„Eiskalte Strategie"

Mit einem weiteren Warnstreik im Güterverkehrszentrum hat die IG Metall ihren Forderungen Nachdruck verliehen

12.03.2021 | Stand 12.03.2021, 16:43 Uhr
Warnstreik −Foto: Pehl

Mit einem weiteren Warnstreik im Güterverkehrszentrum hat die IG Metall ihren Forderungen Nachdruck verliehen

Von Berhard Pehl

Mit einem weiteren Warnstreik, diesmal im Güterverkehrszentrum (GVZ), hat die IG Metall ihren Forderungen in der laufenden Tarifauseinandersetzung Nachdruck verliehen. Wegen der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung am frühen Freitagnachmittag unter speziellen Auflagen statt. So konnten bei weitem nicht so viele Gewerkschafter mitmachen wie bei früheren Tarifauseinandersetzungen.

Um die Abstandsregeln einzuhalten, war für jeden Teilnehmer als Standort am Boden ein roter Punkt aufgesprüht. Während der von der IG Metall so bezeichneten Früh-Schluss-Aktion mit Kundgebung galt Maskenpflicht. Mit zahlreichen Ratschen schafften es die Gewerkschafter dennoch, genügend Lärm zu machen. Trillerpfeifen waren laut Auflagen zwar erlaubt, aber nur unter der Maske. . .

"Es geht um vier Prozent mehr Geld. Es geht um Beschäftigungssicherung. Es geht um Zukunftstarifverträge", eröffnete Bernhard Stiedl die Kundgebungen. Doch nichts davon wollen nach den Worten des Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Ingolstadt die Arbeitgeber zugestehen. Nicht nur, dass es nach der Nullrunde vom vergangenen Jahr auch heuer keine Entgelterhöhung geben soll. "Das reicht ihnen nicht. Sie wollen uns auch noch Geld nehmen", rief Stiedl den Teilnehmern zu. Urlaubs- und Weihnachtsgeld solle danach gestrichen werden.

Während der Friedenspflicht hätten sich die Arbeitgeber "nicht wirklich" um eine rasche Einigung bemüht und in der jetzigen Auseinandersetzung keine einzige Frage beantwortet, sondern stattdessen nur Gegenforderungen gestellt. "Sie meinen, die IG Metall ist in der Pandemie nicht durchsetzungsfähig. So ihre eiskalte Strategie."

Dabei hätten die Unternehmen ohne den Beitrag der Beschäftigten die Pandemie nicht so gut überstanden. "Wir haben unsere Arbeitszeitkonten abgebaut, wir waren in Kurzarbeit, wir haben auf Schichten verzichtet", rief Stiedl den Streikenden zu. Jetzt schlägt die IG Metall eine optionale Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeldausgleich vor. "Wenn weniger Arbeit da ist, macht es doch Sinn, dass alle weniger arbeiten, damit alle Beschäftigten im Unternehmen bleiben können. " Außerdem fordert die Gewerkschaft betriebliche Zusatztarifverträge zur Sicherung von Beschäftigung, Qualifizierung und Innovationen. Laut Stiedl sind über die Hälfte der Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie von der Transformation betroffen.

Neben der Zweiten Bevollmächtigten Tamara Hübner unterstrichen Alexander Fritsch und Enno Frömert die Forderungen der Gewerkschaft. "Wir erwirtschaften den Reichtum in unserer Gesellschaft", rief Frömert, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Scherm, den Streikenden zu. "Wir streiken und wir können streiken", bekräftigte Alexander Fritsch die Bereitschaft der Organisierten der Logistikfirma Imperial, wo er Betriebsratsvorsitzender ist, zu weiteren Arbeitsniederlegungen in der oder den nächsten Runden. Wenn es sein müsse, würden die Warnstreiks auch ausgeweitet. Gleichzeitig rief er die Arbeitgeber zu Verhandlungen auf: "Wir können die Krise nur gemeinsam meistern. "

Die IG Metall plant in der nächsten Woche weitere Aktionen. Parallel dazu laufen die Verhandlungen mit den Arbeitgebern weiter.