofen in Betrieb genommen. Wir sind zufrieden. Die Leute sind megahappy und wir bekommen durchweg positive Resonanz. " Am Freitag eröffnen die beiden ein weiteres Schnelltestzentrum - auf dem Gelände von Edeka Braun an der Lena-Christ-Straße. "Die Zelte sind schon aufgebaut. Die Woche drauf folgt dann ein Weiteres vor dem Positiv an der Münchener Straße. "

Schwarz und Hilpert dürfen die Tests selber mit der Krankenkasse abrechnen. "Der Verein First Responder Süd hat unsere Leute ausgebildet. Mindestens drei bis vier Stunden dauert der Lehrgang", sagt Stefan Hilpert. "In dem Kurs lernt man die Arbeitsschutzmaßnahmen - wir müssen da ja im Vollschutz aufmarschieren mit doppelten Handschuhen übereinander - , die Hygieneschutzmaßnahmen, die Durchführung selber. Dann wird das in einem Praxisteil geübt. Wir wollen zu 100 000 Prozent sichergehen, dass wir es so umsetzen, wie wir es gelernt haben. "

Der Ingolstädter Christian Barbu hat nicht so gute Erfahrungen mit einem privaten Schnelltest-Zentrum an der Permoserstraße gemacht - keines der vorher genannten: "Am Montag hatte ich eine konfuse Situation", berichtet der 30-Jährige. "Ich bin mit einem Online-Termin hingegangen und wurde negativ getestet. Die Bestätigung sollte per E-Mail kommen. Allerdings kam keine. " Daraufhin sei er noch mal zum Zentrum gefahren. "Nach langem Hin und Her hat man mir einen Zettel in die Hand gedrückt, der als Nachweis dienen sollte. " Auf diesem Zettel sei notiert worden, dass der Test um 11.50 Uhr gemacht worden sei. "Der Zettel ist aber um 11.39 Uhr unterschrieben worden. Die haben mir also schon im Voraus das Ergebnis mitgeteilt." Und als er dann daheim noch einmal auf das Schriftstück geschaut hat, sei kein Ergebnis angekreuzt gewesen. "Dann bin ich in eine städtische Einrichtung. Da hat das ganze super funktioniert." Trotzdem ärgert er sich. "Ich mach das ja nicht aus Jux und Tollerei." Da bei der Betreiberfirma niemand erreichbar gewesen sei, habe er auch im Ingolstädter Gesundheitsamt angerufen.

Dieses sei laut Leiter Klaus Friedrich für die Überprüfung der Durchführung aber nicht zuständig. "Wir kontrollieren ja auch nicht, ob die im Klinikum den Blinddarm richtig operieren. Wir könnten lediglich die hygienischen Voraussetzungen anschauen."