Einsatzzahlen steigen während Pandemiejahr nur leicht an

22.07.2021 | Stand 22.07.2021, 8:11 Uhr
−Foto: Kraus

Rohrbacher Rettungswagen rückt im Vergleich am schnellsten aus - Diskussion um schlechtere Werte in Geisenfeld und Beilngries

(ty) Minimal mehr Einsätze für Notärzte und mehr Notfälle: Ein Blick in die Statistik der Integrierten Leitstelle Ingolstadt zeigt meist nur leichte Veränderungen in 2020. Allerdings wird auch klar: Während die Rettungswagen vor allem in Rohrbach und Geisenfeld zügig ausrücken, gibt es in Beilngries (Landkreis Eichstätt) Grund zur Sorge.

Wie Geschäftsführer Günther Griesche am Mittwoch in der Sitzung des Rettungszweckverbands erklärte, stieg die Zahl der Notfalleinsätze im gesamten Gebiet an - lediglich in der Stadt Ingolstadt ist der Wert zurückgegangen. "In 2021 hat sich das wieder reguliert", sagte Griesche. Insgesamt sind die Einsatzzahlen angestiegen, "aber nicht so sehr wie in den letzten Jahren". Hintergrund ist hier die Coronapandemie, vermutet Griesche.

Viele Lücken bei der Notarztversorgung

Günther Schalk, Verbandsmitglied aus Schrobenhausen, erkundigte sich nach der Situation der Notärzte. Wie Griesche erläuterte, gebe es "relativ viele Lücken". Hintergrund sei wohl vor allem die Bezahlung: "Es war ein großer Unmut erkennbar." Es habe nun aber Verhandlungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) gegeben: Die Bezahlung der Bereitschaftszeit soll besser ausfallen. "Wir hoffen, dass sich der Unmut so mindert." Das hält der Ingolstädter Mediziner Christoph Spaeth für fraglich. "Das ist jetzt marginal besser geworden. Ich glaube nicht, dass das einen Effekt hat", sagte er. Vor allem im Vergleich zu Ärzten in den Impfzentren und auch im KV-Bereitschaftsdienst sei die Bezahlung der Notärzte noch immer zu schlecht.

Schnell genug am Einsatzort?

Bei den Hilfsfristen - ab dem Anruf in der Leitstelle sind zwölf Minuten Zeit, um zum Einsatzort zu kommen - konnte der Geschäftsführer vor allem den Stellplatz Rohrbach loben. "Der Rettungswagen hat bei den Ausrückzeiten seinen Spitzenplatz zum wiederholten Mal verteidigt", sagte Griesche. "Die Rohrbacher sind am schnellsten im Auto. Ich bin ganz bestürzt, dass auch Geisenfeld vorn mit dabei ist", fügte der Geschäftsführer als Scherz an. Denn bei den Notarzteinsätzen holte sich Geisenfeld den Spitzenplatz. "Der Landrat hat seinen Landkreis im Griff." Sorgen mache allerdings der Standort Beilngries. "Dort haben wir die größte Lücke", sagte Griesche. Angestrebt ist ein Einhalten der Hilfsfrist in mindestens 80 Prozent der Fälle, Beilngries lag 2020 bei 77,4 Prozent. "Wir haben festgestellt, dass wir hier relativ große Probleme haben", erklärte der Geschäftsführer. Ein Gutachten soll die Ursachen offen legen. "Wir wollen die Situation verbessern", fasste Griesche zusammen.

Für den Wolnzacher Verbandsrat Werner Hammerschmid stellen sich die Zahlen zu Geisenfeld allerdings nicht so positiv dar: Die Frist wurde im zweiten Halbjahr 2020 nur in weniger als 80 Prozent der Einsätze eingehalten. Griesche gab hier Entwarnung: "Wir waren 2019 immer über 80 Prozent und 2020 im Mittel auch über 80 Prozent", sagte er. "In 2021 sind die Zahlen bereits wieder besser." Für das erste Quartal in diesem Jahr meldet Geisenfeld immerhin 84,5 Prozent.

Helfer vor Ort und First Responder kaum im Einsatz

Recht drastisch fällt der Rückgang bei den Einsätzen von Helfern vor Ort und First-Responder-Gruppen aus. 2019 waren in der Region 10 noch mehr als 5000 Fälle notiert, im Jahr darauf wurden nur noch knapp 2200 Einsätze gezählt. In Vohburg waren es beispielsweise mit 278 Fällen genau 420 Einsätze weniger, in Wolnzach waren die Helfer nur in 277 Fällen (2019: 658) aktiv. "Wir haben die Alarmierung der First Responder eine Zeit lang ausgesetzt", erklärte hierzu Griesche. Die Covid-Gefahr und fehlender Impfstoff waren hierbei die Gründe. "Wir wollten unsere Leute schützen", stellt er klar.

Koordination zwischen den Krankenhäusern

Marcus Kettemann koordinierte in den vergangenen Monaten die verschiedenen Krankenhäuser in der Region10. Seine Position war im Zuge der zweiten Coronawelle geschaffen worden. Bis zum 18. Juli war er nun Ärztlicher Leiter Krankenhauskoordination. Verbandschef Peter von der Grün allerdings stellte scherzhaft klar: "Ich habe Ihre Telefonnummer." Denn in den vergangenen Monaten war Kettemann zuständig, die freien Betten in den Krankenhäusern der Region bestmöglich zu koordinieren. "Wir waren in der Region kontinuierlich in der Lage, die Patienten zu versorgen", sagte Kettemann. Zweimal habe es die Anweisung an Krankenhäuser gegeben, dass keine planbaren Operationen stattfinden sollen, "sonst wäre es knapp geworden mit den Intensivbetten". Nur in Ausnahmefällen - wenn das Blut mit einer speziellen Maschine mit Sauerstoff angereichert werden musste - wurden Patienten aus der Region verlegt; umgekehrt haben die Krankenhäuser hier mehrere Patienten aus anderen Orten Bayerns aufgenommen. Zudem gibt es in Ingolstadt ein sogenanntes Überlaufzentrum: Im Passauer Wolf neben der Klinik können Patienten aus den Krankenhäusern untergebracht werden; so bleiben in den Kliniken Betten frei. clm